Szene aus Fast & Furious 9
Filmplakat von Fast & Furious 9

Fast & Furious 9

143 min | Abenteuer, Action, Thriller | FSK 12
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Dominic Toretto (Vin Diesel) hat immer großen Wert auf die „Familie“ um seine Frau Letty (Michelle Rodriguez), ihren gemeinsamen Sohn Sohn Brian, seiner Schwester Mia (Jordana Brewster) und seine Mitstreiter Roman (Tyrese Gibson) und Tej (Ludacris) gelegt. Als dann allerdings plötzlich ein weiterer Blutsverwandter von Dom auf der Bildfläche erscheint, sieht das etwas anders aus. Doms und Mias verschollener Bruder Jakob (John Cena), ein tödlicher Killer und Dieb, will mit Dom eine Rechnung begleichen und tut sich dafür mit der Cyber-Terroristin Cipher (Charlize Theron) zusammen. Dom steht vor seiner wohl größten Herausforderung. Da kommt es ihm gerade recht, dass er unverhoffte Unterstützung von seinem totgeglaubten Freund Han (Sung Kang) bekommt, der den Anschlag auf sein Leben offenbar doch überlebt hat. Dom muss sich nun den Sünden seiner Vergangenheit stellen und sich mit seiner Crew zusammenschließen, um die Weltverschwörung zu stoppen, die von Jakob und Cipher angeführt wird.

Filmkritik

Das Schlimmste ist, wenn es die Eigenen betrifft. 1989 stirbt Jack Toretto bei dem, was für ihn – neben der Familie – das Heiligste war. Ob es Schicksal, eine Fehlzündung, eine Unachtsamkeit, ein Kontrahent oder gar mörderische Absicht war, die seinen Wagen über die Rennstrecke in die Abfanggitter des Kurses schmetterte? Dominic Toretto hat so seine Vermutungen. Immerhin war sein jüngerer Bruder Jakob als letzter am Getriebe vom Rennauto des Vaters zugange. Standesgemäß will Dom die wahre Schuld des Bruders in einem Schicksalsrennen zwischen beiden klären, der Verlierer muss die Bande zu den Torettos für immer trennen. Seit damals ist Jakob verschwunden.

Jahrzehnte sind ins Land gezogen und Dom (Vin Diesel) hat seine nicht immer rühmliche Vergangenheit hinter sich gelassen. Der 50-jährige Modellathlet lebt mit seiner Gefährtin Letty (Michelle Rodriguez) und seinem kleinen Sohn Brian irgendwo auf dem Land und schraubt nur noch an Nutzfahrzeugen und nicht mehr an abenteuerlich getunten Muscle-Cars. Das halsbrecherische Leben im Adrenalin- und Benzin-Doping-Nebel ist verdrängt, und auch die Ausflüge ins Söldnergeschäft sollen das eigene Leben und das seiner Liebsten nicht mehr belasten.

Autoraser gegen eine gefährliche Waffe

Doch dann stehen Roman (Tyrese Gibson), Tej (Ludacris) und Ramsey (Nathalie Emmanuel) vor der Farm, und das Spiel der „Fast & Furious“-Filmreihe beginnt von neuem. Eine Waffe, die es nicht geben darf, könnte in Hände geraten, die mit Geld ebenso leichtfertig umgehen wie mit Menschenleben. „Die Waffe“ ist das Ergebnis des geheimen „Ares“-Projektes. Deren Wissenschaftler hatten nicht bedacht, dass Bösewichter mit ihr alles zerstören können, was aus Einsen und Nullen besteht. Die blaue Kugel, die über Satelliten einen Virus senden kann, der alle Computer der Welt infiziert, besteht aus zwei Hälften und benötigt zum Aktivieren einen (menschlichen) Schlüssel. Einzig Dom und seine Freunde scheinen in der Lage, den Supergau noch verhindern zu können, zu dessen Umsetzung ausgerechnet der inzwischen zur scheinbar gewissenlosen Kampfmaschine mutierte „kleine“ Bruder Jakob (John Cena) vorgesehen ist.

Für allerlei Konfrontationen ist im neunten Teil des „Fast & Furious“-Reihe also gesorgt. Die Filmreihe war einst angetreten, Fans von illegalen Autorennen eine legale, weil kinematische Befriedigung ihrer Schaulust zu ermöglichen. Inzwischen gelten solche Rennen eher als uncool und wegen diverser Opfer im wahren Leben als geächtet. Die nicht minder erfolgreichen „F“-Folgeteile frönten zwar weiterhin schnellen Autos, gut trainierten Körper und hipper Charts-Musik, schickten ihre zumeist aus dem Kernteam Diesel, Rodriguez, Ludacris und Gibson bestehenden Raser aber zunehmend ins Abenteuerland der Superverbrecher. Auf halber Strecke zwischen „James Bond“-Verschnitt und „Superhelden-Comic“-Anbiederung suchten sich die Drehbuchautoren immer das aus, was man mit Autoverfolgungsjagden und dem Pathos einprägsamer Sinnsätze vom Kaliber „Es geht nicht darum, der Stärkere zu sein, es geht darum Größe zu zeigen…“ auffüllen kann.

Jenseits von Schwerkraft und Sinn

Inzwischen bei „F9“ angekommen, müssen sich die Autoren immer mehr Argumente einfallen lassen, um die zunehmend abstruser werdende Handlung auch für Fans der Reihe zumutbar zu gestalten. Da fallen Fragen der Selbsterkenntnis wie etwa „Ich glaube, wir sind tatsächlich unverwundbar“, nachdem Roman bei diversen Crashs mit und ohne Auto immer noch keine Blessuren bei sich und seinen Kumpanen entdecken kann. Beim Auftauchen diverser Nebenfiguren aus vergangenen Teilen fallen Sätze wie: „Bro, ich kann nicht glauben, dass du lebst…“ – „Ja, das ist eine lange Geschichte!“. Allerdings agieren Cast und Crew nicht erst seit diesem Teil jenseits jeglicher Gesetze von Schwerkraft und Sinn. Hauptsache, es kracht, die Frisur sitzt und der Autolack glänzt! Und wenn dann Komik ins Spiel kommt, weiß man nicht, ob ironisch oder unfreiwillig. Etwa bei Roman, der in Edinburgh am Schloss raunzt: „Gruselig hier. Da laufen sogar Frauen mit George-Washington-Perücken herum. Ich glaub’, ich bin in Transsylvanien!“

„F9“ ist wie seine Vorgänger vor allem ein filmisches Äquivalent der Poserszene und da zählt bekanntlich nichts außer Optik. Die kommt inzwischen nahezu gänzlich aus dem Computer, sodass die Stunts zwar weiterhin absurd-abenteuerlich anmuten, aber ohne den Wow-Effekt real geforderter Felgen daherkommen. Mit der Künstlichkeit stellt sich über die Dialoge zudem eine Albernheit ein, die den durchaus mal vorhandenen Ernst der Filme konterkariert. Wozu braucht man noch den durchaus spannend angelegten Handlungsstrang um den verlorenen Bruder, wenn das Finale bestimmt ist von einem karikaturhaften weiblichen Superhirn, einem Haufen riesiger Supermagneten und einem Pontiac im Weltall? Ohne Sinn, aber mit Sonnenbrille! Und natürlich mit Cliffhanger zum zehnten Teil.

Erschienen auf filmdienst.deFast & Furious 9Von: Jörg Gerle (7.2.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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