Szene aus Jackass Forever
Filmplakat von Jackass Forever

Jackass Forever

96 min | Action | FSK 16
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Johnny Knoxville dreht zum letzten Mal durch! Der berühmte Draufgänger erlebt in diesem gigantischen Jackass-Spektakel den intensivsten Bullenritt seiner Karriere. Begleitet wird er bei seinen verrückten, Schmerz verursachenden Adrenalinkicks sowohl von Langzeitlegenden wie Steve-O als auch von neuen Gesichtern wie Stuntman Zach Holmes und Surfer Sean „Poopies“ McInerney.
  • RegieJeff Tremaine
  • Dauer96 Minuten
  • GenreAction
  • AltersfreigabeFSK 16
  • IMDb Rating7.5/10 (0) Stimmen

Filmkritik

„Hi, I’m Johnny Knoxville. Welcome to Jackass!“ Wer die legendäre Grußformel der Filmreihe kennt, weiß, dass sie das verspricht, was „Jackass“ ausmacht: Schmerz und Spaß. Ein Versprechen auf physischen Humor, den Knoxville und der Rest der Bande mit dem eigenen Körper einlösen. Oft wird Knoxville, direkt im Anschluss an seine Worte, ins Wasser gestürzt, von etwas im Gesicht getroffen oder von einem Bullen überrannt.

Mehr als zwanzig Jahre, nachdem der Filmemacher Spike Jonze, „Big Brother Magazine“-Redakteur Jeff Tremaine und Johnny Knoxville im Fahrwasser der Skate-Video-Szenen mit jugendlich-infantilem Blödsinn zum Siegeszug auf MTV antraten, geht es noch immer darum, dumme Spiele auszutesten und dumme Preise zu gewinnen. Erneut ist Tremaine derjenige, der den Quatsch hinter der Kamera orchestriert; Jonze kommt dort zum Einsatz, wo das feine Händchen des Filmemachers gefragt ist; hier in einer Godzilla-artigen Sequenz, in der ein angemalter Penis und eine Miniaturstadt die Spezialeffekte bilden, während Knoxville mit seiner Kombination aus Charisma, proletarischer Bodenständigkeit und kreativer Leidensfähigkeit weiterhin das Gesicht der Reihe ist. Der Anti-Establishment-Gestus der MTV-Jahre mag verflogen sein, doch der schlechte Geschmack und die Freude daran, dümmliche Teenager-Streiche an die kreativen und körperlichen Grenzen zu führen, sind geblieben.

Ins Extrem ausgeartete Körperkomik

Es sind weniger die „production values“, die „Jackass“ von den zahllosen, mittlerweile primär auf Videoplattformen wie YouTube migrierten Prank- und Streichformaten unterscheidet. Es ist vielmehr die aufrichtige wie grundbescheidene Konzentration auf die Selbstgeißelung. Jeglicher Schaden, der bei „Jackass“ angerichtet wird – und der ist auch dieses Mal wieder beträchtlich – richtet sich allein gegen die Körper des Stammpersonals. Neben den Streichen und der gezielten Erregung öffentlichen Ärgernisses ist es vor allem die ins Extreme ausartende Körperkomik, die auch den vierten Teil zu einem singulären Kinoerlebnis macht.

Bei „Jackass“ werden Songzeilen, Cartoon-Clips und anderer Leichtsinn gezielt in die eigenen Körper übersetzt, oder besser: in sie hineingeprügelt und hineingezwungen, um später wieder aus ihnen herausgewürgt zu werden. Die dazugehörigen Nummern nennen sich zwar Stunts, sind ihrem Design nach aber klare Anti-Stunts. Die eigene Körperbeherrschung verhindert hier nicht das Schlimmste; der Mangel an Körperbeherrschung fordert vielmehr das Schlimmste heraus. Nicht die Talente des Körpers sollen eingesetzt werden, sondern der Körper soll entgegen all seiner Talente und Reflexe benützt werden. „Jackass Forever“ ist physischer Humor in Reinform. Ein Film über Körper, die ohne Rücksicht und Choreografie wahnwitzigen Ideen und dem damit verbundenen wahnwitzigen Schmerz ausgesetzt werden.

Das einfache Versprechen, das hinter all dem steht, wird nicht selten eingelöst: „Jackass“ ist eine Affektschleuder, die Sozialnormen so lange befeuert, bis der Kern des Menschseins freigelegt ist. Angst, Ekel, Schmerz und Gelächter stolpern in den besten Nummern so orientierungslos ineinander wie Betrunkene beim Stierlauf. Das dazugehörige Highlight ist die „Jackass“-Version von „Das Schweigen der Lämmer“. Zwei unwissende Teilnehmer aus den eigenen Reihen werden in einen komplett dunklen Raum gesperrt, in dem kurz zuvor die Klapperschlangen für einen angeblich geplanten Stunt untergebracht waren. Zwischen der Panik darüber, dass die Kollegen tatsächlich zu einem derartigen Scherz fähig sind, und der endgültigen Flucht aus dem stockfinsteren Raum liegen auf Kopfhöhe aufgehängte Bratpfannen, Mäusefallen, Elektroschocker, fingierte Schlangenbisse und ein nackt zu „Goodbye Horses“ tanzender Chris Pontius. Angst, Hysterie und die dazwischengeschobenen Flüche finden zu einem urkomischen Crescendo zusammen, das weder planbar noch replizierbar scheint – die Magie des Moments, geboren aus kindischer Dummheit.

Solange die Physis noch mitmacht

Neben derartigen Höhen produziert „Jackass Forever“ auch den ein oder anderen Rohrkrepierer. Doch selbst wenn ein Witz nicht zündet oder in der eigenen Monotonie zu versanden droht, gibt es immer jemanden am Set, der einen Elektroschocker im Gepäck hat. Bei guten und schlechten Nummern, ob sie nun mit Gelächter vor Ort oder auf dem Weg ins Krankenhaus enden, spricht aus „Jackass Forever“ noch immer die Liebe zum Quatsch, die die Reihe, die nie auf Langlebigkeit angelegt war, über ihr zwanzigstes Jubiläum hinaus begleitet – solange die Körper noch mitmachen.

Erschienen auf filmdienst.deJackass ForeverVon: Karsten Munt (20.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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