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Filmkritik
Jeffrey (Channing Tatum) findet geniale Wege, um dämlich zu handeln. Der Erfolg ist dabei kurzfristig nicht von der Hand zu weisen. Zumindest erhält die älteste Tochter an ihrem Geburtstag endlich das Fahrrad, das sie sich schon ein Jahr davor gewünscht hat. Der geschiedene Vater muss diesmal nicht mit dem billigen Metallbaukasten unterm Arm den Rückzug antreten. Bleiben kann er dennoch nicht. Denn neben ihm ist auch die Polizei zu Gast auf dem Kindergeburtstag. Komisch ist das aber nur so lange, wie Jeffrey die Polizisten ablenkt, um seine Flucht durch die Vorgärten der Nachbarschaft anzutreten. Tragisch wird es, als seine Tochter mitansehen muss, wie ihr Vater in den Rasen gedrückt und in Handschellen gelegt wird.
Denn um seiner Tochter das Fahrrad kaufen zu können, hatte Jeffrey dutzende McDonald’s-Filialen überfallen. Den guten Willen hinter den Verbrechen haben dabei selbst die Mitarbeiterinnen zu spüren bekommen, die er mit vorgehaltener Waffe in Schach hielt. Bevor er sie in den Kühlraum sperrte, gab Jeffrey ihnen genügend Zeit, damit sie ihre Jacken überziehen. Dem Filialleiter, der ohne Jacke gekommen war, lieh Jeffrey spontan die eigene Weste.
Unsinnige Ideen hinter Gittern
Das Gericht aber kann weder Jeffreys Findigkeit noch seinem guten Willen oder der großen Höflichkeit etwas abgewinnen. Der Räuber, der sich durch die Dächer klopft, um den Angestellten aufzulauern, soll 45 Jahre hinter Gitter. Die Zeit wird er nicht absitzen. Denn wo, wenn nicht im Gefängnis, sind brillante Umsetzungen unsinniger Ideen gefragt? Mithilfe seiner Einbildungskraft kann Jeffrey bald ausbrechen, muss dabei aber einen Spielzeugmarkt als Unterschlupf wählen.
Der Roofman findet schlicht keinen Platz im Raum des gesellschaftlich Akzeptablen. Er schwingt sich weit über diesen hinaus, verfehlt ihn wieder und wieder, um auf der Seite von Idiotie oder Genialität zu landen. Oder eben auf beiden Seiten gleichzeitig. Jeffreys Versteck ist in gewisser Weise genial. Absolut niemand würde ihn im Hohlraum zwischen den Kinderfahrrad-Stellwänden vermuten. Aber er ist dort eben auch gefangen, wenn auch zwischen Süßigkeiten, Spielzeug und Videospielen, mit denen er sich tagsüber die Zeit vertreibt.
„Roofman“ basiert auf dem Lebenslauf von Jeffrey Manchester, der im Jahr 2004 aus dem Gefängnis ausbrach und sich in einer „Toys ‘R‘ Us “-Filiale versteckte. Das Leben dieses Kriminellen ist die perfekte Folie für eine Tragikomödie. Die Komik liegt dabei auf der Hand und wird von dem Filmemacher Derek Cianfrance entsprechend geradlinig entlang der Situationen ausgespielt, in denen die Gutherzigkeit des Protagonisten mit seinen kriminellen Ambitionen kollidiert. Das macht die Sache komisch und Jeffrey zum ungeeigneten Berufsverbrecher. Die Tragik aber findet „Roofman“ eben nicht in der Verzweiflung hinter seinen schwachsinnigen Ideen, sondern in seiner Fähigkeit, diese so lange am Leben zu erhalten, bis sie sich verselbstständigt haben. Keiner der Lebensentwürfe, die Jeffrey für sich baut, ist stabil genug, dass er eine solide Basis für seine Existenz bilden könnte. Sie sind aber genug fundiert, um nicht unmittelbar zu kollabieren.
Ein Date mit Folgen
Dort, wo es nur Jeffrey selbst betrifft, ist „Roofman“ eine geradlinige Komödie über einen netten, irrwitzigen Außenseiter. Das Herzstück des Films aber ist die Tragödie, die da beginnt, wo Jeffrey die im Spielzeugmarkt angestellte Leigh (Kirsten Dunst) kennenlernt. Sie setzt sich gegenüber ihrem tyrannischen Boss (Peter Dinklage) für ihre Kolleginnen ein und steht als alleinerziehende Mutter und Kirchgängerin ziemlich fest im Leben und in ihrem Glauben. Als ihr Vorgesetzter sich weigert, für die Gemeinde ein paar seiner Spielzeuge zu spenden, wagt Jeffrey sich aus seinem Versteck. Er klaut einfach das Spielzeug und findet sich bald inmitten der presbyterianischen Kirchengemeinde wieder, die ihn nicht ziehen lässt, sondern in ihrer Mitte willkommen heißt und ihn sogar für ein Date versteigert. Teilnehmen dürfen alle Frauen der Gemeinde. Für das Folgedate bleibt nur Leigh.
Kurz darauf ist Jeffrey fester Bestandteil ihres Mutter-Töchter-Haushalts. Die dazugehörigen Szenen sind die schönsten des Films. Kirsten Dunst und Channing Tatum entfalten eine fantastische Ying-Yang-Dynamik, und im Schoße der Familie wird ersichtlich, wie liebenswert dieser Kerl doch ist, der kurzerhand eine Wagenladung voll Weihnachtsschmuck mitgehen lässt, weil er seiner Freundin und deren Kindern eine Freude machen will.
Der Mann vom Dach
Als Film über einen so dumm-dreisten wie reizenden Verbrecher hängt „Roofman“ an seinem Hauptdarsteller. Channing Tatum verleiht der Figur eine zenhafte Aura und lässt ihn sanftmütig auf die Gesellschaft blicken, in die er sichtbar nicht gehört und die ihn für seine Fehltritte hart bestraft. Für Jeffrey erscheint das aber nie als anstößig. Anpassen kann er sich trotzdem nicht. Das bittere Ende dieser allmählich zusammenwachsenden Patchwork-Familie ist vom ersten Moment an eine gemachte Sache. Der Mann vom Dach hat kein Fundament. Das macht die Zeit, die dazwischen bleibt, aber nur umso schöner.
