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Filmplakat von Der Lehrer, der uns das Meer versprach

Der Lehrer, der uns das Meer versprach

105 min | Drama, Historie | FSK 12
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Spanien 1935: Der junge Lehrer Antoni Benaiges (Enric Auquer) übernimmt kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs die Grundschule eines kleinen, abgelegenen Dorfes in der Provinz Burgos. Dank seiner fortschrittlichen, antiautoritären Unterrichtsmethoden baut er schnell eine vertrauensvolle Beziehung zu seiner Klasse auf. Doch der freundschaftliche Umgang mit den Kindern wird von Eltern und Dorfvorstehern argwöhnisch beobachtet. Und dann gibt Benaiges seinen Schülern ein Versprechen: In den Sommerferien will er ihnen das Meer zeigen, das die Kinder noch nie gesehen haben. Bei den Eltern der Kinder stößt diese Idee auf große Skepsis... 75 Jahre später, im Jahr 2010, recherchiert Ariadna (Laia Costa), die Enkelin eines seiner damaligen Schüler, die bewegende Geschichte von Antoni Benaiges und entdeckt dabei, mit welch großen Widerständen dieser charismatische Mann zu kämpfen hatte.
DER LEHRER, DER UNS DAS MEER VERSPRACH ist ein Appell an die Menschlichkeit und ein Kinoerlebnis, dessen Botschaft in der heutigen Zeit aktueller und wichtiger ist denn je.

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Filmkritik

In der sandigen Erde liegen Knochen, dazwischen ein Kamm, eine Halskette, ein Schlüssel. Mechanisch fährt die Kamera über die menschlichen Überreste und über die behandschuhten Hände, die sie mit Pinseln freilegen und mit Maßbändern vermessen; auch über auf der Erde liegende Schilder mit Nummern. Es sind viele. Im nordspanischen Burgos wird ein Massengrab freigelegt. Unter den Angehörigen, die darauf hoffen, endlich die Gebeine ihrer im Bürgerkrieg verschwundenen Vorfahren zu finden, ist auch Ariadna. Die Suche nach den Überresten ihres Urgroßvaters ist in „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ Rahmen und Anlass für eine Erzählung, in der dann aber eine ganz andere Figur im Zentrum steht: der Reformpädagoge Antoni Benaiges.

Die autoritäre Erziehung aufgemischt

Der gebürtige Katalane kam 1934 als Dorflehrer an die Grundschule von Bañuelos de Bureba in Burgos, wo er die autoritäre Erziehung aufmischte. Zu seinen ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden zählten etwa die Druckerpresse und andere Techniken des französischen Pädagogen Célestin Freinet. Neben seiner reformpädagogischen Arbeit war Antoni Benaiges einer der prominentesten Autoren der linken Wochenzeitung „La Voz de la Bureba“, was unter Franco das Todesurteil bedeutete.

Nur wenige Tage nach dem Staatsstreich wurde er verhaftet; seine Hinrichtung durch Falangisten-Milizen am 25. Juli 1936 ist dokumentiert. Bis heute konnten seine sterblichen Überreste nicht identifiziert werden. Der Nachwelt sind einzig ein paar Exemplare seiner gemeinsam mit den Schüler:innen angefertigten Zeitungen geblieben, darunter auch ein Heft mit dem Titel „El mar“ („Das Meer. Wie es sich Kinder vorstellen, die es noch nie gesehen haben“).

Wie Fremdkörper liegen die beiden Zeitschienen im Film nebeneinander. In der Rahmenhandlung forscht die Enkelin, deren Großvater ein Schüler von Benaiges war, nach Zeugnissen. Pflichtschuldig und mit den üblichen Versatzstücken der Bebilderung – Gänge in die Bibliothek, auf dem Boden ausgebreitete Papiere – handelt Regisseurin Patricia Font den Gegenwartsstrang ab. Die Kraftlosigkeit der Inszenierung spiegelt sich dabei auch im bekümmerten Gesicht Ariadnas: eine Figur, über die man abseits ihrer Mutterschaft wenig mehr erfährt als eine wiederholt erwähnte, aber nicht näher ausgeführte „Krankschreibung“.

Ein eigenes Denken entwickeln

Mehr Energie investiert die Regisseurin in die Rückblende. Zwar gibt es auch hier einen Hang zum Formelhaften, und das Schulgeschehen hat wenig Raum, sich über das Vermitteln der Lehrinhalte hinaus zu entfalten. Benaiges’ so insistente wie liebevolle Aufforderung, bestehende Regeln zu hinterfragen und ein eigenes Denken zu entwickeln, seine sich wie eine riesige Wundertüte präsentierende Lehre, die Neugier und Staunen in die Kindergesichter hineinzauberte, sorgen jedoch für eine gewisse Lebendigkeit.

So einfühlsam wie idealisierend zeichnet der Film das Porträt eines grundgütigen, aber doch bestimmt auftretenden Mannes, der als erste Amtshandlung das Kruzifix im Klassenzimmer abhängt, womit er den Gemeindepfarrer gegen sich aufbringt. Der hetzt ihm die Schulaufsicht auf den Hals. Die Visite wird für den Lehrer jedoch zum stillen Triumph. Seine Schüler können nicht nur lesen, schreiben und rechnen, sie sind auch kleine Redakteure, Chronistinnen, Poeten. Der Schulbeauftragte staunt nicht schlecht, als er die von den Kindern geschriebenen und mit Holzschnitten illustrierten Hefte in die Hände bekommt. Darunter ist auch das Journal über das Meer, jenes große, tiefe Gewässer, das keines der Kinder je gesehen hat und zu Benaiges’ engagierter Initiative führt, eine Klassenfahrt an die Küste zu organisieren.

Gerade als es ihm gelungen ist, die Widerstände der Eltern zu zerstreuen, kommen Francos Faschisten an die Macht. Die geschockten Kinder müssen nun zusehen, wie ihr halbtot geschlagener Lehrer von Uniformierten auf einem Karren verschleppt wird.

Gedenken an die Verschwundenen

Der Film will ein Appell an Humanismus, Entdeckungsfreude und kritisches Denken sein. Auch ein Gedenken an jene zahllosen im Bürgerkrieg verschwundenen Menschen, denen ein würdiges Begräbnis verwehrt wurde und nach deren Knochen noch immer gesucht wird. Verwunderlich ist nur, dass Benaiges’ unkonventionelle Lehrmethoden in der Form des Films so gar keine Spuren hinterlassen haben.

Erschienen auf filmdienst.deDer Lehrer, der uns das Meer versprachVon: Esther Buss (24.10.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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