Szene aus Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit
Filmplakat von Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit

Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit

124 min | Action, Thriller, Krimi
Szene 1 aus Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit
Szene 2 aus Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit
Szene 3 aus Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit
Szene 4 aus Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit
Szene 5 aus Indemnity – Die Jagd nach der Wahrheit
Der ehemalige Feuerwehrmann Theo Abrams musste seinen Job aufgeben, nachdem ein Rettungseinsatz misslungen ist. Seitdem leidet er unter den traumatischen Nachwirkungen, was an seinen Nerven zehrt. Als er neben seiner ermordeten Frau aufwacht und sich an nichts erinnern kann, hält ihn die Polizei für einen Mörder. Theo ergreift die Flucht. Verfolgt von einem erbarmungslosen und erfahrenen Polizisten versucht er den wahren Täter zu finden und kommt einer Verschwörung auf die Spur.

Filmkritik

Am Anfang steht ein Flug über Kapstadt. Man sieht brennende Slums in ausladenden Bildern. Die verdichten sich dann in die Enge des Brandherds, in dem eine Feuerwehrbrigade ihre harte Arbeit verrichtet. Es ist nahezu aussichtslos, zwischen Holz, Pappe, offenen Gasleitungen einen Großbrand einzudämmen. In bester Action-Movie Manier spürt man die Hitze beinahe, hört das mühsame Atmen der Männer im Schutzanzug, während sie sich zwischen den Flammen hindurchkämpfen. Der Einsatzleiter Theo Abrams will Leben retten. Deshalb schickt er zwei Kollegen in eine Situation, die er falsch einschätzt. Nur er überlebt. Das belastet von da an sein Gewissen, und sein Leben nicht minder.

Damit beginnt ein verschachtelter Verschwörungsthriller, der aus vielen Fäden geflochten ist. An einem von ihnen hängt Abrams, der davon aber keine Ahnung hat. Trotzdem kann man das ruhig verraten, denn dass sein Leben von undurchsichtigen Mächten bedroht wird, merkt er selbst recht bald, und das auf die ganz unschöne Tour.

Vorher begleitet ihn „Indemnity“ eine Weile im Alltag, der nach dem Brand aus Depression und Verzweiflung besteht. Seine Ehefrau Angela leidet mit ihm, sein Sohn ist verstört und in der Feuerwehr will man ihn nicht mehr zum Dienst lassen, bevor er nicht psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen hat.

Aufwärts in die Hölle

Also wendet sich Abrams an eine Therapeutin, die ihn mit Medikamenten und Hypnose wiederherzustellen verspricht. Diese Frau ist fast unheimlich freundlich; stets lächelt sie, und auch ihre Methoden wirken sonderbar. Immerhin scheint es mit ihm aufwärts zu gehen; er spricht zum ersten Mal wieder ernsthaft mit seiner Frau; alles soll wieder gut werden.

Stattdessen bricht die Hölle über ihn herein. Denn Abram erwacht, das ist ziemlich gruselig inszeniert, neben einer Leiche. Angela liegt erwürgt im Bett, er merkt das lange nicht. Vor der Tür stehen aber schon die Cops. Sie nehmen ihn fest, nicht zuletzt, weil er sich an nichts erinnert. Auf dem Weg ins Revier passiert ein weiterer Zwischenfall, der Abrahms freisetzt und den Verdacht aufkommen lässt, dass hier andere Dinge wichtiger sind als ein Mord in geistiger Umnachtung.

Abrams will sich aber nicht nur von diesem Mord reinwaschen; überrascht nimmt er zur Kenntnis, dass ihn immer mehr Leute verfolgen, die mit der Polizei nichts zu tun haben. Doch er ist ein strategisch geschulter und kampferprobter Mann, „an impressive target“, wie es einmal heißt. Er hält durch, gegen den Rest der Welt.

Der Film von Travis Taute erzählt zum großen Teil von Abrams‘ Ermittlungen, die nach einer Weile von politischem Interesse getragen werden. Er bekommt ein paar Helfer, die den Blick von ihm weg auf ein großes nationales Verbrechen lenken. Eine Software-Firma ist darin verwickelt, Hunderte anderer Personen und offenbar auch die Regierung. Das macht den Thriller manchmal langatmig. Trotzdem bleibt man neugierig, denn man wechselt mal mit, mal gegen Abrams die Perspektive, wenn es darum geht, wem er trauen kann.

Die Zukunft Afrikas

Das sind im Verschwörungsgenre die entscheidenden Fragen: Wieviel wird verraten, wieviel bleibt unklar? Bleibt die Spannung erhalten, ohne dass man das Ende zu früh errät, oder, schlimmer, dass das Ende so undurchsichtig erscheint, dass es egal wird. Regisseur Travis Taute stiftet dabei schon arge Verwirrung. Der Film wechselt ins Science-Fiction-Genre, um seine Glaubwürdigkeit zu behalten, und will bei all dem auch ein wenig zu entschieden von einem obskuren transkontinentalen Komplott erzählen. Hier wird nicht nur die „Zukunft der Kriegsführung“ beschworen, auch gleich die Zukunft Afrikas.

Dafür sieht man einiges von Kapstadt und Umgebung, vor allem hört man es in den unterschiedlichsten lokalen Sprachen. Außerdem erzählt Taute von den Arbeitsumständen in der Stadt, von Solidarität oder der Bestechlichkeit der Bewohner. Die Inszenierung lässt zeigt, warum die Korruptionsanfälligkeit hoch ist und wie sich das in Wirtschaft und Politik niederschlägt, auch wenn das als Science-Fiction verkleidet ist. Die Inszenierung schenkt der sympathischen Hauptfigur am Ende auch die Erlösung. Nach der Begegnung mit dem eigenen Irrsinn und dem etlicher anderer landet Abrams in einem lichterloh brennenden Keller. Hier darf er seinen Job als Feuerwehrmann noch einmal machen, mit eindrucksvoller Professionalität – und diesmal mit Erfolg.

Erschienen auf filmdienst.deIndemnity – Die Jagd nach der WahrheitVon: Doris Kuhn (31.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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