Szene aus Hopfen, Malz und Blei
Filmplakat von Hopfen, Malz und Blei

Hopfen, Malz und Blei

103 min | Komödie, Abenteuer, Western
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Das Musiker-Paar Done und Jackie ist auf der Suche nach einem Engagement und steht plötzlich mitten im Geschehen. Auf einmal haben es zwei junge Indianer, fünf Brauer und ihre Braumeisterin Babsi und der Revolverheld Anton auf sie abgesehen.

Filmkritik

Wenn man in München aufwächst und sich für Film interessiert, kommt man am „Isarwestern“ nicht vorbei. Das ist ein Genre für Hobbyfilmer, die den Fluss und sein breites Hochwasserbett nutzen, um darin etwas anderes zu finden als städtische Naherholung: die „Frontier“ zum Beispiel. Dafür muss es reichen. Und wenn man auf Kostümierung Wert legt – und das tun sie alle – dann gibt es auch Goldgräber, Banditen, Revolverheldenduelle.

Ungefähr das macht auch Mark Lohr bei „Hopfen, Malz und Blei“, bloß mit mehr Platz – er nimmt sich gleich die bayrischen Alpen als Kulisse. Hier inszeniert er ein Spektakel, in dem Indianer genauso vorkommen wie Bierbrauer, eine schöne Mischung, bei der unter anderem auffällt, wie ähnlich sich das Western- und das bayrische Kaff sind: Der Saloon beziehungsweise die Wirtschaft ist jeweils der zentrale Punkt. Lohr verlässt sich generell darauf, dass er sich um gar nichts mehr kümmern muss, wenn er das US-Genre erstmal in sein heimisches Terrain geholt hat, und er hat recht. Alles sieht aus, als gehöre es schon immer hierher.

Zwischen den Zeiten

Die Vergangenheit, die der Western braucht, stellt er ungeniert mitten in der Gegenwart her, ohne dass er rundherum viel kaschiert. Im Gegenteil, Lohr schätzt die Kommunikation zwischen den verschiedenen Zeiten, das macht die Sache unbedingt interessanter – an den Wänden hängen handgemalte Flugblätter mit gesuchten Banditen, geredet wird aber vom „Fahndungsplakat“. So etwa. Dieser Kontrast kann sehr lustig sein. Zwar kracht der Witz schon weit in den Klamauk, aber gerade bei den Dialogen muss man ziemlich oft lachen. Ins Bild bugsiert Lohr recht salopp beliebte Klischees, auch mal aus anderen Genres wie dem Eastern, was dann aber zu viel extra draufgesetzter Quatsch ist.

Vielleicht liegt die Milde der Wahrnehmung ja am Bier, das dauernd aus dem Zapfhahn fließt. Man wird ohne Weiteres vom Zuschauen besoffen. Bier ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Von allen Konsequenzen, zu denen es hinführt, wird erzählt: von der Verbrüderung, der Ekstase, der Sentimentalität, der Prügelei. Wobei der Film eigentlich davon handelt, dass ein Trupp junger Brauer sich das Geld für die eigene Brauerei durch mehr oder minder professionelle Überfälle besorgen will. Sie stehlen Goldsäcke und Schinkensemmeln, bis sie von einem anrüchigen Revolvermann engagiert werden, um eine Musikerin zu entführen. Die heißt Jackie, gehört zum Toni, die beiden sind ein sanftmütiges Liebespaar – außer sie stehen mit Waldhorn und zwei Löffeln auf der Bühne; dann verwandeln sie sich in ein rasantes Rhythmusduo. Ihr gängiger Auftrittsort ist die Wirtschaft, da gibt es Bier, was sonst.

Der Plot ist weitläufig

Bei der Entführung wiederum sind zwei junge Indianer schneller; sie schnappen sich Jackie, um ihrer eigenen Agenda nachzukommen. Irgendwann geht es um eine mythische Brücke ins Reich der Toten, die am Ende von mehreren Parteien überschritten wird, nur um dort Wolfgang Fierek zu treffen, der in seinem weichen Münchnerisch herumschimpft.

Man sieht, wie weitläufig der Plot ist, und er wird nicht von Helden getragen. Die Hauptfiguren zeichnen sich zwar durch Mut aus, allerdings kombiniert mit Unvernunft, was die Pannendichte größer macht. Der Weg ist das Ziel, soviel sollte bei einem Film wie „Hopfen, Malz und Blei“ klar sein, bei dieser Mischung aus persönlichem Engagement und förderungsfrei produziertem Bayern-Indie. Er ist reines Unterhaltungskino, das sich an seinen Ursprung auf dem Jahrmarkt erinnert, wo er garantiert auch jetzt ein Schlager wäre, jedenfalls regional.

Denn es wird fast nur Dialekt geredet, ein derbes Bayrisch, das all die artifiziellen Anteile der Geschichte einhüllt und realistischer macht. Der Humor bekommt dadurch ein anderes Temperament, er wird härter oder simpler, das tut ihm manchmal gut, manchmal bestätigt er das übliche Klischee, dass die Bayern doch eher Deppen sind.

Was man von den Bayerinnen auf keinen Fall sagen kann. „Hopfen, Malz und Blei“ wird von den Frauen getragen, der Banditin und der Musikerin, die beide mit Klugheit und Gemütsruhe die Westernbagage vom Bankraub zur Völkerverständigung treiben, ohne dabei in Stress zu geraten. „Jetzt trinken wir noch ein paar Bier, und morgen sind wir wieder nüchtern“, das ist oft genug ihr Plan, und wirklich, das ist kein schlechter.

Erschienen auf filmdienst.deHopfen, Malz und BleiVon: Doris Kuhn (12.12.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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