Szene aus Griechenland oder der laufende Huhn
Filmplakat von Griechenland oder der laufende Huhn

Griechenland oder der laufende Huhn

96 min | Komödie | FSK 12
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Szene 1 aus Griechenland oder der laufende Huhn
Szene 2 aus Griechenland oder der laufende Huhn
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Szene 4 aus Griechenland oder der laufende Huhn
Szene 5 aus Griechenland oder der laufende Huhn
Szene 6 aus Griechenland oder der laufende Huhn
Johannes, der Hotelerbe, findet sich in einem konfliktreichen Leben wieder, in dem er den Erwartungen seiner dominanten Mutter, seines geschäftstüchtigen Vaters und seiner selbstbewussten Verlobten nicht gerecht werden kann. Als er ein überraschendes Testament erhält, erfährt er die Wahrheit über seine Herkunft und begibt sich auf eine Reise in seine Wahlheimat Griechenland, wo er auf einer kleinen Insel zum Spielball von Intrigen um sein Erbe wird. Doch plötzlich findet Johannes den Mut, sich gegen die Manipulationen seiner Umgebung aufzulehnen und ein klares Ziel zu verfolgen.

Filmkritik

Über 50.000 Besucher haben „Griechenland oder Der laufende Huhn“ am Startwochenende im Februar 2023 in Österreich gesehen, der beste Kinostart seit „Wilde Maus“ (2017). Hinter beiden Filmen stecken Kabarettisten, Thomas Stipsits beziehungsweise Josef Hader. Die Filme haben allerdings eine unterschiedliche Fallhöhe. Während die pointierte Tragikomödie „Wilde Haus“ mit wunderbar zugespitzten Szenen glänzt, versandet der lahme Selbstfindungstrip „Griechenland der Der laufende Huhn“ über weite Strecken in plumpem Gewitzel.

Die Asche des Vaters

Im Zentrum steht der 38-jährige Johannes (Thomas Stipsits), ein unselbständiges Wiener Muttersöhnchen. Er soll einmal das altehrwürdige Hotel seiner Eltern übernehmen, erweist sich mit seiner lebensuntüchtigen, von der dominanten Mutter geförderten Art jedoch als gänzlich unbegabt. Überraschenderweise hat dieses große Kind aber eine Verlobte, die patente Julia (Katharina Straßer), die in der Verwaltung des Hotels arbeitet.

Ein Brief aus Griechenland bringt die dysfunktionale Familie ins Wanken: Johannes erfährt, dass sein sozialer Vater nicht sein leiblicher Vater ist – und sein Erzeuger Gustav auf einer griechischen Insel gerade das Zeitliche gesegnet hat. Diese Erkenntnis wirft ihn aus der Bahn. Überstürzt reist er auf die (fiktive) Insel Paranthos, um die Asche des Vaters ins Meer zu streuen und sein Erbe anzutreten.

Die Bewohner des malerischen Eilands haben aber ihre eigenen Pläne mit Gustavs Hinterlassenschaft, einem großen Grundstück mit alten Olivenbäumen. Während der verschlagene Bürgermeister Ilias, der sich mit absurden Verkleidungsaktionen außerdem als Notar und Taxifahrer des Ortes präsentiert, von einer Hotelanlage träumt, wollen die Frauen der Insel die Olivenölproduktion fortführen. Um den naiven Erben zu beeinflussen, arbeiten beide Seiten mit Tricks und Täuschungen. Als Johannes dann endlich überblickt, worum es geht, eskaliert die Angelegenheit, zumal auch noch seine Wiener Angehörigen auf der Bildfläche erschienen. Zum ersten Mal nimmt Johannes sein Leben selbst in die Hand.

Klischeehafte Abziehbilder

„Griechenland oder Der laufende Huhn“ erzählt eine recht absehbare Geschichte, in der sich viele Wendungen und Witze geradezu en detail vorhersagen lassen; das von Hauptdarsteller Thomas Stipsits, Iris Moizi und der (Co-)Regisseurin Eva Spreitzhofer geschriebene Drehbuch ist denkbar unoriginell. Viele Pointen zünden nicht, was auch daran liegt, dass die Figuren nicht ernst genommen sondern als klischeehafte Abziehbilder präsentiert werden. Von stimmiger Charakterzeichnung, nachvollziehbaren Entwicklungen oder gar einer Vielschichtigkeit kann keine Rede sein; selbst Stipsits in der Hauptrolle entfaltet wenig Profil.

Einzelne Schauspieler können ihre Charaktere mit differenziertem Spiel etwas konturieren, etwa Katharina Straßer als Julia oder Erwin Steinhauer als Johannes’ Ziehvater. Auch ein dauererotisiertes österreichisches Althippie-Paar (Margarethe Tiesel, Andreas Vitasek) steuert ein paar gelungene Gags bei. Die Zeichnung der Inselbewohner fällt hingegen spürbar ab, wie auch der in Griechenland spielende und von Claudia Jüptner-Jonstorff in Szene gesetzte zweiten Teil deutlich schwerfälliger und langatmiger gerät. Und auch bei der als Sehnsuchtsort fungierenden griechischen Lebensart wissen Buch und Regie neben der blutleeren Projektionsfläche weiß-blauer Klischees inklusive Metaxa, Tsatsiki und Sirtaki-Klängen nichts vorzuweisen. Manche Stereotype werden gelegentlich zwar ironisch gebrochen, primär aber als süffige Kulisse verwendet.

Gelungener ist der Film nur dort, wo er sich auf vertrautem Terrain bewegt: etwa bei der sehnsuchtsvollen Stimmung des Austro-Pops „Irgendwann bleib i dann dort“ inklusive Cameo-Auftritt des einstigen Band-Mitglieds Gert Steinbäcker.

Erschienen auf filmdienst.deGriechenland oder der laufende HuhnVon: Katharina Zeckau (5.12.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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