Szene aus Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse
Filmplakat von Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse

Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse

142 min | Abenteuer, Fantasy, Familie | FSK 12
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Schwarzmagier Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen ersetzt Johnny Depp) ist dabei, neue Anhänger für seine dunklen Pläne um sich zu scharen. Hogwarts-Lehrer Albus Dumbledore (Jude Law) weiß um die Gefahr, die von dem charismatischen Zauberer ausgeht und befürchtet, dass es Grindelwald tatsächlich gelingen könnte, die Macht in der Zaubererwelt vollends an sich zu reißen. Doch allein kann er Grindelwald nicht aufhalten, weshalb er den Magie-Zoologen Newt Scamander (Eddie Redmayne) und dessen Freunde, zu denen auch der Muggel Jacob (Dan Fogler) gehört, einmal mehr um Hilfe bittet. Auf ihrer gefährlichen Mission lernen Newt und seine Truppe neben magischen Tierwesen auch die fanatischen Anhänger Grindelwalds kennen. Ein brodelnder Konflikt zwischen Gut und Böse bahnt sich an, den Dumbledore aktiv mitentscheiden muss. Die Vorherrschaft der weißen Magie steht auf dem Spiel, die er mit allen Mitteln retten will.

Filmkritik

Am Anfang treffen sich die Kontrahenten Albus Dumbledore (Jude Law) und Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) im gepflegten Ambiente eines Londoner Tea-Rooms, umgeben vom gedämpften Stimmengewirr von den Nachbartischen und dem sanften Klackern von Silberbesteck gegen weißes Porzellan. Grindelwald wahrt die kultivierte Form, doch sobald er sich zu Albus an den Tisch setzt, ist es, als schwebe eine Gewitterwolke im Raum, eine Spannung aus kalter Verachtung und unterdrücktem Zorn. Verachtung gegen die sogenannten Muggel, unter die sich Dumbledore hier mischt – ob er nicht deren Gestank riechen könne, fragt Grindelwald sein Gegenüber. Und Zorn über den Verrat, den sein ehemaliger Freund und Geliebter seiner Meinung nach begangen hat, als Albus die Ideale, die beide in ihrer Jugend teilten, als irrige Ideologie erkannte und hinter sich ließ. Grindelwald verfolgt diese Ideologie weiter mit eisernem Willen: eine neue politische Ordnung zu schaffen, in der die magisch Begabten den ihnen vermeintlich zustehenden Platz als Herrenmenschen einnehmen. Die Welt, wie Dumbledore sie kenne, würde er in Flammen setzen, kündigt er an.

Rückkehr zu epischem Atem

Die Leserinnen und Leser von Joanne K. Rowlings „Harry Potter“-Universum wissen natürlich, dass ihm das letztlich nicht gelingen wird: Die Grundzüge des Dramas zwischen Dumbledore und Grindelwald und der politischen Verwerfungen, in denen sie eine zentrale Rolle spielen, sind in den Potter-Bänden vorgegeben. Der Reiz der „Phantastische Tierwesen“-Filme, die diese Vorgeschichte ausspinnen, besteht denn auch weniger in den großen Spannungsbögen als im „Wie“, im detailverliebten Ausbau der von Rowling geschaffenen Fantasy-Welt.

Während sich die Autorin, die auch hier wieder das Drehbuch verantwortet hat (unterstützt von Steve Kloves), im Vorgängerfilm „Grindelwalds Verbrechen“ in der Fülle der Handlungsstränge arg verzettelte und die Figuren zu umständlich in Stellung brachte, findet sie nun wieder zu epischem Atem zurück, und die abenteuerliche Handlung schnurrt wie ein gut geöltes Uhrwerk ab – flüssig, aber ohne Hektik.

Die Kreatur, die in die Seelen schaut

Der McGuffin, der sie ins Rollen bringt, ist eine magische Kreatur, die gleich in der Szene nach dem eröffnenden Tea-Room-Treffen eingeführt wird: Der Magizoologe Newt Scamander (Eddie Redmayne), neben Dumbledore einmal mehr der zentrale Held, wird Zeuge der Geburt eines seltenen Wesens, eines sogenannten Qilin, das aussieht wie eine putzige Kreuzung zwischen Drache und Huftier und die bemerkenswerte Fähigkeit besitzt, direkt in die Seele von Menschen sehen und deren Charakter erkennen zu können. In der Welt der Zauberer wird es dafür sehr geschätzt und spielt eine zentrale Rolle bei der Wahl der Leitung der Internationalen Zauberer-Konföderation, einer Art „United Nations“ der magischen Welt: Kandidatinnen für dieses höchste Amt müssen sich der Beurteilung durch das Qilin stellen.

Was für das neugeborene Jungtier fatale Folgen hat: Anhänger Grindelwalds, unter ihnen der junge Credence (Ezra Miller), ermorden das Muttertier und entführen das Junge, um so die Wahlzeremonie manipulieren zu können. Was sie zunächst nicht ahnen: die Qilin-Kuh hat Zwillinge geboren, und Newt gelingt es, das zweite Babytier zu retten. Während Grindelwald darangeht, sich politisch für die anstehende Wahl eines neuen Konföderations-Leiters in Stellung zu bringen, versammelt Albus rund um Newt, dessen Bruder Theseus (Callum Turner) und den Muggel-Bäcker Jacob (Dan Fogler) ein etwas seltsames, aber mutiges Team, um diese Pläne zu durchkreuzen.

Magisches Action-Abenteuer mit Sorgfalt und Witz

Dabei bleibt das politische Szenario um eine demokratisch organisierte (Zauberer-)Welt, die nur einen Schritt davon entfernt ist, einem faschistoiden Demagogen anheimzufallen, zugegebenermaßen ziemlich holzschnitthaft – inklusive Speer-Ästhetik bei der Ausgestaltung des Berliner Zaubereiministeriums, das eine wichtige Station auf Grindelwalds Weg Richtung Machtergreifung abgibt, und einer Nebenrolle für „Er ist wieder da“-Hitler-Darsteller Oliver Masucci als Grindelwalds Steigbügelhalter. Mit umso mehr Sorgfalt und Witz zelebrieren die Macher (und dabei sei vor allem auch das Production- und Creature-Design erwähnt) dagegen das magische Action-Abenteuer: „Dumbledores Geheimnisse“ ist schlicht ein fulminanter Hippogreifen-Ritt zu neuen Schauplätzen (zu denen neben dem Berliner Ministerium ein schön-schauriger Hochsicherheitsknast mit Peter Simonischek als sardonischem Kerkermeister und eine Tempelanlage im Himalaya gehören), zu Begegnungen mit erstaunlichen Kreaturen und fantasievoll ausgestalteten magischen Konfrontationen. Allein schon der herrliche Budenzauber, den Newts neue Verbündete Professor Eulalie „Lally“ Hicks (Jessica Williams) mit den Seiten eines Buchs anstellt, lohnt den Kinobesuch.

Die kleinen zwischenmenschlichen Melodramen wiederum, die mit dem großen politischen Kräfteringen einhergehen (zwischen Grindelwald und Dumbledore, rund um Credence, zwischen Jacob und der zu Grindelwald übergelaufenen Queenie), hätten zwar durchaus noch etwas mehr Spielraum und Leidenschaft vertragen können. Sie bringen aber doch, auch dank der souveränen Darsteller und Darstellerinnen, genug Zunder und Warmherzigkeit ins Spiel, um das Action-Feuerwerk emotional zu erden. Ähnlich wie in seinen „Potter“-Verfilmungen braucht Regisseur David Yates dabei mitunter nicht mehr als kleine, poetisch-ruhige Momente in all dem Spektakel, um mit zeichenhaften Bildern und der Ausdruckskraft seiner Darsteller zumindest für diejenigen unter den Zuschauern, die mit den Hintergründen der Figuren vertraut sind, tragische oder romantische Akzente zu setzen.

Erschienen auf filmdienst.dePhantastische Tierwesen: Dumbledores GeheimnisseVon: Felicitas Kleiner (13.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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