Filmplakat von Das Geheimnis von La Mancha

Das Geheimnis von La Mancha

88 min | Komödie, Animation, Abenteuer | FSK 0
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Der 11-jährige Alfonso ist der Nachfahre des legendären tollpatschigen Ritters Don Quijote. Gemeinsam mit Pancho und Victoria sowie seinen drei imaginären, aber sehr musikalischen Hasen fällt ihm die Aufgabe zu, seine Heimatstadt La Mancha vor einem gewaltigen Sturm zu retten, den böse Drillinge verursacht haben, um die Einwohner zu vertreiben. Alfonso muss über sich hinauswachsen, entdeckt die Kraft der Freundschaft und die erste Liebe und bekommt schließlich sogar seinen Vater zurück...

Filmkritik

Mit seiner lockeren Episodenstruktur hat sich der Anfang des 17. Jahrhunderts veröffentlichte Roman „Don Quijote“ des Spaniers Miguel de Cervantes als flexibel interpretierbarer Stoff behauptet, der im Kino schon vielfach und ganz unterschiedlich adaptiert wurde. Als zentraler Bezugspunkt hat sich dabei die Stelle herauskristallisiert, in der der selbsternannte Ritter gegen die Windmühlen kämpft. Die sind auch im lose an den Roman angelehnten Animationsfilm „Das Geheimnis von La Mancha“ ein zentrales Element. Gleich zu Beginn kämpft der 11-jährige Protagonist Alfonso Quijote gegen eine Windmühle, die er als Riesen imaginiert.

Die Imaginationskraft des Kinds verwundert nicht, denn es ist ein direkter Nachfahre des berühmten Don Quijote. Bis auf seine Familie wollen die Bewohner seines Ortes aber ihre Heimat verlassen, weil heftige Stürme die Idylle bedrohen. Der windige Geschäftsmann Carrasco kauft die verlassenen Häuser und bietet mit dem neuen Wohngebiet „Carrascoland“ zugleich eine Alternative an. Alfonso, der erfinderische Nachbarsjunge Pancho Panza und die smarte Victoria wollen sich damit aber nicht ab-, sondern lieber herausfinden, was hinter den mysteriösen Stürmen steckt.

Die Rolle von Fantasie & Freundschaft

Der Animationsfilm von Gonzalo Gutiérrez übernimmt einige Elemente aus der literarischen Vorlage, hebt vor allem aber auf die Rolle der Fantasie und die Beschwörung der Freundschaft ab, was gut zum Kinderfilm-Genre passt. Hinzu kommt Alfonsos Verliebtheit in Victoria, die ebenfalls auf den Roman rekurriert. Die vom Film gefeierte Kraft der Imagination wird auch am Kontrast zwischen Alfonsos äußerer Erscheinung und seiner Innensicht deutlich. Mit Cordhose und einem gestreiften Pullover, aus dem ein Hemdkragen hervorlugt, sieht der schlaksige Junge recht unauffällig aus; vor seinem inneren Auge erlebt er indes spektakuläre Abenteuer. Alfonsos blühender Fantasie entspringen auch die drei imaginären Hasen, die den Jungen als Sidekicks begleiten und regelmäßig Musikeinlagen zum Besten geben. Die Übergänge zwischen Fantasie und Realität sind dabei bruchlos inszeniert, sodass die Ebenen fließend ineinander übergehen.

Visuell überzeugt „Das Geheimnis von La Mancha“ auch deshalb, weil Gutiérrez vor seiner Regie-Tätigkeit bei anderen Produktionen für die visuellen Effekte verantwortlich war. Die Bilder sind lebendig und spielen auf andere Filme an; unter anderem gibt es Referenzen an „E.T. – Der Außerirdische“ oder klassische Westernduelle. Hinzu kommen reizvolle Wechsel im Animationsstil, wenn eine Rückblende im Stil eines 3D-Bilderbuchs gehalten ist oder ein Werbespot die Ästhetik eines Videospiels aufgreift. Zum Wesenskern des Films gehört auch Slapstick, wobei visuelle Gags wie fliegende Hühner auch brenzlige Situationen ins Komische heben. Ein überstrapaziertes Stilmittel sind allerdings Zeitlupen, die gefühlt bald jede Szene aufpeppen. Manchmal betont die verlangsamte Bildgeschwindigkeit einen actionreichen Augenblick, meistens aber dient sie dazu, klassische Momente wie ein unvorteilhaft verzogenes Gesicht oder ein in die Länge gezogenes „Nein“ in Szene zu setzen, was sich recht bald abnutzt. Gelungener ist der Einsatz gediegener Rockmusik, die in Kinderfilmen eher selten zu hören ist.

Eine sprunghafte Erzählweise

Der ambitionierten audiovisuellen Gestaltung steht allerdings ein missglücktes Drehbuch gegenüber. Von den drei Autoren, zu denen neben Gutiérrez auch Pablo Biondi und Carlos Kotkin gehören, bringt lediglich Kotkin als Co-Autor von Filmen wie „Rio 2 – Dschungelfieber“ einschlägige Erfahrung im Animationsfilmbereich mit. Das Ergebnis ist eine viel zu sprunghafte, geradezu zusammengewürfelte Erzählweise. Weder die Figuren der Kinder noch die der fast gleichberechtigt agierenden Eltern gewinnen ein tiefergehendes Profil. Stattdessen bietet das Skript kaum mehr als einen Vorwand für die jeweils nächste Szene. Eine emotionale Bindung zu den Charakteren unterbleibt, was dem Geschehen viel an Dramatik raubt und auf Dauer ermüdet. Allenfalls die direkte Zielgruppe dürfte sich gut unterhalten fühlen.

Erschienen auf filmdienst.deDas Geheimnis von La ManchaVon: Christian Horn (18.4.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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