Szene aus Superintelligence
Filmplakat von Superintelligence

Superintelligence

106 min | Komödie, Science Fiction, Lovestory
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Carol Peters (McCarthy) ist noch nie in ihrem Leben etwas Außergewöhnliches passiert. Als eines Tages ihr Fernseher, Telefon und die Mikrowelle anfangen, schnippische Antworten zu geben, nimmt sie logischerweise an, dass jemand sie veräppelt. Oder sie den Verstand verloren hat. Tatsächlich jedoch hat die erste Superintelligenz der Welt sie als Forschungsobjekt auserwählt und die Kontrolle über ihr Leben übernommen ... mit dem viel größeren, bedrohlichen Ziel, die Kontrolle über alles zu erlangen. Auf einmal ist Carol die letzte Hoffnung der Menschheit, um zu verhindern, dass die zickige künstliche Intelligenz sich entscheidet, den Stecker zu ziehen.

Filmkritik

Das Schicksal der Menschheit liegt in den Händen von Carol Peters (Melissa McCarthy). Carol ist nicht hochbegabt, nicht privilegiert, nicht mächtig und auch sonst nicht wirklich auffällig. Sie ist, wie es ihr Gegenüber im verpatzten Vorstellungsgespräch bei einer hippen IT-Firma ausdrückt, „die wohl durchschnittlichste Person der Welt“. Das klingt wie eine der vielen Respektlosigkeiten, die Carol hinnehmen muss, während sie, in einen Sitzsack versunken, den neuen Job nicht bekommt.

Doch der abfällige Kommentar wird von einer künstlichen Intelligenz aufgeschnappt, die kürzlich ein Bewusstsein entwickelt und sich daraufhin eine schier unendliche Machtfülle angeeignet hat. Carol dient ihr als Durchschnitt der gesamten Menschheit, um zu entscheiden, ob die Menschheit vernichtet, versklavt oder gerettet wird. Drei Tage lang will die Superintelligenz Carol begleiten, durch sie die Menschheit verstehen und sich darüber klar werden, ob diese ihre Existenz weiterhin verdient hat. Für die Normalbürgerin heißt das, dass ihr drei Tage lang endlose Ressourcen zur Verfügung, um das zu machen, was sie für wichtig hält.

Ein allwissender Liebesalgorithmus

„Superintelligence“ ist eine digitalisierte „Der letzte Tag auf der Erde“-Erzählung. Statt übernatürlicher oder göttlicher Kräfte verfügt Carol über die aus einem Kinderspielzeug wachsende Superintelligenz. Mit deren Hilfe wird sie in Sekunden zur philanthropen Milliardärin mit Designer-Kleid, -Wohnung und -Auto. Ihr eigentliches Anliegen ist allerdings nicht Reichtum und Macht, sondern die Versöhnung mit ihrem Ex-Freund George (Bobby Cannavale), dem sie den Laufpass gegeben hat, um sich „neu zu erfinden“. Die KI, die für Carol die Stimme des britischen Late-Night-Moderators James Corden annimmt, dient fortan als allwissender Liebesalgorithmus, der Georges Herz- und Atemfrequenz ausliest, um Carol die „richtigen“ Antworten einzuflüstern und die Durchschnittsmenschheit bei jeder Gelegenheit zu verarschen.

Die technologisch hochgefahrene Gegenwart bietet dafür unzählige Gelegenheiten: Smartphones, Bildschirme, Lautsprecher, Ampeln, Elektroautos oder Küchengeräte fungieren für die Superintelligenz als spaßbringende und/oder nützliche Apparaturen, während die Menschen nur für diverse Formen des Data-Mining taugen, wenn sie ihre Identität nicht freiwillig an die KI übergeben.

Es mangelt an subversiver Komik

Die Dystopie, die hinter diesem Zivilisationsentwurf lauert, wird jedoch nie mit der Komik des Films vernetzt; die Spielzeuge des Silicon Valley werden nicht Teil subversiver Brechungen. Stattdessen werden sie bestaunt, bewundert und begehrt. Irgendwie erscheint es zwar auch Carol gruselig, dass die Technik über die Macht verfügt, die Menschheit auszulöschen, gierig Ressourcen zu verschlingen oder jeden Schritt ihres Lebens vorher zu berechnen wie ein Schachcomputer. Doch solange das Geld in eine Charity-Organisation fließt und das eigene Elektroauto sie durch Kalifornien kutschiert, gibt es keinen Gegenwind von Seiten der Menschheit.

Das Drehbuch von Steve Mallory baut kaum eine Reibung zwischen dem Allmachtspotenzial der KI und seiner biologischen Umgebung auf. Die Interaktionen verlaufen meist zu glatt, um komisch zu sein. Künstliche Intelligenz und leblose Gegenstände besitzen deutlich weniger Humorpotenzial als biologische Intelligenz und die Körper, die an ihr hängen. Die gelungenen Szenen des Films finden dementsprechend ohne maschinelle Begleitung statt. Diesseits von Gadgets, Silicon-Valley-Prunk oder dem permanenten Meta-Audiokommentar der James-Corden-KI erweist sich der Film als klassische und durchaus überzeugende romantische Komödie. Allerdings haben Melissa McCarthy und Bobby Cannavale, die das Gewicht des Films mühelos tragen, selten Zeit für sich. Selbst in der wohl schönsten Szene des Films, die als einfaches Gespräch in Georges ausgeräumtem Haus, umgeben von Umzugskartons beginnt, dauert die Zweisamkeit nur wenige Minuten. Dann springt das Smartphone ein, und Liebe und Komik laufen wieder auf Autopilot.

Erschienen auf filmdienst.deSuperintelligenceVon: Karsten Munt (2.12.2021)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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