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Max

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Max ist ein belgischer Schäferhund, der zur Unterstützung der US-Soldaten in Afghanistan eingesetzt wird. Nachdem sein Herrchen Kyle Wincott (Robbie Amell) dort bei einem missglückten Manöver ums Leben kommt, kehrt das Tier schwer traumatisiert in die Obhut von Kyles Familie in die USA zurück.
Der 14-Jährige Justin (Josh Wiggins), der um den Verlust seines Bruders trauert und mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat, ist anfangs nicht besonders interessiert daran, sich um den Hund zu kümmern. Bald erkennt er jedoch, dass Max seine einzige Möglichkeit sein könnte, die Wahrheit über Kyles Tod herauszufinden und mit seiner Trauer zurechtzukommen. Mit Hilfe der aufgeweckten Carmen (Mia Xitlali), die ein Händchen für die loyalen Vierbeiner hat, lernt er seinen tierischen Kumpanen wertzuschätzen. Und auch der traumatisierte Max fasst langsam wieder Vertrauen zu Menschen. Die Geschichte von „Max“ basiert auf wahren Begebenheiten.

Der Titelheld ist ein Hund, ein „military working dog“, abgekürzt MWD. Militärhunde hat es in der Neuzeit häufig gegeben, wie ein kurzer dokumentarischer Abriss zeigt. Sie laufen in Kriegsgebieten den Soldaten voraus, erschnüffeln Hinterhalte oder Waffenverstecke. Auch moderne Kriege kommen trotz fortschrittlichster Technik nicht ohne sie aus. Zu ihrem Betreuer haben diese Tiere ein enges Verhältnis, das durch langes und intensives Training aufgebaut wurde. Im Kampfgetümmel ist die Abhängigkeit von Mensch und Tier zu groß, als dass man etwas dem Zufall überlassen könnte. „Where I go, my dog goes. Where my dog goes, I go“, lautet ein ungeschriebener Code. Wenn dieser Code nicht mehr eingehalten werden kann, kommt es zur Katastrophe. Davon erzählt dieser Film nach einer wahren Geschichte. Der U.S.-Marine Kyle Wincott dient in Afghanistan. Mit seiner Einheit und Max sucht er in den Straßen zerstörter Städte nach Waffen, die gelegentlich von Soldaten unterschlagen und verhökert werden. Plötzlich ein Hinterhalt, ein Schusswechsel, dann eine plumpe Ellipse, die dem Zuschauer eine entscheidende Information verweigert, und Kyle ist tot. Max hat seinen Betreuer und besten Freund verloren. Zutiefst traumatisiert, ist er für den weiteren Kriegseinsatz nicht mehr tauglich. Zurück in den USA gibt es für den Hund nur eine Lösung, um ihn vor dem Einschläfern zu bewahren: Kyles jüngerer Bruder Justin muss sich um ihn kümmern. Der hat, mitten in den Pubertätswirren, eigentlich andere Sorgen, zumal er sich mit seinem Vater ständig in den Haaren liegt. Trotz des anfänglichen Desinteresses baut der Junge eine vertrauensvolle Beziehung zu dem Vierbeiner auf. Dann aber kehrt ein Kriegskamerad von Kyle aus Afghanistan zurück, und mit ihm häufen sich die Hinweise, dass bei dem tödlichen Militäreinsatz Waffenschmuggler die Finger im Spiel hatten. So ganz ist nicht klar, welche Geschichte Regisseur Boaz Yakin eigentlich erzählen will. Was als Kriegsfilm beginnt, mündet schnell ins Fahrwasser eines Familiendramas mit Anleihen beim Tierfilm, um dann als ruppige Gangsterstory über skrupellose Waffenschmuggler zu enden. Die Hintergründe des Krieges spielen dabei keine Rolle, er dient nur der Etablierung der folgenden Konflikte. Ständig wehende US-Flaggen, der dokumentarische Schnelldurchlauf mit gewonnenen Kriegen und ein gerütteltes Maß an Patriotismus lassen überdies keinen Zweifel daran, dass die Amerikaner in Afghanistan „das Richtige“ tun. Die Waffenschmuggler hingegen sind für einen Jugendfilm viel zu bedrohlich und gewalttätig – von einem Film für die ganze Familie kann also keine Rede sein. Interessanter ist da schon der Titelheld selbst, als tierischer „Charakter“, der zwischen den Stühlen sitzt. Seine Aufgabe als MWD kann er nicht mehr erfüllen, das Leben als Haustier muss er noch erlernen; zum anderen aber auch in seiner Beziehung zu Justin, die nicht von ungefähr an Lassie und den kleinen Timmy erinnert. Justin wird durch Max zum netteren Buben und erregt sogar die Aufmerksamkeit eines Mädchens; und Max findet durch die Konflikte, die Justin mit größeren Jungs und Kriegskameraden seines Bruders zu bestehen hat, zu alter Form zurück; seinen neuen Betreuer, den er sich in einer schönen Szene selbst erwählt hat, führt er auf der Flucht mit dem Mountainbike sicher durch die Wälder. So, als hätte er einen neuen Kriegsschauplatz gewählt. Auch das ist ein irritierender Gedanke in einem Genre, das keine Irritierungen verträgt.

Veröffentlicht auf filmdienst.deMaxVon: Michael Ranze (12.12.2025)
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