Szene aus Avatar: The Way of Water
Filmplakat von Avatar: The Way of Water

Avatar: The Way of Water

190 min | Abenteuer, Science Fiction, Action | FSK 12
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Es sind 10 Jahre vergangen und Jake Sully (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana) leben mit ihren 5 Kindern Neteyam (Jamie Flatters), Lo'ak (Britain Dalton), Tuktirey (Trinity Bliss), sowie dem adoptieren Menschenjunge Miles "Spider" Socorro (Jack Champion) und adoptierten Kiri (Sigourney Weaver) auf Pandora. Doch ihre Ruhe bleibt nicht lang bestehen, denn alte Bekannte dringen erneut nach Pandora vor mit verbesserter Technologie. Um ihren Na'vi-Stamm vor einem weiteren Krieg zu beschützen, sucht Jake mit seiner Familie Zuflucht bei dem Na'vi-Stamm der Metkayina. Dieser Stamm lebt an der Küste und dem Meer von Pandora und wird von Ronal (Kate Winslet) und ihrem Mann Tonowari (Cliff Curtis) angeführt. Doch die Familie Sully bleibt nicht unentdeckt.

Filmkritik

Der Fantasie sind in „Avatar: The Way of Water“ dank modernsten visuellen Effekten kaum noch Grenzen gesetzt. Am deutlichsten drückt sich das in der Rolle von Sigourney Weaver aus, die im bereits damals neue technische Maßstäbe setzenden Vorgängerfilm aus dem Jahr 2009 die Wissenschaftlerin Grace spielte. Nachdem sie der Schlacht zwischen den kriegswütigen Menschen und den Weltraum-Indigenen Na’vi zum Opfer fiel, kehrt Weaver nun eben als andere Figur zurück. Dank Performance-Capture-Verfahren und CGI-Zauberei verwandelt sie sich in Graces Tochter Kiri: ein melancholisches Na’vi-Teenagermädchen, das aussieht und spricht wie die mittlerweile 73-jährige Schauspielerin.

Die Ästhetik von „Avatar 2“ ist zugleich hyperrealistisch und künstlich, lässt durch den Einsatz erhöhter Bildwiederholfrequenzen (HFR) Motive klarer und Bewegungen flüssiger erscheinen, während die Figuren und malerischen Landschaften des Mondes Pandora aussehen, als würden sie aus einem Animationsfilm stammen. Die extreme Bildschärfe lässt alles greifbar wirken und raubt den Bildern doch auch ein wenig die Sinnlichkeit. Wirklich schön oder geschmackvoll ist das Produktionsdesign nicht, aber das fremde sagenhafte Reich doch plastisch und einfallsreich genug gestaltet, um ganz in ihm zu versinken.

Emotional ausgefeilter als der erste Teil

Die Handlung von „The Way of Water“ ist letztlich eine emotional etwas ausgefeiltere Version des ersten Teils. Nach dem Tod von Bösewicht Colonel Quaritch (Stephen Lang) macht nun ein Avatar, der über dessen Erinnerungen verfügt, Jagd auf den einst zu den Na’vi übergelaufenen Ex-Marine Jake (Sam Worthington). Bevor es zum unvermeidlichen Kampf um das unberührte Pandora kommt, findet Jake mit Familie und Adoptivtochter Kiri Unterschlupf bei den Metkayina, einem Inselvolk, das mit seinen Tattoos und Ritualen an die Maori erinnert. Wieder geht es darum, sich an eine fremde, teilweise feindlich gesinnte Umgebung anzupassen. Besonders Jakes Kinder werden zu Außenseitern, weil sie dünnere Schwänze als ihre Gastgeber haben und wegen ihrer menschlichen Gene fünf statt vier Finger.

Die Konflikte sind bei James Cameron ebenso archaisch wie simpel. Die ausbeuterischen Erdbewohner bedrohen die mit reichlich Ethno-Kitsch garnierten blauen Wilden, während Jake als autoritärer Patriarch seine Familie wie eine Festung verteidigt. Zusätzlich baut „The Way of Water“ einen Generationenkonflikt zwischen Jake und seinem rebellierenden jüngeren Sohn Lo’ak (Britain Dalton) ein. Eine ähnlich strapaziöse Beziehung findet sich zwischen dem bei den Na'vi lebenden Menschensohn Spider (Jack Champion) und seinem schießwütigen Klon-Vater.

Die Erzählung dreht sich um Wiederholungen, Spiegelungen und Eskalationen – und öffnet so auch die Türen für die bereits geplanten Fortsetzungen. Bezeichnenderweise heißt es mehrmals im Film: „The Way of Water has no Beginning and no End“. Und tatsächlich funktioniert „Avatar 2“ auch weniger als lineare Geschichte denn als mit großen Gesten und Gefühlen angereichertes Kinoevent. Dabei läuft Camerons Film der Superlative immer dann zu Höchstform auf, wenn es knallt oder kitschig wird.

Worldbuilding mit äußeren Reizen

Das Charakterdesign der echsenartigen, seltsam proportionierten Na’vi wirkte im Vorgängerfilm nur bedingt überzeugend, was auch damit zu tun hatte, dass der Film ständig zwischen den Welten von Menschen und Na’vi wechselte. Der Vorteil von „The Way of Water“ ist, dass diesmal kaum Menschen auftauchen. „The Way of Water“ ist aber ohnehin weniger von den Figuren als von einem Worldbuilding bestimmt, das sich vor allem in äußeren Reizen ausdrückt. Mit Jakes Kindern ist eine neue Na’vi-Generation herangewachsen, deren neugierig staunenden Blick sich der Film zu eigen macht.

In epischen Set Pieces entfaltet sich zwischen tänzelnden Lichtreflexionen eine wundersam funkelnde Unterwasserwelt voller skurriler Fischarten und filigraner Wasserpflanzen. Die ausgezeichnete 3D-Technik saugt den Zuschauer regelrecht ein, lässt ihn gemeinsam mit den Kindern durch farbenprächtig bewachsene Korallenriffe tauchen, in den schimmernden Schlund eines Wales schwimmen oder auf dinosaurierartigen Flugfischen in den Sonnuntergang reiten. In solchen Augenblicken wird vor allem deutlich, dass „Avatar 2“ weniger das Werk eines genialischen Regisseurs als vielmehr ein gigantisches Gemeinschaftsprojekt ist, an dem die jeweils Besten ihres Fachs beteiligt sind.

Das epische Finale, bei dem Cameron mit seinem Faible für militärische Macho-Action wieder ganz in seinem Element ist, gerät dabei durchwachsen. Die bombastische Inszenierung ist gewohnt souverän, aber der ständige, teilweise komisch ruckelnde Wechsel zwischen unterschiedlichen Bildfrequenzen reißt einen etwas aus dem spektakulären Geschehen.

Mit passender ästhetischer Pracht

Auch die Romantisierung der edlen Wilden, die sich gegen Kolonialismus, Umweltverschmutzung und Walfang auflehnen, kann man albern finden, doch „Avatar 2“ gelingt es, für seine esoterische Naturverbundenheit auch ein angemessenes visuelles Konzept zu finden. Das Hauptmotiv des fließenden Wassers und die Durchlässigkeit aller Lebewesen zeigt sich am schönsten, wenn die Na’vi mit ihren Schwänzen an Pflanzen oder Tiere andocken, mit ihnen verschmelzen und ihre gespeicherten Erinnerungen nacherleben. Nur weil sich Cameron der synthetischen Pracht dieser harmonischen Welt so schwärmerisch widmet, wirkt die geplante Zerstörung Pandoras auch so bedrohlich.

Erschienen auf filmdienst.deAvatar: The Way of WaterVon: Michael Kienzl (18.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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