Szene aus Happy 50
Filmplakat von Happy 50

Happy 50

99 min | Komödie | FSK 12
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Yves (Guillaume de Tonquédec) 50. Geburtstag steht an, auf den sich schon die gesamte Familie freut. Eigentlich sollte die Feier in Griechenland stattfinden, aber nun wird sie schließlich in Yves' Familienanwesen in der Bretagne stattfinden. Es ist eine idyllische Szenerie, die sich hier bietet: Alte Steine, faszinierende Heidelandschaft, Sandstrände und wilde Fest-Noz sollen für eine unvergessliche Feier sorgen. Ein starkes Gewitter macht dem Ganzen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Das stürmische Wetter stellt fortan die Nerven der Freundesgruppe auf eine harte Probe. Doch nicht nur das: Yves' Geburtstag wird zum Anlass für unerwartete Enthüllungen.
  • RegieEric Lavaine
  • ProduktionFrankreich
  • Dauer99 Minuten
  • GenreKomödie
  • AltersfreigabeFSK 12
  • TMDb Rating5/10 (110) Stimmen

Filmkritik

Eigentlich wollten die Freunde Yves’ 50. Geburtstag in der Sonne auf der griechischen Insel Paros feiern. Doch der Flug wird gestrichen und kann kurzfristig nicht neu gebucht werden. Also schlägt das baldige Geburtstagskind den Freunden vor, stattdessen in seinem Landhaus an der bretonischen Küste zu feiern. Dort sei immer schlechtes Wetter, sagt der griesgrämige Antoine (Lambert Wilson), doch als seine Wetter-App Sonne und 26 Grad ankündigt, willigt auch er ein. Kaum sind die vier Pärchen – Antoine und Véronique, Yves und Laure, Baptiste und Ana sowie Laurent und Nathalie – auf der französischen Halbinsel angekommen, schlägt das Wetter allerdings Kapriolen. Es regnet und stürmt, sodass Antoines Hoffnungen auf einen sonnigen Urlaub am Meer zunichte gemacht werden.

Gastgeber Yves (Guillaume de Tonquédec) beschwichtigt und versucht, mit seinen ausschweifenden Anekdoten über die Bretagne und seine von dort stammende Familie gute Stimmung zu machen. In seinem geräumigen Anwesen haben schon seine Urgroßeltern gelebt und hätte einmal fast ein napoleonischer General übernachtet. Ein Ausflug bei feuchtem Wetter ermöglicht immerhin das Sammeln von leckeren Muscheln. Doch die müssen angesichts des einsetzenden Wolkenbruchs im Inneren des Hauses gegessen werden. Auch in den nächsten Tagen hocken die Freunde wegen häufigen Niederschlags aufeinander und müssen sich mit Gesellschaftsspielen à la Trivial Pursuit, dem Zusammensetzen eines Riesenpuzzles oder einigen hochprozentigen Getränken die Zeit vertreiben.

Die Freunde scheinen immer erfolgreicher

Hinter dem Rücken der anderen wird getratscht, und man vergleicht sich ständig mit den Freunden, die man für erfolgreicher und beliebter hält. Laurent (Lionel Abelanski) fühlt sich minderwertig, weil er weder Abitur noch Kinder hat, während diverse Freunde seiner Frau Nathalie (Valérie Crouzet) vorwerfen, dass sie nicht arbeitet. Antoine nervt alle, aber vor allem seine Ehefrau Véronique (Sophie Duez), mit seiner schlechten Laune. Baptiste erfährt, dass er wegen unzureichender Leistungen von der Tennisgruppe ausgeschlossen wurde und fühlt sich von seiner jungen und erfolgreichen Frau Ana (Caroline Anglade) bevormundet. Der redselige Yves ist immer gut drauf, degradiert seine Frau Laure (Lysiane Meis) aber zum Dienstmädchen. Dann stoßen das fünfte Pärchen – Jean-Mich (Jérôme Commandeur) und seine Frau Valentina (Alice Llenas) – und der gemeinsame kleine Sohn zur Gruppe dazu, und die Eifersüchteleien, Sticheleien und Taktlosigkeiten erreichen ihren Höhepunkt. Doch das ist nichts im Vergleich zu den brisanten Enthüllungen, die ein Geburtstagsgeschenk in Form eines DNA-Tests hervorruft ...

Regisseur Éric Lavaine hat mit seinem Ensemblefilm mit französischer Starbesetzung eine Fortsetzung seiner Komödie „Barbecue“ (2014) gedreht. Die meisten Figuren sind acht Jahre später wieder am Start, und auch hier entladen sich Peinlichkeiten, Vorwürfe und Retourkutschen vor allem bei gemein(sam)en Mahlzeiten am Essenstisch. Einiges davon ist durchaus kurzweilig, zumal die zahlreichen Dialoge des Films von theatererprobten Schauspielern zum Besten gegeben werden. Vor allem diverse Episoden, die sich auf die folgenreichen Aspekte des bretonischen Aberglaubens beziehen, erzeugen Komik. Ein Wiesel am Morgen oder Raben, die sich auf keltischen Kreuzen niederlassen, verursachen kleinere Katastrophen, meint zumindest der Leidtragende Baptiste (Franck Dubosc).

Es geht ans Eingemachte

Doch bald geht es, wenn auch in komödiantischer Form, ans Eingemachte. Antoines permanente schlechte Laune hat mit dem Tod seines Vaters zu tun, Laurent und Nathalie leiden an ihrer Kinderlosigkeit, während Jean-Mich durch seinen Erfolg als Unternehmer in Costa Rica die vermeintliche Hierarchie unter den Freunden durcheinanderwirbelt. Viele Gags sieht man von Weitem kommen; Drehbuch und Regie haben es nicht auf Überraschungen abgesehen. Vor allem atmet die Figurenkonstellation des Films jedoch den altbackenen Geist von französischen Komödien, wie sie in den 1970ern gedreht worden sind – allerdings ohne den Anarcho-Humor oder das Herz, die den Klassikern innewohnten. Hier wälzen wohlhabende heterosexuelle Bio-Franzosen ihre Luxus-Probleme. So richtig sympathisch kommt dabei keine Figur herüber.

Auch die Geschlechterrollen sind sehr klassisch aufgeteilt. Zwar sind die meisten Frauen auch berufstätig, aber wenn sie die Erfolgreicheren in der Beziehung sind oder der Gatte Probleme hat, sollten sie – so der Tenor des Films – ihre Männer selbstlos durch verbale und sexuelle Zuwendung aufmuntern.

Der Zusammenhalt von Wahlverwandtschaften

Vor allem geht es jedoch um Familie im erweiterten Sinne und um die Bedeutung von biologischer Abstammung. Dabei nimmt der Film eine versöhnliche Haltung ein und beschwört vor allem die Liebe innerhalb einer Familie und auch den Zusammenhalt zwischen Wahlverwandtschaften wie der Freundesclique. Konflikte werden am Ende gelöst, und alle haben sich wieder lieb, auch wenn ein Mitglied der Gruppe einen Wissensrückstand in Bezug auf sich selbst hat. Doch diese Figur bleibt lieber ignorant, als eine heikle Wahrheit zu erfahren.

Erschienen auf filmdienst.deHappy 50Von: Kira Taszman (6.6.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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