Szene aus Das fünfte Element
Filmplakat von Das fünfte Element

Das fünfte Element

126 min | Abenteuer, Science Fiction, Action | FSK 12
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New York im 23. Jahrhundert. Ex-Elitesoldat Korben Dallas (Bruce Willis) staunt nicht schlecht, als ihm eine athletische Amazone durchs Dach seines Flugtaxis kracht. Plötzlich liegt die Zukunft der Menschheit in seinen Händen, denn Leeloo (Milla Jovovich) ist das "Fünfte Element": von Außerirdischen zur Erde geschickt, um den Planeten gegen das unfassbar Böse zu verteidigen. Korben bringt sie zu Priester Vito Cornelius (Ian Holm), der mit Leeloos Volk in Verbindung steht, und erfährt, dass Leeloo vier besondere Steine braucht, um ihren Zauber zu entfalten. Hinter denen ist auch Waffenhändler Zorg (Gary Oldman) her, der mit dem Bösen im Bunde ist. Mithilfe außerirdischer Krieger setzt er alles daran, um Korbens globale Rettungsmission zu torpedieren...

Filmkritik

Was dem deutschen Regisseur Roland Emmerich sein „Independence Day“, ist Luc Besson „Das fünfte Element". Beide Filme verfolgen utopische Sujets, könnten jedoch verschiedener nicht sein. Während Emmerich es mit auftrumpfender Direktheit hält, webt Besson ein fantastisch-dekoratives Geflecht aus kinobekannten Science-Fiction-Rudimenten. Beide Filme münden in superteure Zerstörungsorgien der gewohnten Art, beide geben sich nicht viel mit Story und Logik ab; doch sie scheinen diametral entgegengesetzten kreativen Hemisphären zu entstammen. Bei „Independence Day“ langweilt sich allmählich nicht nur der Verstand, sondern auch das Auge; bei Besson hingegen gibt es so viel zu sehen, dass man kaum zum Nachdenken über die konstruierten Plattitüden der Handlung kommt.

Vier Platten und ein fluides Element

„Das fünfte Element“ beginnt 1914 in einer ägyptischen Grabstätte, wo man mit vier mystischen Steinplatten bekannt gemacht wird. Sie symbolisieren die vier Elemente Erde, Luft, Feuer und Wasser. 300 Jahre später wächst den Steinen eine lebensrettende Funktion zu. Doch um die schwarze Masse materialisierten Übels abzuwenden, die auf die Erde zurast, bedürfen sie der Verbindung mit dem „fünften Element“, welches das Leben schlechthin ist.

Nicht nur der Präsident der Föderation, als deren Zentrum ein in die dritte Dimension übersteigertes New-York-Metropolis sichtbar wird, sondern auch der faschistoide Agent des Bösen müssen den Wettlauf mit der Zeit gewinnen. Das Symbol des Lebens nimmt in einem Frankensteinschen Labor die Gestalt einer jungen Frau an, die sich von ihren Fesseln befreit und auf der Flucht im Lufttaxi eines ehemaligen Elite-Majors endet. Der und ein mysteriöser Priester enträtseln schließlich das Geheimnis der Elemente und wenden in letzter Sekunde die Vernichtung ab, nicht ohne zuvor die Ferienidylle eines intergalaktischen Kreuzfahrtschiffes nach allen Regeln pyromaner Kinotechnik zu zerstören.

All dies, was man die Handlung nennen könnte, wird in winzigen Appetithäppchen verabfolgt und stellt sich im Verlauf der zwei Filmstunden als gar nicht so wichtig heraus. Man braucht sich gar nicht der Erwartung hinzugeben, dass Personen durchgezeichnet oder Handlungsfäden sinnvoll zu Ende gesponnen würden. Luc Besson, dem die Idee zu „Das fünfte Element“ angeblich schon als Halbwüchsigem gekommen ist, angelt sich virtuos an den Markierungspunkten der Story entlang, um Augen und Ohren zu unterhalten. Kostüme, Dekors und Effekte sind wichtiger als die Verfolgung der Handlungslinie.

Drag-Queen moderiert Super-Freak-Show

Besson weiß, dass Science Fiction als Camp-Erlebnis nicht von logischen Zusammenhängen, sondern von möglichst bizarren entwicklungstechnischen und metaphysischen Andeutungen lebt. Die mixt er zu einer bunten und lauten, fast niemals langweiligen Melange aus Dutzenden von Erinnerungsfetzen filmhistorisch versierter Kinogänger zusammen, sinnbildlich moderiert von einer Drag-Queen als eine Art Super-Freak-Show, in die eine blaufarbene galaktische „Diva“ sogar ein paar überraschend poetisch-sentimentale Töne einbringen darf.

Es gibt keinen Augenblick in „Das fünfte Element“, der nicht Zitat, Eloge oder Parodie eines berühmten filmischen Vorgängers ist. Die Hommage auf das Genre wird zum Prinzip erhoben. Es ist nicht zuletzt das Wiedererkennen, das „Das fünfte Element“ so vergnüglich macht. Von Fritz Langs „Metropolis“ und Karl Freunds „Die Mumie“ über Carpenters „Dark Star“ und Roger Vadims „Barbarella“ bis zu „Star Wars“, „Total Recall“ und immer wieder „Blade Runner“ badet Besson förmlich in cineastischen Ekstasen.

Es ist die Frage, was man als Zuschauer von einem mit umgerechnet 150 Millionen DM teuren Science-Fiction-Film erwartet, um anschließend zufrieden oder enttäuscht aus dem Kino zu kommen. Besson vertraut darauf, dass die simplen, aber wirkungsvollen Versatzstücke der Filmgeschichte genügend Reiz bieten, um auch ein heutiges Publikum zufriedenzustellen, wenn sich der Film nie zu lange bei ihnen aufhält und vor allem nie mit dem Finger auf sie zeigt. Niemand lässt sich gern als dumm verhöhnen, wenn er etwas nicht erkennt.

Design ist alles

Deshalb hält es Besson mit der Verpackung. Ob das auf allen horizontalen und vertikalen Ebenen zum Leben erweckte New York des 23. Jahrhunderts, ob die wie metallische Rieseninsekten daherkommenden Abgesandten ferner Galaxien, ob das gigantomane Dekor futuristischer Vergnügungsreisen oder auch nur all die Kostüme, Frisuren und Schminken: „Das fünfte Element“ hüllt jede Szene in eine schillernde Folie unablässig erfindungsreicher Verpackung, die den Film von der Mehrzahl seiner uniformen US-amerikanischen Konkurrenten aus jüngster Produktion deutlich unterscheidet. Bessons Film ist französisch in demselben Sinn, in dem die Kreationen der Pariser Modeschöpfer französisch sind. Design ist alles! Wem das einen Kinobesuch wert ist, der kommt bei „Das Fünfte Element“ auf seine Kosten.

Erschienen auf filmdienst.deDas fünfte ElementVon: Franz Everschor (19.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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