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Bone Lake

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Eigentlich sollte es ein wunderbar romantisches Wochenende werden. Doch kaum im abgelegenen Ferienhaus angekommen, müssen Diego und Sage feststellen, dass sie nicht die Einzigen in der schicken Unterkunft sind. Notgedrungen lassen sie sich auf den Urlaub zu viert ein – schließlich wirken der draufgängerische Will und seine quirlige Freundin Cin durchaus sympathisch. Eine bitter verhängnisvolle Entscheidung.
Mercedes Bryce Morgan verrührt in ihrem eiskalten Schocker gekonnt den Geist des klassischen Femme-fatale-Thrillers à la SINGLE WHITE FEMALE mit der rotzigen Soziopathie eines BARBARIAN. Dabei lässt sie ihr Publikum sich in wohliger Sicherheit wiegen, während sie unbemerkt schon mal den Vorschlaghammer herausholt. Ein durch und durch kompromissloser Psychohorror, der mit morbider Neugier die Verbindung von Eros und Thanatos feiert.

Wahres Vertrauen basiert auf Ehrlichkeit. Sage (Maddie Hasson) nimmt es mit diesem Leitsatz aber nicht so genau. Den Roman ihres Freundes Diego (Marco Pigossi), der kürzlich seinen Lehrerjob an den Nagel hing, um sich seiner Autorenkarriere zu widmen, findet sie angeblich „interessant“. Sage unterstützt Diego emotional und finanziell, obwohl sie von seinem Talent nicht überzeugt ist. Ein romantisches Wochenende in einer abgelegenen Villa am See verspricht dennoch Entspannung. Gleich nach der Ankunft offenbart sich allerdings ein weiteres Beziehungsproblem: Diegos mangelnde sexuelle Ausdauer lässt seine Freundin unbefriedigt zurück. Auch hier geht Sage der Konfrontation mit einem gespielten Lächeln aus dem Weg.

Das traute Wochenende, das Diego für einen Heiratsantrag nutzen will, nimmt bald eine unerfreuliche Wendung. Plötzlich steht ein zweites Paar vor der Tür, das die Unterkunft ebenfalls gebucht haben will. Man einigt sich schließlich zähneknirschend darauf, das Wochenende gemeinsam zu verbringen; das Haus sei schließlich groß genug.

Cin wie Sünde

Die Ausgangslage von „Bone Lake“ hat die besten Voraussetzungen für eine Komödie. Der sportliche Will (Alex Roe) und seine anmutige Freundin Cin (Andra Nechita), deren Namen sich nicht zufällig wie das englische Wort für „Sünde“ ausspricht, wirken nämlich so wohlhabend, selbstbewusst und glücklich, dass die Mängel in der Beziehung von Sage und Diego umso deutlicher hervortreten. Jeder Smalltalk führt dabei zu einer weiteren Demütigung.

Mehr als um komische zwischenmenschliche Reibungen geht es dem Film jedoch um eine lauernde Bedrohung. Im Prolog rennt ein nacktes Paar panisch durch den Wald, das von einem Unbekannten mit Pfeil und Bogen erlegt. Dann wird auch noch eine Schauergeschichte über einen Leichenberg am Grund des Sees erzählt. Was genau Sage und Diego blüht, bleibt zunächst unklar, aber es wird immer offensichtlicher, dass das undurchsichtige Vorzeige-Paar, mit dem sie sich das Haus teilen, nichts Gutes im Schilde führt.

So zieht die halbnackte Cin den überforderten Diego in ihr Schlafzimmer, weil sie angeblich ihre Kontaktlinsen verlegt hat, und der athletische Will präsentiert sich Sage bei seiner morgendlichen Dusche scheinbar zufällig in voller Mannespracht. Wenn das attraktive Paar nicht gerade offensiv mit Verführungskünsten spielt, sät es Intrigen, die Sage und Diego gegeneinander aufbringen. Dabei ist entscheidend, dass die beiden Protagonisten nur wegen ihrer Unzufriedenheit und ihres mangelnden Vertrauens so verwundbar sind. Anders formuliert: Der einzige Ausweg für sie wäre die bedingungslose Liebe.

Teils Thriller, teils Beziehungsdrama

„Wir mögen Spiele“, gestehen Will und Cin mit diabolischem Grinsen, doch ihre hinterhältige Strategie überzeugt nur bedingt. Den Tätern fehlt es nicht nur an Charisma; sie gehen auch arg plump vor, während sich ihre allzu gutgläubigen Opfer mit schlichten Psychotricks misstrauisch machen lassen. Ausweglos fühlt sich die Situation in „Bone Lake“ deswegen nur selten an. Weder manövrieren sich Sage und Diego durch ihr konfliktscheues Verhalten in pure Hilflosigkeit, noch verfallen sie ihren manipulativen Mitbewohnern. Die Gründe, das Ferienhaus nicht einfach zu verlassen, fallen nur mäßig überzeugend aus. So besteht Diego darauf, zu bleiben, weil Cin ihm verspricht, sein Manuskript einem berühmten Autor zukommen zu lassen.

Regisseurin Mercedes Bryce Morgan wechselt mehrfach den Erzählton, ohne sich jeweils ganz auf eine eingeschlagene Richtung einzulassen. „Bone Lake“ ist teils Thriller, teils therapeutisches Beziehungsdrama, teils ironische Satire. Zwischendurch versucht der Film zudem immer wieder Erotik zu versprühen, wirkt dabei aber ein wenig fantasielos und verhuscht. Lediglich nach einer eigenwilligen Enthüllung der wahren Absichten von Will und Cin widmet sich Morgan vergleichsweise flott einem Überlebenskampf zwischen Grauen und Komik. Insgesamt aber bleibt „Bone Lake“ ein etwas zahnloser und unausgegorener Genrefilm, der auf die Erkenntnis hinausläuft, dass man als Paar stets offen miteinander sein sollte.

Veröffentlicht auf filmdienst.deBone LakeVon: Michael Kienzl (4.11.2025)
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