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Predator: Badlands

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„Predator: Badlands“, mit Elle Fanning und Dimitrius Schuster-Koloamatangi in den Hauptrollen, spielt in der Zukunft auf einem fernen Planeten. Ein junger Predator (Schuster-Koloamatangi), der von seinem Clan verstoßen wurde, findet in Thia (Fanning) eine unerwartete Verbündete und begibt sich auf eine gefährliche Reise auf der Suche nach dem ultimativen Gegner. Der Film wurde von Dan Trachtenberg inszeniert und von John Davis, Dan Trachtenberg, Marc Toberoff, Ben Rosenblatt und Brent O’Connor produziert.

In der Veterinärmedizin bezeichnet der englische Ausdruck „Runt“ ein verkümmertes Tier, das im schlimmsten Fall von seinen Eltern zurückgelassen wird. Bei manchen Tierarten kommt es sogar zu Kindestötungen, wenn die Ressourcen zu knapp sind und sich die Jungen nicht gut entwickeln. Die Infantizide können aber auch als Machtinstrument dienen, wenn Alpha-Tiere sich ihre Position in der Gruppenhierarchie sichern.

Auch der junge Predator Dek (Dimitrius Schuster-Koloamatangi) vom Stamm der Yautja wird verstoßen, weil er als zu schmächtig gilt; im Unterschied zu seinem Bruder ist er deutlich kleiner geraten. Um seinem dominanten Vater das Gegenteil zu beweisen, will er auf einem anderen Planeten eine besonders gefährliche Kreatur erlegen, einen Kalisken. Für die Predators gilt die rituelle Trophäenjagd als sinnstiftendes Element. In der fremden Welt stößt er auf gefährliche Kreaturen und muss sich immenser Gefahren erwehren, erhält aber Hilfe von einer verwaisten Droidin namens Thia (Elle Fanning). Deren synthetische „Schwester“ Tessa (ebenfalls Elle Fanning) und ein ominöses Forschungsteam wüten auf dem Planeten, der zahlreiche Geheimnisse birgt.

Zu schwach für die Spezies

Zu Beginn von „Predator: Badlands“ ragt der Schädel eines Tyrannosaurus-Rex aus einem Trophäenschrank; das deutet darauf hin, dass die Predators schon seit Jahrtausenden auf der Erde jagen. Im Kino schlug der Stoff mit „Predator“ (1987) von John McTiernan auf, in dem ein von Arnold Schwarzenegger gespielter Söldner von dem außerirdischen Jäger mit einem Wärmebild beobachtet wird, was die fremden Wesen als technologisch hochentwickelte Spezies einführte.

Der sechste Film der „Predator“-Reihe stammt wieder von Regisseur Dan Trachtenberg, der auch schon „Prey“ (2022) inszenierte, in dem das Duell zwischen dem Predator und seinem Opfer aus der Perspektive einer jungen Comanche-Kriegerin im Jahr 1719 erzählt wurde, was der Reihe einen frischen Anstrich verschaffte und überdies die animierte Anthologie „Predator: Killer of Killers“ (2025) nach sich zog. Mit „Predator: Badlands“ deutet Trachtenberg jetzt eine Weitung der Jäger-Mythologie an und setzt überdies dazu an, das erzählerische Universum – ähnlich wie in den „Alien“-Filmen – auszuweiten.

Denn zum ersten Mal verschlägt es einen Predator nicht auf die Erde, sondern in ein deutlich düstereres Terrain, in dem überall Gefahren lauern. Schon nach seiner holprigen Bruchlandung wird Dek im Dschungel von blutrünstigen Ranken attackiert und muss sich mit seinem rot leuchtenden Schwert durch die unberechenbare Natur kämpfen. Visuell zeichnet sich der Film durch ein großspuriges „Worldbuilding“ aus. Die Natur ist darin eine omnipräsente Tortur mit betäubenden Pflanzen, explosiven Raupen oder Rasierklingen-Plantagen. Anleihen für das Szenenbild lassen sich bei apokalyptischen Genrefilmen wie „Mad Max“ oder „The Book of Eli“ ausmachen, aber auch beim Videospiel „Shadow of the Colossus“. Dessen „Open World“-Ansatz ist in der obskur angereicherten Endzeit-Umgebung überall zu entdecken. Für Menschen gilt diese Region als unbetretbar, weil mörderisch.

Entscheidend ist dabei, dass in „Predator: Badlands“ erstmals ein Perspektivwechsel stattfindet. Der Yautja wird nicht mehr als Antagonist, sondern als Protagonist behandelt. Zwar bleibt er der funktional hochgerüstete Jagdspezialist, der keine Gnade kennt, doch durch seine Vorgeschichte erhält er menschliche Züge. Von seinem Vater verstoßen und von Ehre und Rachsucht getrieben, setzt der Predator sich mit der Erlegung des Kalisken ein scheinbar unerreichbares Ziel. Verlust und Ausgrenzung müssen durch Stärke kompensiert werden.

Selbstoptimierung im Alien-Gewand

Inszenatorisch setzt der futuristische Horror-Actionfilm auf intensive Nahkämpfe und die dichte Einbindung der mutierten Natur. Als Dek schließlich auf die Droidin Thia trifft, akzeptiert er deren Hilfe nur deshalb, weil er das von Menschen geschaffene Wesen als bloßes Werkzeug betrachtet. Trachtenberg zeichnet den Predator als männlichen Einzelgänger, der sich maßlos übernimmt und den „Body Count“, die Zahl der von ihm erbeuteten Jagdtrophäen, als höchstes Gut ansieht. In dieser unbarmherzigen Welt wird Stärke zur maßgeblichen Charaktereigenschaft.

Durch die Vermenschlichung des Jägers, der als empfindendes, leidendes Wesen mit Zielen und einer Motivation gezeichnet wird, ändert sich allerdings auch sein Mythos. Während er in seinen Anfängen, im legendären Duell mit Arnold Schwarzenegger, als rohe Naturgewalt erschien, als ein Wesen, in dem sich Instinkte und Hochtechnologie vereinen, wandelt er sich hier zum psychologisierten Antihelden. Dieser Switch der Perspektive funktioniert zwar als Kommentar auf männliche Selbstüberhöhung, lässt erzählerisch aber kaum Überraschung zu und bleibt den Konventionen des Genres verhaftet. Trotz der wenig zimperlichen Gewalteskapaden wirkt „Predator: Badlands“ in seinen konventionellen Momenten wie der unliebsame Bruder von Marvel-Figuren wie den „Guardians of the Galaxy“.

Der Mythos des Predators

Die Abwesenheit der Menschen ist umso mehr spürbar, weil sie durch künstliche Abbilder ersetzt werden. Die Frage, ob Droiden von elektrischen Schafen träumen, wirkt ohnehin auserzählt. Thia steht vielmehr für die Unschuld, deren Interaktion mit Dek bisweilen an eine Buddy-Komödie erinnert, was auch an Fannings gewitzter Interpretation eines Roboters liegt. Tessa wiederum verkörpert das von der Menschheit generierte Übel, das die Natur bedenkenlos ausbeutet, ohne sie zu verstehen.

In der Predator-Figur war stets eine dialektische Spannung angelegt: Auf animalische Hierarchien ausgerichtet, nutzte sie dennoch hochkomplexe Technologien für ihre Zwecke. Die Menschheit dagegen hat die Natur so gründlich entmythologisiert, dass sie inzwischen selbst nur noch als synthetische Duplikate existiert, die sich als Herrscher der Gesetzmäßigkeiten inszenieren.

Auf diese Weise entwickelt Trachtenbergs „Predator: Badlands“ gewissermaßen eine Antithese zu McTiernans „Predator“, indem sich Alien und Mensch auf einer übergeordneten Ebene begegnen: nicht mehr als Jäger und Beute, sondern als konkurrierende Prinzipien von Schöpfung und Vernichtung. Filmisch reicht die lose Fortsetzung zwar nicht an den ersten „Predator“-Film heran, da die Schauplätze viel zu überbordend und die Dramaturgie zu zersplittert wirkt; durch seine dichte Endzeit-Atmosphäre und eine kompromisslose Predator-Vehemenz wirkt zumindest aber das Finale überzeugend. Gleichzeitig deutet sich eine weitere Expansion des Predator-Universums an. Denn dass die Droiden aus den Werkstätten der „Weyland-Yutani-Corporation“ stammen, weist darauf hin, dass bald auch andere Spezies den Weg der Predators kreuzen könnten.

Veröffentlicht auf filmdienst.dePredator: BadlandsVon: Felix Knorr (16.12.2025)
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