Szene aus Alle für Ella
Filmplakat von Alle für Ella

Alle für Ella

100 min | Drama, Komödie, Musik | FSK 6
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Ella erlebt den Sommer ihres Lebens. Zusammen mit ihren drei besten Freundinnen gründet sie eine Band, mit der sie nach dem Abi so richtig durchstarten wollen. Ella überredet die Mädels bei einem Song-Contest mitzumachen: Das wäre DIE Chance! Ihr stärkster Konkurrent ist ein arroganter Rapper, den Ella von ihrem ätzenden Nebenjob kennt und der auch noch unverschämt gut aussieht. Ella und ihre BFFS sind sich einig – „Sisters before Misters“ – oder etwa nicht?

Filmkritik

Ella liebt Musik, genau wie ihre besten Freundinnen Anaïs, Romy und Cahide. Zusammen bilden sie die poppige Band Virginia Woolfpack. Die seit Kindertagen unzertrennlichen Schülerinnen stehen kurz vor dem Abitur und damit vor der großen Frage, wie es danach weitergeht.

Während Ella davon träumt, in die Musikindustrie einzusteigen, bedeutet die Band für die anderen Mädchen vor allem Spaß an der gemeinsamen Kreativität. Nach der Schule haben sie schon andere Pläne, auch wenn Ella davon nichts wissen soll. Die Freudinnen wollen sie nicht unnötig aufregen, ehe die Prüfungen stattfinden, denn Ella fällt die Vorbereitung nicht leicht. Außerdem jobbt sie neben den Proben der Band in einer Pizzeria und hilft ihrer alleinerziehenden Mutter bei der Arbeit als Putzfrau. Zum Lernen bleibt da kaum noch Zeit.

Als dann auch noch ein Bandwettbewerb in ihrer Stadt ausgeschrieben wird und Ella die Freundinnen überredet, mit Virginia Woolfpack daran teilzunehmen, gerät ihre Welt ins Schleudern. Der talentierte, aber überheblich wirkende Rapper alfaMK, gegen den die Band antritt, wirbelt Ellas Gefühle durcheinander und bringt damit nicht nur ihre musikalischen Ambitionen, sondern sogar die unerschütterlich geglaubte Freundschaft der Mädchen in Gefahr.

Bildästhetik zwischen Instagram und MTV

Regisseurin Teresa Fritzi Hoerl inszeniert mit „Alle für Ella“ einen jugendlichen Musikfilm über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, über Freundschaft und die erste Liebe. Die Bildästhetik ist dabei stark an den von Instagram beeinflussten Sehgewohnheiten orientiert: Die Farben leuchten und sind perfekt aufeinander abgestimmt, die Kulissen wirken ausgesucht fotogen und die jungen Protagonistinnen sind modisch angezogen und immer vollkommen gestylt. Dazu passt, dass einige Nebenrollen mit bekannten Influencer:innen besetzt sind.

Kontrastierend werden immer wieder Bilder zwischengeschnitten, die die grobkörnige Optik von Videoaufnahmen aus den 1980er- und 1990er-Jahren imitieren, wenn Ellas Bruder Tim die Freundinnen mit seiner Handkamera bei Proben und Auftritten begleitet, um das Material später für das Online-Marketing der Band aufzunehmen. Auf diese Weise greift die Inszenierung die aktuelle Nostalgie für die 1990er-Jahre auf, verweist andererseits damit aber auch auf die Blütezeit der Musikvideokultur unter MTV und VIVA.

Mit den zahlreichen, extra für den Film komponierten und in der Geschichte präsentierten Pop- und Rap-Songs wirkt „Alle für Ella“ zuweilen selbst wie ein Musikvideo. Die Stücke von Virginia Woolfpack und alfaMK spielen dabei eine heimliche Hauptrolle.

Mächtige Gefühle, dramaturgische Schwächen

Zuweilen wirkt es, als würde die Erzählung hinter der Musik zurückstehen. Eigentlich sehr spannende Themen wie der Klassenunterschied zwischen Ella und ihren Freundinnen oder die Spannung zwischen feministischem Empowerment und gesellschaftlich verfestigten Rollenmustern werden dadurch nur angerissen. Auch fehlt der Entwicklung der Beziehung von Ella und Leon alias alfaMK ein wenig die Tiefe. Die Intensität des zentralen Konflikts zwischen den Freundinnen ist zudem jenseits des Teenageralters nicht mehr ganz nachvollziehbar. Und auch der Einsatz der Jugendsprache wirkt nicht immer authentisch.

Dennoch gelingt es dem Film, eine jugendliche Sehnsucht heraufzubeschwören, die sowohl dem gewichtigen Moment im Leben der Figuren als auch der Zielgruppe gerecht wird. Im liebevollen Zusammenspiel der Darsteller:innen werden selbst klischeehafte Szenen lebendig. Bemerkenswert ist die vollkommen selbstverständliche Diversität im Figurenensemble: Romy und Cahide sind lesbisch, Anaïs ist eine Person of Color und Tim sitzt im Rollstuhl. Trotz des Traums von einer Karriere als Popstar geht es angenehm realistisch zu. Das Ziel der Freundinnen ist es zunächst, den lokalen Bandwettbewerb zu gewinnen. Auch wenn Ellas Träume weit darüber hinaus gehen.

Im Rudel sind wir stärker

Die Botschaft von „Alle für Ella“ ist sympathisch: Wir alle machen Fehler, das ist menschlich. Das muss nicht das Ende bedeuten, denn echte Freundschaften halten Krisen aus und entwickeln sich mit den Veränderungen des Lebens weiter. Und natürlich: Im Rudel sind wir stärker!

Erschienen auf filmdienst.deAlle für EllaVon: Hanna Schneider (18.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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