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Filmkritik
Die leitmotivische Karl-May-Melodie von Martin Böttcher, die dem Titelvorspann von „Old Surehand“ unterlegt ist und die Lausejungen schon auf der Straße pfeifen, führt mitten hinein in die Welt des Apachenhäuptlings Winnetou (Pierre Brice), der sein Leben einsetzt, um den Frieden zwischen den Bleichgesichtern und den Rothäuten zu sichern. Mitwächter für den Frieden ist Old Surehand (Stewart Granger), der geschworen hat, den Mörder seines Bruders zu finden. Sie beide stehen gegen die skrupellosen Schurken, die aus einem Krieg zwischen Weißen und Indianern Geschäfte machen wollen.
Mit sicherer Hand
Old Surehand kommt gerade recht, um mit einem sicheren Schuss die Zündschnur zu zerstören, die im nächsten Augenblick die Sprengladung eines ausgeraubten Eisenbahnzuges in die Luft gejagt hätte. Beim Verhör zweier unbekannter Männer stößt er auf seltsame Widersprüche. Sie seien angeblich den Comanchen entkommen und Zeugen eines Überfalles auf eine Farm geworden, bei dem der Sohn des Farmers aus dem Hinterhalt erschossen worden ist. Bald ist der aufrechte Trapper nicht nur einer gefährlichen Verbrecherbande auf der Spur; er weiß auch, dass ihr nur „General“ genannter Anführer (Larry Pennell) der Mörder seines Bruders ist. Gemeinsam mit Winnetou und dem kauzigen Trapper Old Wabble (Paddy Fox) gelingt es Old Surehand, die Comanchen dazu zu bewegen, das Kriegsbeil zu begraben und die Verbrecher durch eine Kriegslist gefangen zu nehmen. Der „General“ aber büßt einen Fluchtversuch mit seinem Leben.
Die Kunst, einen in der Atmosphäre treffenden Film nach den Vorlagen des sächsischen Schriftstellers Karl May zu gestalten, ist nicht jedem gegeben. Zumindest könnte man zu diesem Schluss kommen, wenn man die Filme von Harald Reinl mit der Inszenierung von Alfred Vohrer vergleicht. Trotz des Karl-May-Stoffes, imposanter Landschaften und einer abenteuerlichen Kulisse sowie zum Teil der bewährten Darsteller bleibt alles merkwürdig belanglos. Spannung liegt lediglich in einigen Passagen mit äußerlichen Handlungselementen wie Kämpfen und Schlägereien in der Luft, die zudem gröber und roher gestaltet sind als in früheren Karl-May-Filmen.
Eine arg freie Adaption
Auch in den humorvoll gemeinten Partien fällt ein plumperer Zuschnitt auf. Aus Furcht, dass die Karl-May-Welle verebben könnte, wurde offensichtlich eine schärfere Gangart angeschlagen. Das ist dem Autor der Vorlage so unangemessen wie die arg freie Verwendung seines Stoffes, die eifrigen Lesern der Romane in diesem Falle noch stärker auffällt als bisher. Die Edgar-Wallace-Welle wurde durch den immer stärkeren Pfeffer bereits zu Tode geritten. Karl May sollte - bei allen Vorbehalten - für eine solche Spekulation zu schade sein.
