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Filmplakat von Butterfly Tale

Butterfly Tale

88 min | Komödie, Animation, Familie | FSK 0
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Jedes Jahr begeben sich die Monarchfalter auf eine große Reise, um im warmen Mexiko zu überwintern. Der junge Falter Patrick möchte unbedingt mit, hat aber nur einen voll ausgebildeten Flügel und kann daher nicht fliegen. Gemeinsam mit seinem besten Freund, der tollpatschigen Raupe Marty, kann er sich als blinder Passagier im Vorrats-Anhänger, gezogen von dem scharfzüngigen Schmetterlings-Mädchen Jennifer, verstecken und sich so der Reise doch noch anschließen. Doch auch die so selbstbewusste Jennifer kämpft mit einem Problem, das sie vor dem Schwarm geheim zu halten versucht: Sie leidet unter schrecklicher Höhenangst. Das Trio muss sich auf der beschwerlichen Reise nicht nur seinen eigenen Ängsten stellen, sondern es auch mit gefährlichen Tornados, von Menschen zugebauten Landschaften und drei bösartigen, aber nicht besonders cleveren Finken, aufnehmen. Es beginnt ein großes Abenteuer, in dessen Verlauf Patrick und seine Freunde lernen: Die Dinge, die uns verbinden sind wichtiger als die Unterschiede, die uns zu trennen scheinen.

Filmkritik

Der junge Monarchfalter Patrick und sein bester Freund Marty freuen sich auf die weite Reise nach Mexiko, wo ihr Schmetterlingsschwarm überwintert. Allerdings ist Patricks rechter Flügel kleiner als der linke, weshalb er nicht richtig fliegen kann. Daher ordnet seine Mutter Margaret, die den Schwarm anführen soll, an, dass ihr Sohn mit einigen älteren Faltern zu Hause bleiben muss. Doch Patrick schmuggelt sich zusammen mit dem tollpatschigen Marty, der als pummelige Raupe noch auf seine verspätete Verpuppung wartet, in einen Anhänger mit Milchkraut, der Hauptspeise der Falter. Den Proviantanhänger zieht die scharfzüngige Jennifer, die ihrerseits heimlich an Höhenangst leidet.

Auf der anstrengenden Reise stößt das Trio auf einige Hindernisse, etwa einen gefährlichen Tornado und gefräßige Finken. Außerdem findet der Schwarm einen wichtigen Rastplatz mit Milchkraut nicht mehr vor: Dort haben Menschen ein Einkaufszentrum errichtet. Doch Patrick, Marty und Jennifer lassen sich von den Schwierigkeiten nicht entmutigen, sondern lernen, wie sie gemeinsam ihre Ängste meistern können.

Pullis und Westen aus Blättern, Moos und Zweigen

Wie oft in familienfreundlichen Animationsfilmen werden auch in „Butterfly Tale“ Tiere vermenschlicht. Allerdings geht die erfahrene Regisseurin Sophie Roy behutsam vor. Wenngleich die sprechenden Falter Pullis und Westen aus Blättern, Moos und Zweigen tragen und Hände, Arme und Beine haben, bleiben sie als fragile Insekten erkennbar. Die Filmemacher übernahmen auch viele Eigenheiten und Verhaltensweisen der Monarchfalter. Die orange-schwarz gemusterten Schmetterlinge fliegen von der kanadischen Ostküste 5000 Kilometer weit bis in ein Berggebiet in Mexiko, wo sie überwintern. Dabei ernähren sie sich ausschließlich von Milchkraut.

Da das Vorkommen dieser Pflanze aber durch die moderne Landwirtschaft und Zersiedlung schrumpft und Pestizide, Entwaldung, Unwetter und Fressfeinde überdies die Bestände der Monarchfalter bedrohen, stehen sie auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten.

Bei der Figurengestaltung nimmt sich der Film einige Freiheiten. So hat die Raupe Marty drei Finger und der Falter Patrick sogar vier. Während reale Raupen der Monarchfalter sechs Beine aufweisen, verfügt Marty über zehn. Das Drehbuch von Lienne Sawatsky und Heidi Foss besticht durch Figuren mit hohem Identifikationspotenzial und tritt für Werte wie Vertrauen, Solidarität und Freundschaft ein. Alle drei Protagonisten müssen sich mit einem Handicap herumschlagen. Patrick hat zwei ungleiche Flügel, was ihm den Spott ruppiger Altersgenossen einbringt, die ihn wegen seines uneleganten Flugs hänseln. Der ängstliche Marty wartet sehnsüchtig auf die überfällige Verpuppung, die ihn aus der Außenseiterposition erlösen würde. Jennifer gibt sich nach außen selbstbewusst und eloquent, verbirgt aber fast panisch ihre Höhenangst.

Jeder muss sich bewähren

Im Zuge der abenteuerlichen Reise ins Winterquartier muss sich jeder von ihnen bewähren. Mit Hilfe der Freunde lassen sich die Einschränkungen schließlich überwinden, weshalb alle an Selbstbewusstsein gewinnen und in der Schmetterlingswelt Respekt erfahren. So entwickelt sich ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Patrick und Jennifer, als er kurz vor einem tiefen Canyon erkennt, dass die Gefährtin in großer Höhe Angstzustände bekommt. Er bietet ihr Hilfe an, die tatsächlich zum Erfolg führt. An anderen Stellen greift der Film Themen wie erste Liebe, Abnabelung von den Eltern, Ausgrenzung, Unsicherheit und Sehnsucht nach Zugehörigkeit auf.

Das farbenfrohe Road Movie wartet mit schönen Landschaftsaufnahmen von Canyons, Wasserfällen, Wäldern und Höhlen sowie mit imposanten Formationsflügen der Schmetterlinge auf. Indem oft aus der Perspektive der kleinen Falter erzählt wird, lässt der Film die Unterschiede zu Kröten oder einer Maus riesig und gefährlich erscheinen. Eher beiläufig tritt „Butterfly Tale“ für Natur- und Umweltschutz ein, etwa wenn die schlimmen Folgen der Bodenversiegelung und die zunehmende Einschränkung von Lebensräumen für die zarten Insekten anklingen.

Bei allen Abenteuern und Problemen kommt in dem Kinder- und Familienfilm der Humor aber nicht zu kurz. Vor allem die gefräßigen Finken, die sich mit ihrer Eitelkeit und Gier gegenseitig im Weg stehen, sorgen immer wieder für Lacher. In wichtigen Szenen unterstreichen eingängige Songs die jeweilige Stimmung, die von kanadischen Singer-Songwritern wie Shawn Mendes, Joshua Alexander und Cœur de Pirate beigesteuert werden.

Erschienen auf filmdienst.deButterfly TaleVon: Reinhard Kleber (15.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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