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Filmkritik
Das uralte Drama Mensch gegen Natur geht in die nächste Runde. Für die Natur treten Biber, Wölfe, Waschbären und der eisige Winter an. Der Herausforderer ist der Schnapsbrenner Jean Kayak (Ryland Brickson Cole Tews). Nachdem ihm seine Destille in die Luft geflogen ist, erwacht er im tiefsten Winter und braucht dringend Nahrung, Kleidung und vielleicht sogar ein bisschen Liebe. Also beschließt er, Pelzjäger zu werden, und tritt damit in die Fußstapfen der legendären US-Trapper.
Cartoon-Logik im Stummfilm-Look
Wer nach den ersten zehn Minuten von „Hundreds of Beavers“ glaubt, noch nie so einen absurden Klamauk gesehen zu haben, sollte sich bis zum Schluss gedulden. Denn jede Sekunde der Slapstick-Komödie ist hemmungslos überdreht. Spätestens, wenn die ersten Tiere auftauchen, die absichtlich so aussehen, als hätten sie sich in der Grabbelkiste eines zweitklassigen Kostümverleihs eingedeckt, sollte man jede Hoffnung auf Logik ad acta legen.
Die temporeiche Farce ist in die Ästhetik früher Stummfilme verpackt. In körniger Schwarz-weiß-Optik grunzen, keuchen und stöhnen sich wortlose Menschen und Tiere durch die Welt. Nur gelegentlich werden Zwischentitel eingeblendet, und selbst das wirkt eher wie ein Gag als eine Notwendigkeit. Man spürt Einflüsse von Chaplin bis Lubitsch, am stärksten jedoch die von Bugs Bunny. Kayaks Jagd nach seinem ersten Hasen könnte direkt aus den „Looney Tunes“ stammen.
Kaum hat man sich daran gewöhnt, dass man einen fleischgewordenen Cartoon sieht, in dem ein halbnackter Mann versucht, Menschen in Tierkostümen mit Fallen und Katapulten zu fangen, schleichen sich plötzlich digitale Elemente ein. Ein Stummfilm, der eigentlich ein Zeichentrickfilm ist, mutiert zum Videospiel, mit Worldmap, Itemshop und Jump’n’Run-Passagen. Man fragt sich unwillkürlich, ob Buster Keaton solche Filme gedreht hätte, wenn seine Hobbys „Super Mario“ und „Minecraft“ gewesen wären.
Kurzformat auf Kinolänge
Es ist auffällig, dass viele der Vorbilder wesentlich kürzer sind als „Hundreds of Beavers“. Die manische Energie eines unaufhörlichen Gag-Gewitters wirkt in kleinen Dosen oft bekömmlicher. Mit seiner fragmentarischen Erzählweise, die von Level zu Level und von Pointe zu Pointe springt, könnte man sich den Film mit ein paar Anpassungen auch als TikTok- oder YouTube-Serie vorstellen. Doch wie in fast allen Aspekten geht „Hundreds of Beavers“ auch hier keine Kompromisse ein und bläst sein Format mit sichtlichem Spaß auf Leinwandgröße auf.
Um seine Laufzeit zu füllen, wird ein Stilmittel genutzt, das sich nahtlos in den Cartoon- und Videospielkosmos einfügt: die Wiederholung. Kayak muss immer wieder dieselben Orte besuchen, um sich mit kleinen Fortschritten langsam hochzuleveln, nur um dann den gleichen Zyklus erneut von vorne zu beginnen. Aufgabe nicht geschafft? Gleich nochmal versuchen!
Das Arsenal an Running Gags, die dabei abgefeuert werden, wird so oft wiederholt, dass der Film sie ab einem gewissen Punkt sogar nur noch verkürzt zeigt. Trotz des überbordenden Ideenreichtums, der in unzähligen ähnlichen Situationen immer neue Pointen liefert, unterstreicht die Erzählweise die Substanzlosigkeit der Geschichte. Das hartnäckige Festhalten an der Laufzeit und der Anspruch, das Ganze ohne Unterbrechung und Atempause in die Kinos zu bringen, geht die große Wette ein, dass das Publikum den Mittelteil durchhält, um das Ende zu erleben.
Die Witze, die anfangs noch spritzig, dann aber müde wirken, bekommen plötzlich einen dritten, vierten oder fünften Twist, der sie wieder zu Lachern macht. Szenarien, die sich im Hirn als immer gleiche Abfolge eingebrannt haben, werden plötzlich variiert. Es ist ein langer Weg mit kleinen Schritten, den man willig mitlaufen muss, um mit einem größenwahnsinnigen Finale belohnt zu werden.
Ein Meisterwerk bar jeder Vernunft
Einen derart sinnentleerten Schabernack, dem nur seine Gags wichtig sind, hat man lange nicht mehr gesehen. Man spürt die Lust aller Beteiligten, mit Karacho einen derartigen Nonsens zu produzieren, der trotzdem in jeder Facette vor Detailverliebtheit und Kinoleidenschaft sprüht. Es widerspricht sich eigentlich, dass ein so dummer Film so genial sein und sich eine so inhaltsleere Hülle so durchdacht anfühlen kann. Die Mühe, die es gekostet haben muss, die schiere Menge an flachen Witzen zu produzieren, ringt doch ein Staunen ab. Mit etwas Glück verwandelt sich dieses Staunen in Lachen. Denn oft ist es gar keine spezifische Pointe, sondern die schlichte Tatsache, dass ein Film wie „Hundreds of Beavers“ mit all seinem Wahnsinn überhaupt existiert und seine Fülle an schrulligen Ideen über die Leinwand verteilt. Es ist ein Film, den man nicht vorbehaltlos empfehlen kann, aber trotzdem unbedingt all seinen Freunden zeigen will. Manche werden sich in ihn verlieben, manche an ihm verzweifeln, aber die wenigsten werden ihn vergessen.