Szene aus Against All Enemies
Filmplakat von Against All Enemies

Against All Enemies

103 min | Drama, Thriller | FSK 6
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Die gefeierte Schauspielerin Jean Seberg ist Ende der 60er Jahre bereits zur Stil-Ikone avanciert. Durch ihr politisches Engagement für die Black Panthers und ihre Affäre mit dem schwarzen Bürgerrechtler Hakim Jamal gerät sie jedoch zunehmend ins Visier des FBI. Um die Black-Power-Bewegung zu sabotieren, setzt der US-Überwachungsapparat den Hollywood-Star mit immer brutaleren Methoden unter Druck - Jean wird zum Opfer einer beispiellosen Verschwörungs- und Hetzkampagne. Jack Solomon, ein junger und ehrgeiziger FBI-Agent, wird damit beauftragt, sie rund um die Uhr zu überwachen. Doch je mehr er über die faszinierende Frau in Erfahrung bringt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind ...

Filmkritik

Menschen, die sich als Verehrer des Unternehmertums und der Hausfrau bezeichnen, klingen zunächst hinterwäldlerisch – aber noch nicht bedrohlich. Doch ihre Gefährlichkeit haben rechte Gruppen wie die „Proud Boys“, die „Oath Keepers“ oder die „Three Percenters“ am 6. Januar 2021 bewiesen. Mit tausenden Gleichgesinnten stürmten sie das Zentrum der US-Demokratie in der Hauptstadt Washington und versuchten, die Zertifizierung der zwei Monate zuvor angeblich gestohlenen Wahl zu und die Vereidigung des neuen Präsidenten Joe Biden zu verhindern. Kongressabgeordnete verschanzten sich in Schutzräumen und fürchteten, nicht zu Unrecht, um ihr Leben. Einige der Aufwiegler starben, aber auch Polizisten, die sich ihnen entgegenstellten, einige später durch Suizid.

Veteranen als „soziales Gütesiegel“

Die Dokumentation „Der Feind im Inneren – US-Veteranen gegen die Demokratie“ beschäftigt sich mit jenen Verschwörungstheoretikern und Trumpisten, die vor bald drei Jahren die Weltöffentlichkeit in Aufregung versetzten. Sie lässt Menschen zu Wort kommen, die den paramilitärischen Gruppen nahestehen, widmet sich aber auch jenen, die vor der Bedrohung durch sie warnen. Es fällt auf, dass ungewöhnlich viele Veteranen unter den Aufständischen waren – noch dazu Hochdekorierte wie der Anführer der „Oath Keepers“, Stewart Rhodes. Sie verleihen den Bewegungen eine Form von Glaubwürdigkeit, als „soziales Gütesiegel“ bezeichnet es ein Experte. Klar, profane Motive wie Geldsorgen oder Geltungsdrang mögen auch noch eine Rolle gespielt haben: Doch immerhin haben diese Menschen für ihr Land das eigene Leben aufs Spiel gesetzt.

Regisseur Charlie Sadoff zeichnet in seiner unter Aufbietung zahlreicher Talking Heads recht klassisch gehaltenen Politdoku eine amerikanische Form rechtsradikaler Ideengeschichte nach: Er erinnert daran, dass die Tradition des Fernhaltens schwarzer Bürger von den Wahlurnen just dann begann, als sie nach dem Bürgerkrieg das Wahlrecht von der Verfassung zugesprochen bekamen. Maßgeblicher Akteur war der rassistische Ku-Klux-Klan, der in den 1920er-Jahren sogar die Demokratische Partei in den USA kontrollierte. Einen Kipppunkt stellte deutlich später der Vietnamkrieg dar: die aus dem verlorenen Kampf heimgekehrten Veteranen fühlten sich von der amerikanischen Gesellschaft im Stich gelassen, waren denen, für die sie gekämpft zu haben meinten, entfremdet. Eines wird aber auch deutlich: Was man früher als radikale Randgruppe bezeichnen konnte, stellt heute einen beträchtlichen Teil der amerikanischen Bevölkerung dar.

Nicht mehr in der gleichen Realität

Wenn die Aufständischen vorgeben, sie seien die wahren Hüter der Verfassung, scheinen sie eine ewige weiße Vorherrschaft darin hineinzulesen. Dem berüchtigten Slogan „Wir holen uns unser Land zurück“ ist zu entnehmen, dass sie das Land als ihr Eigentum betrachten. „Viele sind im Grunde anständige Leute. Aber wir leben nicht mehr in der gleichen Realität,“ meint ein Experte im Film, und das klingt ebenso beschwichtigend wie ratlos. Begünstigend wirkt sich für die Rechtsterroristen aus, dass die US-amerikanische Gesetzgebung vor aus dem Inland kommenden Bedrohungen kaum schützt.

Formal wirkt „Der Feind im Inneren“ recht herkömmlich: Neben den Experten, die die Bewegung einordnen, sind viel Archivmaterial, Nachrichtenschnipsel, Ausschnitte aus sozialen Medien zu sehen. Dabei unterlaufen der deutschen Fassung auch Fehler: Georgias „Secretary of State“ als „Außenminister“ zu bezeichnen, ist ziemlich irreführend, denn dieses Amt ist eher mit dem eines Innenministers vergleichbar; die Posten vereinen vor allem die Befugnisse über den Wahlablauf in den Bundesstaaten – deshalb standen diese Menschen ja 2020 so im Kreuzfeuer. Als leuchtendes Beispiel eines besonnenen Veteranen, wie es sie auch gibt, präsentiert die Dokumentation im Übrigen Kristofer Goldsmith, der lange im Irak diente, wo er „den Segen der Unwissenheit“ verlor. Heute forscht er als Politikwissenschaftler zu extremistischen Bewegungen.

Die aufschlussreiche Doku zeichnet ein reichlich düsteres Bild. Es ist schließlich nicht auszuschließen, dass mit Donald Trump der Held der Aufständischen des 6. Januar 2021 bald wieder das größte Land der westlichen Welt regieren wird.

Erschienen auf filmdienst.deAgainst All EnemiesVon: Arne Koltermann (27.11.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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