Szene aus Jga: Jasmin. Gina. Anna.
Filmplakat von Jga: Jasmin. Gina. Anna.

Jga: Jasmin. Gina. Anna.

118 min | Komödie | FSK 12
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JGA. Jasmin, Gina und Anna wollen Spaß beim Junggesellinnenabschied auf Ibiza. Doch erst sagen die meisten Freundinnen wegen ihrer verschnupften Kinder ab und zur Krönung fällt auch die Braut aus, weil sie schwanger ist. Übrig bleiben die drei Singles, die den Junggesellenabschied dann eben ohne Braut fortsetzen wollen. Es könnte ein lustiges Wochenende werden, würden sie auf Ibiza nicht ausgerechnet in die Arme von Jasmins nie vergessenem Ex-Freund und seiner Entourage laufen, die ebenfalls einen JGA feiern. Um sich nicht die Blöße zu geben, gibt Jasmin sich als künftige Braut aus. So nehmen die Wirrungen ihren Lauf und Jasmins Reise zu sich selbst beginnt. JGA erzählt charmant und humorvoll, mit großartigem Dialogwitz und viel Herz die Geschichte eines besonderen Abschieds - dem Abschied vom Single-Dasein. Es geht um das Akzeptieren und Annehmen von Veränderungen und um das letzte große Abenteuer bevor man in seiner Outdoorjacke auf dem Spielplatz steht. Aber was, wenn um einen herum alle heiraten, in die neue Lebensphase abtauchen, jedoch der eigene Name nicht auf der Gästeliste für diesen neuen Abschnitt steht? Der authentisch-frische Cast lädt mit JGA zu einer großen Kinoparty ein! Quelle: Leonine
  • RegieAlireza Golafshan
  • Dauer118 Minuten
  • GenreKomödie
  • AltersfreigabeFSK 12

Filmkritik

Jasmin, Gina und Anna freuen sich auf einen vergnüglichen Junggesellinnenabschied mit ihrer Freundin Helena. Überraschungsziel ist die Insel Ibiza. Doch dann sagen mehrere Teilnehmerinnen ab, weil ihre Kinder erkrankt sind, und dann springt auch noch die Braut ab, weil sie schwanger ist und keinen Alkohol trinken möchte. Die drei unfreiwilligen Single-Frauen begießen ihren Kummer in einer Gaststätte und beschließen, am nächsten Morgen, bewaffnet mit einem aufblasbaren Plastikpenis, auf die Mittelmeerinsel zu fliegen und ohne die Braut zu feiern. Dort trifft Jasmin allerdings auf ihren verflossenen Freund Tim, der mit drei Kumpeln seinen eigenen Abschied vom Junggesellendasein begießen will. Jasmin hat die Trennung von Tim auch nach etlichen Jahren noch nicht verwunden und gibt sich spontan als Braut aus.

Das aber ist eine folgenschwere Entscheidung. Das Unglück beginnt, als das Trio feststellt, dass die ursprünglich gebuchten Hotelzimmer schon vergeben und Ersatzzimmer sehr teuer sind. Als sie am Strand herumlungern und sich an einem Hotelpool stärken wollen, werden ihre Koffer gestohlen. Nach einer unbequemen Nacht im Freien ringen sich Jasmin, Gina und Anna dazu durch, Tims Angebot anzunehmen und in der luxuriösen Villa auszuschlafen, die er und seine Freunde angemietet haben. Dort kommen sich Jasmin und Tim ebenso näher wie Anna und Tims Freund Simon. Alle freuen sich auf eine große Party zum Ausklang der Saison, doch dann passiert die nächste Panne.

Wenn Junggesellinnen auf die Pauke hauen

Der Autor und Regisseur Alireza Golafshan lässt in „JGA“ den Mut seines Debütfilms „Die Goldfische“ missen, mit dem er sich an eine Behindertenkomödie wagte. Der Nachfolger bewegt sich über weite Strecken innerhalb der Erzählmuster einer Komödie über Junggesell:innenabschiede. „JGA“ beginnt vielversprechend mit einer Szene an einer Bushaltestelle, an der Jasmin (Luise Heyer) vergeblich mit einem jüngeren Mann flirtet und dabei viel über ihren Seelenzustand verrät. Denn die Mittdreißigerin ist einsam und auf der Suche nach partnerschaftlicher Geborgenheit. Sie steht sich dabei aber selbst im Weg, weil sie es allen recht machen will und darüber ihre eigenen Interessen aus dem Blick verliert.

Die Sommerkomödie nutzt den Ausflug der drei Frauen, die fast immer pinkfarbene Tüllröcke tragen, auf die Party-Hochburg Ibiza für ein kurzweiliges Bündel aus Gags, Slapstick und flotten Sprüchen. Für den lockeren Ton ist vor allem die resolute Gina (wunderbar kaltschnäuzig: Taneshia Abt) zuständig, eine schlagfertige Großstadtpflanze, die immer das sagt, was sie gerade denkt. Sympathisch wirkt die Tendenz zur Selbstironie, die die drei Singles an den Tagen legen, spüren sie doch, dass ihre biologische Uhr tickt, während ihre Freundinnen Familien planen oder schon Kinder aufziehen. Für Gina gleichen alternde Singles schimmelndem Obst: „Man riecht dich, noch bevor du den Raum betrittst.“

Befindlichkeitsvignetten der Generation Z

Auf Ibiza erlebt das Trio aber auch witzige Dinge, etwa einen vorab engagierten Stripper, der auf der Strandpromenade einen überaus kuriosen, weil reichlich unerotischen Männerstrip absolviert, so dass vorbeigehende Mütter ihre neugierigen Sprösslinge rasch in Sicherheit bringen. Die Inszenierung meidet zwar allzu krasse Party-Exzesse nach Art der „Hangover“-Filmreihe, kann ihr humoristisches Niveau aber nicht halten und weicht vom Feel-Good-Movie zunehmend in dramatische Gefilde aus, wo Befindlichkeitsvignetten über die Generation Y und unnötige Nebenhandlungen dem Film Tempo und Timing nehmen.

Unübersehbar legt Alireza Golafshan großen Wert darauf, die Figuren ungeachtet ihrer Macken nicht ins Lächerliche zu ziehen. Diese Balance gelingt besonders gut bei der unbedarften Anna (Teresa Rizos) als naiver, aber herzensguter Fee. Im Unterschied zu den drei Frauen, die ein starkes Ensemble eigenwilliger Charaktere bilden, ist das Männerquartett deutlich stärker typisiert. So bleibt Axel Stein als Tims Kumpel Stefan hinter seinen darstellerischen Möglichkeiten zurück, wenn er die Figur des knauserigen Großverdieners allzu eindimensional anlegt. Zu blass wirkt auch Dimitrij Schaad als Tim, der schnell als beziehungsunfähiger Künstler durchschaubar ist, weshalb die reanimierte Romanze mit Jasmin keine Zukunft hat.

Erschienen auf filmdienst.deJga: Jasmin. Gina. Anna.Von: Reinhard Kleber (20.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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