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Zoomania 2

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In Walt Disney Animation Studios’ „Zoomania 2“ geraten die Polizisten Judy Hopps und Nick Wilde auf die rätselhafte Spur eines geheimnisvollen Reptils, das in Zoomania auftaucht und die Säugetier-Metropole auf den Kopf stellt. Um den Fall zu lösen, müssen die beiden undercover in überraschenden neuen Stadtvierteln ermitteln. Dabei wird ihre gerade erst entstehende Partnerschaft auf die Probe gestellt wie nie zuvor. Oscar®-Gewinner Jared Bush (Co-Regisseur und -Autor „Zoomania“, Regisseur und Co-Autor „Encanto“) schrieb das Drehuch und führte Regie. Produziert wurde der Film von Yvett Merino (Oscar®-prämierte Produzentin „Encanto“). „Zoomania 2“ kommt im November 2025 in die Kinos.

Schlangen zählen in Animationsfilmen meistens nicht zu den Sympathieträgern. Sie sind glitschig, sie haben furchteinflößende schmale Pupillen und mindestens ebensolche lange Zungen, sie sind flink und unberechenbar. Seit frühester Zeit hat die Filmgeschichte gelehrt, dass Schlangen keine Freunde sind – Disneys „Dschungelbuch“ dürfte mit seiner hinterhältigen Schlange Kaa dafür maßgeblich mitverantwortlich sein, und die unterschiedlichen Adaptionen von „Der kleine Prinz“ haben auch keine gute Schuppe an der Tierart gelassen. Wenn die Reptilien in „Zoomania 2“ ebenfalls unter diesen Vorurteilen leiden und endlich beweisen wollen, wie anders sie in Wirklichkeit sind, dann verwundert das wenig. Und auch nicht, dass man ihnen kein Wort glaubt und lieber bei den eingeübten Feindbildern bleibt.

Es ist also beileibe nicht so weit her mit der schönen bunten Vielfalt, dem Respekt und dem friedlichen Nebeneinander in Zoomania, der utopischen Metropole, die ausschließlich von Tieren bewohnt wird und im Original eigentlich viel schöner „Zootopia“ heißt. Manch ein Bewohner der Stadt weiß gar nicht mehr, dass es hier einst auch ein Reptilienviertel gab.

Witzige Parabel über Vorurteile und Klischees

Der erste „Zoomania“-Film aus dem Jahr 2016 war einer der großen Disney-Animationsfilme. Eine witzige Parabel über Vorurteile und Klischees, übertragen auf anthropomorphe Tiere – und doch unbequem nah an der menschlichen Realität und Gegenwart. Und überdies eine bestechende Mischung aus komischen und spannenden, manchmal aber auch überraschend düsteren Szenen. Eine junge Häsin, die der Welt zeigen will, dass auch Kleintiere Helden sein können, stellte ihr Talent als Polizistin unter Beweis und freundete sich sogar mit einem schlitzohrigen Fuchs an, der Gefallen an ihr fand und darüber auch an sich selbst ganz neue Seiten erkannte.

Auch wenn fast zehn Jahre zwischen „Zoomania“ und der Fortsetzung liegen, setzt „Zoomania 2“ nahezu unmittelbar an den Geschehnissen des ersten Teils an. Häsin Judy und Fuchs Nick sind mittlerweile beide Nachwuchspolizisten, doch sie stolpern schon in den ersten Minuten über ihren Ehrgeiz. Ein Einsatz läuft schief. Der Büffel-Polizeichef mutmaßt, dass dafür die Verschiedenheit von Fuchs und Hase verantwortlich sein muss. Eine kollegiale Paartherapie wird angesetzt. Auf diese Weise beginnt der Film sein Leitthema von Unterschieden und Gemeinsamkeiten bereits anhand der beiden Protagonisten durchzuspielen.

Auch in der Utopie gibt es Ausgrenzung

Spätestens mit dem Auftauchen einer Schlange in Zoomania, die dann auch noch ein für die Stadtgeschichte wertvolles Buch stiehlt, wird aus dem Buddy-Movie eine gesellschaftliche Parabel. Der Film verstrickt Fuchs und Hase wie schon im ersten Teil in eine große Intrige, im Zuge derer vermeintliche Gewissheiten über das Zusammenleben der Tiere ausgehebelt werden. Stattdessen kommt ans Licht, dass es auch in der Utopie Ausgrenzungen, Rassismus und Geschichtsklitterung gab, dass Tierarten systematisch vertrieben und mit Narrativen Feindbilder geschaffen wurden.

Der thematische Unterbau von „Zoomania 2“ könnte für die Gegenwart nicht passender sein. Während der erste Film noch unter der Obama-Regierung entstand, ist die Fortsetzung spürbar von den Trump-Präsidentschaften geprägt – und wirkt wie ein Aufschrei, wenngleich verpackt in eine bunte, wilde, spaßige Animationskomödie, die sich vorrangig an Familien richtet.

Das Schöne daran ist, wie klug der Film mit Unterschieden umgeht. Er findet die Lösung nicht darin, die Differenzen zu negieren oder einebnen zu wollen, sondern gerade in ihrer Anerkennung, allerdings in einer Weise, die das Zusammenleben nicht stört, sondern es vielmehr besser macht.

Eine wundersame fiktive Welt

Der Weg zu dieser Botschaft führt über zahlreiche Verfolgungsjagden, die ebenso einfallsreich wie atemberaubend sind und denen man eigentlich nur vorwerfen kann, dass sie kaum Zeit lassen, um die so fantasievoll ausgeschmückte Welt in Ruhe zu betrachten. Denn „Zoomania 2“ entwirft eine wundersame fiktive Welt, die mit unglaublich vielen staunenswerten Details aufwartet. Der Ausflug ins dampfige, ausschließlich von Amphibien bewohnte Sumpfviertel ist dabei eine willkommene Abwechslung, bevor der Film auf dem Weg zu einem Kraftwerk in der Wüste auch ein hitziges Festival namens „Burning Mammal“ streift.

Sogar die Filmzitate, die sich eigentlich nur an ein älteres Publikum richten, sind mehr als nur kurze Gags und werden stimmig und fließend in die Handlung eingebunden. Das schurkische Schaf aus dem ersten Teil darf ein wenig an Doctor Lecter aus „Das Schweigen der Lämmer“ erinnern. Und die Flucht durch einen verschneiten Irrgarten, die aus „Shining“ entliehen ist, entfaltet auch als Zitat ein wirkungsvolles Grauen, für das man das Original nicht zu kennen braucht.

Während die sympathischen Freunde Judy und Nick für sich einnehmen und vor allem Judy für Kinder als Identifikationsfigur dient, legt der Film mit seinen teils düsteren Genreversatzstücken die Latte der Spannung sehr hoch, was sich für jüngere Zuschauer durchaus als Herausforderung erweisen kann. Aber immerhin wird die Schlange rehabilitiert. Sie heißt übrigens Gary.

 

Veröffentlicht auf filmdienst.deZoomania 2Von: Stefan Stiletto (27.11.2025)
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