Szene aus Asterix & Obelix im Reich der Mitte
Filmplakat von Asterix & Obelix im Reich der Mitte

Asterix & Obelix im Reich der Mitte

111 min | Komödie, Abenteuer, Familie | FSK 6
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Wir schreiben das Jahr 50 v. Chr. Die Kaiserin von China befindet sich nach einem Staatsstreich, angezettelt von dem verräterischen Prinzen Deng Tsin Qin, in Gefangenschaft. Mithilfe eines phönizischen Händlers und ihrer ergebenen Leibwächterin flüchtet Prinzessin Sass-Yi, die einzige Tochter der Kaiserin, nach Gallien, um sich die Unterstützung der heldenhaften Krieger Asterix (Guillaume Canet) und Obelix (Gilles Lellouche) zu sichern, die dank des Zaubertranks über übermenschliche Kraft verfügen. Die beiden unzertrennlichen Helden sind gerne bereit, der Prinzessin bei der Rettung ihrer Mutter und der Befreiung ihres Landes zu helfen. Und so beginnt eine lange Reise und ein großes Abenteuer auf dem Weg nach China. Aber Cäsar (Vincent Cassel) und seine mächtige Armee dürstet es nach einem neuen Siegeszug und so sind auch sie auf dem Weg zum Reich der Mitte …

Filmkritik

Asterix und Obelix streifen durch den Wald. Der kleinere von beiden trägt schon ein Wildschwein unter dem Arm. Da erschnüffelt Obelix (Gilles Lellouche) etwas weit Verdächtigeres – zwei Römer, die sich im Gebüsch verstecken. Doch statt die Besatzer sogleich zu verdreschen, zögert Asterix (Guillaume Canet). Während des Spaziergangs hatte er schon Bedenken über seinen ungezügelten Fleischkonsum geäußert. Nun gilt sein Misstrauen dem Zaubertrank: Wer weiß, was da alles für Substanzen drinstecken! Die Prügelei funktioniert allerdings doch nur mit Zaubertrank. Denn ohne das Elixier tut Asterix plötzlich die Faust weh, wenn er Kinnhaken verteilt, und überdies erweist sich der Römer auf einmal als ebenbürtig.

Auf gewohnt ironische Weise

Die Prämisse verdeutlicht zweierlei. Die Autoren der fünften „Asterix“-Realverfilmung (Drehbuch: Canet, Julien Hervé, Philippe Mechelen) greifen auf gewohnt ironische Weise den Zeitgeist auf, rütteln aber nicht an den Grundfesten der Asterix-Saga. Neben der Anspielung auf eine ökologisch bewusstere Lebensweise hat die Covid-19-Ära offenbar auch Spuren hinterlassen, denn man mokiert sich sanft über Impfverweigerer.

Der Humor entsteht durch die Verfremdung innerhalb eines historischen Settings, von dem man hinlänglich weiß, dass es eher ein Abbild der heutigen Gesellschaft ist. „Asterix“’ genialer Erfinder René Goscinny hatte seinen Comic mit witzigen Anachronismen und politischen Anspielungen sowie vielen Wortspielen angereichert. Es ist bei jeder Verfilmung wieder eine Herausforderung, diesen Geist auf die Leinwand zu übertragen.

Auf nach China!

Der neue Film von Regisseur und Hauptdarsteller Canet basiert allerdings erstmals nicht auf einem vorherigen Comic, sondern wartet mit einer Originalstory auf, auch wenn das Ensemble der Dorfbewohner wieder vollzählig antritt und die eine oder andere Anspielung aus den literarischen Vorläufern vorhanden ist.

„Asterix und Obelix im Reich der Mitte“ widmet sich – auch das kein Zufall – erstmals der Großmacht China. Allerdings haben die Macher kein Interesse an echter Gesellschafts- oder Globalisierungskritik; das würde das Genre vermutlich sprengen. Das Erzählmuster der „Asterix“-Abenteuer bleibt sich jedenfalls ähnlich. Hier hat sich die chinesische Prinzessin Fu Yi (Julie Chen) auf die weite Reise nach Westeuropa begeben, um die Gallier zu Hilfe zu rufen. Ihre Mutter, die Kaiserin, wird nach einem Staatsstreich von dem Usurpator Deng Tsin Quin gefangen gehalten; Fu Yi will sie befreien. Doch auch Julius Cäsar reizt das Reich der aufgehenden Sonne. Er will es erobern, und so macht er sich zeitgleich auf den Weg nach Osten.

Während der römische Feldherr den Weg über die Seidenstraße einschlägt, bevorzugen die beiden Gallier und ihre Gefährten, die chinesische Prinzessin, ihre Kung-Fu-erprobte Gouvernante Tat Han (Leanna Chea) sowie der phönizische Händler Graindemais (Jonathan Cohen), eine modernere Route. Sie fahren mit dem Schiff über das Mittelmeer und dann über den Suez-Kanal und den Indischen Ozean. Dass es den Suez-Kanal zu Zeiten Cäsars nicht gab und der römische Diktator sich im Gegensatz zu Alexander dem Großen nie Richtung China aufgemacht hat, gehört zu den hübschen Anachronismen des Films.

Wenn die Flügel Räder schlagen

Auf der persönlicheren Ebene buhlen sowohl Asterix als auch Graindemais um die schöne Prinzessin, über deren Tugend jedoch ihre Leibwächterin Tat Han mit Argusaugen und treffsicheren Kung-Fu-Schlägen wacht. Tat Han wiederum hat das Herz von Obelix erobert, und so entsteht aus den amourösen Konflikten einige Komik. Wenn Asterix von seinen Gefühlen für die Prinzessin überwältigt wird, fangen die Flügel an seinem Helm wie wild an zu flattern; auf diese Weise freuen sich die Kinder im Publikum und verstehen die Erwachsenen die sexuelle Anspielung. Insgesamt werden Asterix und Obelix dezent von ihrem asexuellen Anstrich befreit; sie dürfen Gefühle zeigen und sich auch mit dem Gedanken beschäftigen, nicht auf ewig zusammenzuleben.

Da die übergreifende Story eher Beiwerk ist, hangelt sich der Film von einer sketchartigen Szene zur nächsten oder setzt chinesische Kampfkunst ein. Wenn in romantischen Szenen wiederholt auf ironische Weise der Lionel-Richie-Song „Say You, Say Me“ ertönt, wirkt das beim zweiten Mal nicht mehr komisch. Popkulturelle Anspielungen stammen meist aus den 1980er-Jahren und lassen Rückschlüsse auf Alter und Sozialisierung des Regisseurs zu. Weitere film- und popmusikgeschichtliche Zitate umfassen auch „Dirty Dancing“ inklusive der dazugehörenden Tanzszene oder gefühlige italienische Schlager, die Julius Cäsar gerne hört. Solche ironischen Stilmittel waren schon den bisherigen Asterix-Filmen nicht fremd, allerdings setzte sie etwa Alain Chabat in „Asterix und Obelix: Mission Cleopatra“ (2001) um einiges effektiver ein.

Der traditionelle Spruch „Die spinnen, die Römer“ wird diesmal unterschlagen. Dafür erhält der Barde Troubadix ausführlich Zeit, seine musikalische Minderbegabung zu demonstrieren. Häuptling Majestix entpuppt sich als migrationsfeindlich und sein Volk als gewohnt prügelfreudig. Vincent Cassel gibt Cäsar humorvoll-gekonnt als Gernegroß, der unter der Fuchtel seiner Freundin Kleopatra (Marion Cotillard) steht und deshalb auch mit einem kurzen Schwert ausgestattet wird. Pierre Richard spielt den Druiden Miraculix, während Gilles Lellouche einen sehr putzigen und gar nicht so doofen Obelix mimt und es damit durchaus mit seinem Vorgänger Gérard Depardieu aufnehmen kann. Guillaume Canet verkörpert einen soliden, allerdings auch etwas faden Asterix, dessen Spiel wohltuend mit der hyperaktiven Gesichtsakrobatik des ersten realen Asterix, Christian Clavier, kontrastiert.

Ein besonderer Coup ist indes mit der Besetzung eines kampfwütigen Römers namens Antivirus gelungen. Ihn spielt der Fußballstar Zlatan Ibrahimovic, der dafür die nötige Physis wie auch die passende Portion Selbstironie mitbringt. Zu den Klängen von Queens „We Will Rock You“ stachelt er das römische Heer auf; hier klappt dann auch die Mischung aus Rockmusik und ironisch-martialischem Ambiente.

Kein großer (Hinkelstein-)Wurf

Optisch gibt diese mit 66 Millionen Euro Budget bislang teuerste Asterix-Produktion einiges her; sie besticht selbst in kurzen Einstellungen mit erlesenen Bildern, darunter auch einer Wüstenlandschaft, sowie mit Animationen und guten Spezialeffekten.

Während die romantischen Episoden eher der Komik dienen, gelingt es Guillaume Canet mit der Beschwörung von Asterix’ und Obelix’ Freundschaft – trotz ihrer ständigen Kabbeleien –, echte Rührung aufkommen zu lassen. Das neue Asterix-Abenteuer lässt sich somit leidlich anschauen, ist aber trotz einiger gelungener Episoden und des guten Darstellerensembles kein ganz großer (Hinkelstein-)Wurf.

Erschienen auf filmdienst.deAsterix & Obelix im Reich der MitteVon: Kira Taszman (17.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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