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Operation Fortune

114 min | Komödie, Action, Thriller | FSK 16
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Superspion Orson Fortune soll einen brisanten Waffendeal aufklären und den Verkauf einer neuen hochgefährlichen Technologie verhindern. Widerstrebend wird er dabei mit einigen der weltbesten Agenten auf Mission geschickt. Als Ablenkungsmanöver rekrutieren sie Hollywoods größten Filmstar Danny Francesco und begeben sich auf internationalen Undercover-Einsatz. Ihr Ziel: ein milliardenschwerer Waffenhändler, der hinter dem Deal steckt und das Schicksal der Welt in seinen Händen hält…

Filmkritik

Warum muss man eigentlich immer auf James Bond warten, um die Welt auf gepflegte Weise zu retten? So könnte Guy Ritchie gedacht haben, als er bei einem Whisky und einer Zigarre mit seinen beiden Drehbuchkollegen Ivan Atkinson und Marn Davies zusammensaß. Zwar gab es in den Bond-Pausen schon immer auch andere „Gentlemen retten die Welt“-Filme. Man könnte sogar sagen, dass Filmemacher Ritchie dieses Genre ein Stück weit in den 2000er-Jahren rekultiviert hat, als er Sherlock Holmes und die TV-Serie „Solo für O.N.K.E.L.“ ins rechte Leinwandlicht gerückt hat. Meist aber hielt es der Engländer doch lieber mit „provinziellen“ Stoffen und ließ seine Gelegenheitsgauner von „Snatch – Schweine und Diamanten“ bis „The Gentlemen“ in und um London agieren. Das könnte sich mit „Operation Fortune“ nun ändern – und hoffentlich nicht nur mit einem Solitär.

Niemand weiß, wer die Welt zerstören will

Die Welt ist bedroht, durch einen monströsen Deal mit einer noch monströseren Waffe, doch Orson Fortune (Jason Statham) ist in Urlaub. Eigentlich ist er ohnehin raus aus dem Geschäft mit Agenten, Gegenagenten und Oberbösewichtern, weil sich die britische Regierung privat organisierte Kämpfer wie ihn einfach nicht mehr leisten will. Und außerdem gibt es ja auch noch ungeliebte, aber günstigere Kollegen auf dem Söldnermarkt, auch wenn die eher mit dem Holzhammer agieren. Doch Nathan Jasmine (Cary Elwes) von der britischen Regierung wagt noch einmal die Zusammenarbeit mit Fortune und geht sogar auf dessen exzentrische Extrawünsche ein, wenn der Einzelgänger diesmal mit der US-amerikanischen IT-Spezialistin Sarah Fidel (Aubrey Plaza) und Scharfschütze J.J. (Bugzy Malone) zusammenarbeitet. Das Problem: Niemand weiß, was genau gestohlen wurde und wer damit die Welt zerstören will. Doch das ist noch nicht alles. Denn um an den entscheidenden Kontaktmann Greg Simmonds (Hugh Grant) heranzukommen, benötigt man wahre Starpower. Simmonds ist superreich, -gewitzt, -sarkastisch und -gemein, hat aber eine Schwäche: Hollywood-Actionstar Danny Francesco (Josh Hartnett).

Danny, der gerade wieder an einem neuen Agentenfilm arbeitet, ist schnell erpresst und gefügig gemacht. Er soll einfach „sich selbst“ spielen, sich mit seinem Fan Simmonds bekannt machen, unter dem Vorwand, ein wenig für eine künftige Rolle als supergewitzter Milliardär recherchieren zu wollen. Gesagt, getan. Doch irgendwer hat Fortunes Söldnerkonkurrenz angeheuert, und so muss an unterschiedlichsten Fronten gekämpft werden, gegen Feinde, die man nicht kennt, um eine Sache, die niemand formulieren kann.

Etwas kann die Weltordnung durcheinanderbringen

Der Weg ist das Ziel, scheint die Prämisse zu sein. Schon Hitchcock liebte das bei ihm „Red Herring“ genannte Etwas, hinter dem jeder her ist, das aber für den eigentlichen Spannungsbogen eher unwichtig ist. Ganz so extrem ist es bei Guy Ritchie nicht, immerhin wird bald klar, dass das Etwas die „Weltordnung“ durcheinanderbringen soll. Doch in der Tat legt der Autor/Regisseur sehr viel mehr Gewicht darauf, die auf die einzelnen Zwischenstationen auf dem Weg zum Ziel zu unterhaltsam wie möglich zu machen, als auf das Ziel an sich.

Entscheidend ist zunächst der Ton. Gerne sind die Helden in Actionfilmen, besonders wenn sie von Stars wie Denzel Washington oder Liam Neeson gespielt werden, umgeben von einer penetranten Arroganz. Die Unsterblichkeitsattitüde des Drehbuchs wird in hanebüchenen Actionszenen ausgekostet, mit stets locker sitzenden Pointen. Ritchie indes gelingt es, Helden einerseits Sprüche klopfen, andererseits in den Actionsequenzen glaubwürdig sein zu lassen. Beides funktioniert zu seiner Zeit und wird tunlichst nicht kombiniert. Immerhin geht es trotz aller Nonchalance ja um Leben und Tod! Jason Statham ist zwar inzwischen auch schon 55 Jahre alt, aber dennoch so gut trainiert und physisch behände, dass man ihm die Kampfmaschine ebenso abnimmt wie den Wortwitzbold nach getaner Arbeit.

Glücksfälle an Jason Stathams Seite

Ein Glücksfall sind die ihm in der Operation zur Seite gestellten Aubrey Plaza und Josh Hartnett. Während Hartnett den Dandy, der im Zweifel zupacken kann, gewinnbringend um eine komödiantische Nuance erweitert, ist Aubrey Plaza die eigentliche Entdeckung in einem atemberaubend gut funktionierenden Ensemble. Die 38-jährige Amerikanerin, die als versierte Komödiendarstellerin bekannt ist, versteht es, ihrem Action-Charakter eben keine übermenschliche Attitüde zu geben. Sie ist beherrscht, überlegt und, wenn es sein muss, handfest, aber nie mit Genuss. Man sieht ihr an, dass Gewalt nie ihre erste Option ist. Sie ist das „normale“, erdende Korrektiv innerhalb einer hyperaktiven Actiontruppe und damit ein passendes Pendant für Überflieger Jason Statham.

Die Schauwerte sind es auch. Und die bestehen in erster Linie aus Hugh Grant. Es ist schlicht eine Wonne, dem 62-jährigen beim Bösesein zuzuschauen. Nicht nur, dass man ihm mit übergroßer Brille, schmalzigem Haar und nie geschmackssicherer Einkleidung den Look eines nerdigen Exzentrikers verpasst hat. Er darf auch die mit Abstand spitzesten Pointen landen, und das so subtil wie sonst kein anderer. Als Nur-Bösewicht ist er eigentlich viel zu schade und bekommt daher im Finale noch einmal einen ganz besonderen Auftritt.

Altbewährte Haltung

Wer nun was und warum mit der Welt vorhat, gerät angesichts der besonderen Chemie innerhalb des Ensembles sowie der prächtigen Schauplätze in den Hintergrund, ist aber in der Auflösung nie so abwegig, dass es schmerzt. Einzig dass die Ukraine und Katar im Film eine Rolle spielen, die aus heutiger Perspektive etwas befremdet, lässt erkennen, dass der Film schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und immer wieder von der Startliste verschwand. Nun ist er endlich im Kino und bietet im besten Sinne altbewährte Unterhaltung, die zudem nicht dem Trend verfallen ist, drehbuchtechnische Einfallslosigkeit durch Brutalität zu kompensieren.

Erschienen auf filmdienst.deOperation FortuneVon: Jörg Gerle (21.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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