






- Veröffentlichung27.11.2025
- RegieCédric Jimenez
- ProduktionFrankreich (2025)
- Dauer100 Minuten
- GenreScience FictionActionThrillerKrimi
- AltersfreigabeFSK 12
- IMDb Rating6.1/10 (917) Stimmen
Cast
Vorstellungen
Filmkritik
Paris, die Stadt der Liebe und der Touristen, ist in dem Science-Fiction-Thriller „Zone 3“ ein Ort, an den man nicht mehr reisen und wo man sich auch nicht mehr verlieben will. Die zwanzig Arrondissements von Paris, die einmal für kulturelle, künstlerische und soziale Diversität standen, sind im Jahr 2045 auf drei „Zonen“ geschrumpft, in denen die Bevölkerung strikt in die da oben, die in der Mitte und den Abschaum sortiert ist. Eine Durchmischung ist weder vorgesehen noch erwünscht. Reisen zwischen den Sektoren sind theoretisch zwar möglich, aber aus finanziellen Gründen ziemlich unwahrscheinlich. Über allem wacht „Alma“, eine Künstliche Intelligenz, die aber weiterhin auf menschliches Wachpersonal angewiesen ist. Auf Wächter, die sich jenseits der sakrosankten Zone 1 um das soziale Gefüge kümmern.
Zwei ungleiche Ermittler
Zu ihnen gehört auch Salia Malberg (Adèle Exarchopoulos), die es sogar geschafft hat, auch mit einer wenig perfekten Vita in die Zone 2 aufzusteigen und Karriere zu machen. Sie ist akribisch, analytisch und durchsetzungsfähig, was ihr im Polizeiapparat einen Platz sichert, auch weil sie den gesellschaftlichen Status quo nicht hinterfragt. Zupackend ist auch Zem Brecht (Gilles Lellouche), ein 50-jähriger griechischer Emigrant, der ein untrügliches Gerechtigkeitsgefühl hat und seinen Job als Polizist in Zone 3 unkonventionell, aber recht effektiv erledigt, sofern er sich aus seinem Bett quält.
So schlimm wie in „Die Klapperschlange“ von John Carpenter ist es also nicht. Ganz Manhattan war dort das Gefängnis von New York, in dem die pure Anarchie herrschte. In dem endzeitlich angehauchten Thriller von Cédric Jimenez sehen die Übergänge zwischen den drei Zonen hingegen beinahe manierlich aus, fast wie die Mautstationen auf den französischen Autobahnen. Die Zivilisation ist in „Zone 3“ noch halbwegs intakt und nachvollziehbarer gestaltet als in „1984“, „Blade Runner“, „RoboCop“ oder „Minority Report“, in dem Verbrechen schon geahndet werden, bevor sie passieren. Bei Jimenez fliegen auch keine Raumschiffe durch die Stadt, nur Drohnen. Menschen werden mit Messern und Pistolen umgebracht, und Polizisten suchen nach den Tätern.
Die Geschichte von „Zone 3“ lässt sich durchaus konventionell an. Denn natürlich erliegt ausgerechnet der Schöpfer von „Alma“ einem Attentat. Und natürlich münden die Spuren in Zone 3, wo die „Terror“-Organisation „Breakwalls“ unter Führung des charismatischen Jon Mafram (Louis Garrel) für alles verantwortlich gemacht wird. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Minister (Romain Duris) endgültig den Kopf von Mafram verlangt, und es an der pedantischen Salia und dem räudigen „Hund 51“, nämlich Zem, liegt, den oder die Mörder zu jagen.
Nicht nur Action, sondern eine Story
Für einen handfesten Thriller hätte dieser Plot allemal gereicht, zumal das allenfalls solide Budget eher auf Schlägereien und Verfolgungsjagden im strömenden Regen als auf große Panoramen wertlegen muss. Jimenez ist eben nicht Luc Besson und schon gar nicht wie einer aus Hollywoods Superhelden-Schmiede. Zum Glück, denn das Drehbuch von Jimenez und Olivier Demangel hat neben Action vor allem auch eine Story zu bieten. Eine sich zart anbahnende Liebesgeschichte muss wohl auch in seriösen europäischen Science-Fiction-Thrillern gesponnen werden, doch immerhin weiß man bei „Zone 3“ bis zum Ende nicht, wie die Geschichte zwischen Zem und Salia ausgehen wird.
Klar ist hingegen von Anfang an, dass es mit der Unterscheidung zwischen Gut und Böse, sozialem Staat und asozialen Rebellen nicht so einfach ist und dass die Schuldigen am Ende eher bei den Anklägern zu finden sein könnten. Das starbesetzte Ensemble mit Valeria Bruni Tedeschi als „Mutter der Zone 3“ sorgt dafür, dass auch die plakativsten Charaktere glaubwürdig bleiben und eine Seele haben. Drehbuch und Regie stellen sicher, dass all die Albernheiten und das Überbordende, das im französischen Genrekino mit dem Namen von Luc Besson verbunden ist, außen vorbleiben. „Zone 3“ gibt sich erstaunlich ernsthaft und erwachsen, ohne jegliche „Superhelden“-Attitüde. So nimmt man Adèle Exarchopoulos ihre Figur der Salia nicht deshalb ab, weil sie Gilles Lellouche im Training auf die Judomatte legt, sondern weil sie als Schauspielerin überzeugt.
Dass der Schriftsteller Laurent Gaudé in seinem 2022 erschienenen Roman „Hund 51“ nicht gerade eine Hymne auf die KI geschrieben hat, verwundert schon wegen seiner Anleihen aus der Filmgeschichte nicht. Kritiker des goldenen KI-Zeitalters dürften sich angesichts von „Zone 3“ in ihren Bedenken bestätigt fühlen. Der spannende und erstaunlich unplakative Science-Fiction-Thriller besitzt bei aller Ernsthaftigkeit aber auch emotionale und sogar augenzwinkernde Momente.
