Szene aus After Forever
Filmplakat von After Forever

After Forever

95 min | Drama, Lovestory | FSK 12
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Szene 1 aus After Forever
Szene 2 aus After Forever
Als eine schockierende Wahrheit über die Familien eines Paares ans Licht kommt, entdecken die beiden Liebenden, dass sie sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Tessa ist nicht mehr das süße, einfache, gute Mädchen, das sie war, als sie Hardin traf – genauso wenig wie er der grausame, launische Junge ist, in den sie sich so sehr verliebt hat.

Filmkritik

Bis wieder einer weint! Diesen Spruch vom Kinderspielplatz kann man blendend auf „After Forever“ anwenden, denn hier weint immer jemand. Im fliegenden Wechsel sind es hauptsächlich Hardin (Hero Fiennes Tiffin) und Tessa (Josephine Langford), das dem Teenageralter inzwischen knapp entwachsene Protagonisten-Paar; manchmal trifft es aber auch einen Erwachsenen aus der nahen Verwandtschaft. Die Gründe für die Tränen sind anfangs dramatisch, doch das nimmt später ab.

Innerhalb der ersten Viertelfilmstunde wird das Geheimnis enthüllt, dass Hardins Dad nicht sein biologischer Vater ist. Dann liegt Tessas Vater mit einer Spritze im Arm tot in ihrem Badezimmer. Zwischendrin machen Tessa und Hardin drei Mal Schluss. Nicht weil sie sich nicht lieben würden, sondern weil sie dem anderen bei der Bewältigung emotionaler Notlagen nicht ausreichend beistehen können. Bei all diesen Gelegenheiten wird sehr viel geweint.

Ein ewiger Kreislauf

Auch wird immer aufs Härteste mit dem eigenen Leben gehadert, egal ob bei familiärem Unglück oder bei Beziehungsstress. Mit viel Wut und Verachtung für sich selbst. Und einer tiefen Resignation, weil das Leben „so kaputt“ ist. Oder mit viel Verzweiflung darüber, dass man doch nur Unheil anrichtet. Der jeweils Nicht-Weinende versucht dann den anderen zu trösten, wird aber abgewehrt, damit der nicht auch noch in die Spirale der Schrecklichkeiten hineingezogen wird. Obwohl die angestrebte Weltabgewandtheit letztlich doch wieder an der Liebe scheitert.

Die Liebe! Immer ernst. In den „After“-Filmen wird kein Gedanke darauf verwendet, dass sie womöglich eine Erfindung sei. Oder etwas, die mit 21 Jahren vielleicht noch nicht ein Leben lang vorhalten muss. Oder was Menschen Freude macht. Das ist nicht das Konzept der Filmreihe. Liebe braucht Dramatik, und Liebe wird hauptsächlich von Mitleid gesteuert. Wie schade fürs weibliche Zielpublikum unter Zwanzig.

Um die Dynamik zu bewahren, wird ein Stoß-mich-zieh-dich-Rhythmus etabliert. Nach jedem friedlichen Moment kommt entweder von Hardin oder von Tessa der Wunsch nach einer Trennung, befristet wenn möglich, weil man „nicht mehr kann“ oder „Ruhe braucht“, selbst wenn nicht ganz verständlich ist, worin die Anstrengung liegt. Spaß miteinander haben die beiden so nicht, und wenn sie mal plaudern, dann mit der Familie. Egal, Ruhe kriegt immer einer, bis der andere ihm wieder nahekommt, unter Umständen auch, um Sex zu haben.

Apropos Sex

Apropos Sex. Im Vordergrund unscharfe Haarsträhnen, im Hintergrund die Schmollmünder halboffen, die Musik kommentiert die Stimmungslage, die Songtexte fassen sie in Worte. So entstehen die wahrscheinlich unerotischsten Sexszenen der Filmgeschichte. Eine ähnliche Zurückhaltung hätte bei den Selbsthass-Nummern gewiss nicht geschadet. Wobei die Botschaft in allen Fällen klar ist: Es wird wieder gut.

Aber dann wird es auch wieder schlecht. Die Zwischenstationen im Plot sind langweilig, die Gespräche den banalsten Klischees verhaftet, die Romantik bourgeois. Doch dann kommt die nächste Krise. Der Gedanke, sich schleunigst eine andere Liebschaft zu suchen, ist bei Tessa wie Hardin vorhanden, wird aber durch die ständigen Krisen immer wieder abgewürgt: Endlich Tränen. Man wird gebraucht. Der Adrenalinpegel steigt. Wieso sollte man sich da jemanden anderen suchen, mit dem das Leben vergnüglich ist?

Obwohl, das ist der Cliffhänger dieses vierten Films. Vielleicht klappt es ja diesmal. Oder war das nicht bei den anderen auch schon so?

Erschienen auf filmdienst.deAfter ForeverVon: Doris Kuhn (18.1.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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