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Elemental

102 min | Komödie, Animation, Abenteuer | FSK 0
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Im neuesten Animationsfilm von Disney und Pixar, "Elemental", wird die faszinierende Welt von Element City zum Leben erweckt. Hier teilen Feuer-, Wasser-, Erd- und Luftbewohner:innen gemeinsam ihren Lebensraum. Die Hauptfigur Ember ist eine mutige und temperamentvolle junge Frau des Feuers, die durch ihre Freundschaft mit dem liebenswerten Tollpatsch Wade (Wasser) beginnt, ihre Überzeugungen über die Welt, in der sie leben, zu hinterfragen. "Elemental" verspricht ein originelles und unterhaltsames Abenteuer für die ganze Familie zu sein.

Filmkritik

Kanäle schlängeln sich zwischen durchsichtigen, wahnwitzig geformten Wolkenkratzern; überall sprießen Pflanzen. In ihrem 27. Langfilm wirft die Animationsschmiede Pixar das Publikum mitten in die zauberhafte Metropole Element City. Deutlich zeigen sich hier die Einflüsse seiner Bewohner, bei denen es sich um vermenschlichte Versionen der vier Grundelemente handelt: Feuerwesen, deren Flammen einer wilden Frisur gleichen, amorphe Wassergeschöpfe, wolkenähnliche Luftgestalten und Erdwesen, die kleinen Bäumen ähneln.

Allerdings ist diese Großstadt keineswegs ein Schmelztiegel, weil die Elemente untereinander unvereinbar sind. Die Fahrt mit der Hochbahn wird für das Feuermädchen Ember zum Spießrutenlauf, weil schon bei der kleinsten Berührung Wasserwesen verdampfen und die Erdwesen in Flammen aufgehen können.

Ember aus der Feuerstadt …

„Elemental“ von Peter Sohn beginnt mit einer Einwanderergeschichte aus der Vergangenheit. Nachdem Embers Eltern ihre Heimat nach einer Katastrophe verlassen mussten, möchten sie in Element City ein neues Leben beginnen. Manche Einwohner sind den Fremden gegenüber jedoch feindlich eingestellt oder wollen ihnen aus Brandschutzgründen keine Wohnung vermieten. Schließlich landen die beiden in einem Vorstadtghetto namens „Feuerstadt“, in dem sie einen Laden für Grillbedarf betreiben, was in der Welt des Films so viel wie Nahrung für die flammenden Figuren bedeutet.

Zurück in der Gegenwart, dreht sich „Elemental“ um die Teenager-Tochter Ember, ihren Plan, das Geschäft der Eltern zu übernehmen, sowie die vermeintlich unmögliche Liebe zum tollpatschigen Wasserjungen Wade. Die Anziehung zwischen den beiden wirkt nicht nur deshalb vergeblich, weil sie sich aus Sicherheitsgründen nie zu nahekommen dürfen, sondern auch, weil sie gegensätzliche Eigenschaften haben. Während die aufbrausende Ember regelmäßig Wutanfälle bekommt, die für einen Feuersturm sorgen, hat Wade im buchstäblichen wie auch im übertragenen Sinn nahe am Wasser gebaut. Erschwerend kommt noch ein Klassenunterschied dazu; die kultivierten Wasserwesen wohnen in luxuriösen Lofts auf der anderen Seite des Flusses.

… liebt den Wasserjungen Wade

Man könnte noch weitere Verstrickungen wie die drohende Schließung des Familienbetriebs oder eine Überschwemmung von Feuerstadt aufzählen, doch tatsächlich sind das überwiegend austauschbare Episoden, die schnell vergessen sind. Im Kern erzählt „Elemental“ davon, Grenzen zu überwinden, Gegensätze aufzulösen und seine wahre Berufung gegen äußere Zwänge zu verteidigen. Wie bei vielen anderen Pixar-Produktionen gelingt es auch hier, mitunter die richtigen emotionalen Knöpfe zu drücken, etwa wenn es um Embers Zwiespalt geht, die eigenen Wünsche über elterliche Erwartungen zu stellen, oder die Liebe der Vernunft vorzuziehen.

Allerdings fängt die Geschichte von „Elemental“ durch die dominante Metapher früh zu holpern an. Unmissverständlich stehen die unterschiedlichen Kräfte für verschiedene Ethnien und die Ausgrenzung der Feuerwesen für Unterdrückung und Rassentrennung. Der Vergleich hinkt jedoch merklich; unter anderem, weil die getrennten Lebensbereiche nicht nur auf Vorurteilen gegenüber den anderen basieren, sondern auf einer lebensbedrohlichen Gefahr.

Inmitten einer wuselnden Welt

In der Liebesgeschichte wird das irgendwann einfach ausgeblendet. Berührungen zwischen Ember und Wade sind plötzlich doch möglich, was nicht begründet wird, sondern nur der versöhnlichen Botschaft folgt, dass sich Gegensätze eben anziehen. Dass der Abgleich mit der Realität in „Elemental“ überhaupt derart ins Gewicht fällt, hat damit zu tun, dass Peter Sohn sich deutlich weniger für die fantastischen Elemente der Geschichte interessiert als für das, was sie in Wahrheit bedeuten sollen.

Zeitweise löst sich die starre Prämisse durchaus in der wuselnden Welt von Element City auf. Etwa wenn Ember zu Thomas Newmans treibendem, von indischer Raga-Musik inspiriertem Soundtrack eine halsbrecherische Fahrradtour durch die engen Gassen von Feuerstadt unternimmt. Im Detail finden sich auch immer wieder lustige visuelle Einfälle wie ein verliebtes Bäumchen, das Ember nachstellt, und Blumen aus seiner Achselhöhle pflückt, um sie herumzukriegen.

Vielsagender ist jedoch eine Szene, in der Embers Mutter sich als Wahrsagerin betätigt, um herausfinden, ob ihre Tochter und der Wasserjunge füreinander bestimmt sind. Als Wade für dieses Ritual ein Holzstäbchen anzünden muss, was er aus naheliegenden Gründen nicht kann, stellt er sich plötzlich hinter Ember und bündelt das Licht ihres Feuers, um mit der Reflexion das Holz zu entflammen.

Auf ähnliche Weise versucht auch „Elemental“ mal mehr, mal weniger erfinderisch, die Schwächen der Grundkonstellation zu kaschieren, indem der Film erzählerische Umwege nimmt und sich an sozial relevanten Themen abarbeitet. Das Ergebnis wirkt mit seiner unnötig verknoteten Handlung allerdings ein bisschen überfrachtet und angestrengt.

Erschienen auf filmdienst.deElementalVon: Michael Kienzl (28.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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