









- Veröffentlichung22.05.2025
- RegieDean Fleischer Camp
- ProduktionVereinigte Staaten (2025)
- Dauer108 Minuten
- GenreKomödieScience FictionFamilie
- AltersfreigabeFSK 6
Cast
Vorstellungen










Filmkritik
Der hyperaktive Stitch ist seit über 20 Jahren das selbsternannte Enfant terrible des Disney-Kosmos: In den Trailern zum Kino-Animationsfilm „Lilo & Stitch“ spannte er Aladdin seine Freundin aus und demolierte den Ballsaal in „Die Schöne und das Biest“. In der Werbekampagne für das aktuelle Remake streckt er seine Zunge raus und hält seinen Hintern in Richtung Publikum. Keine dieser Eskapaden ist skandalös, sondern höchstens frech. Der Sprung aus der Welt der klassischen Animation in die Realität zeigt, dass Stitch nicht die manische Energie eines Weltenzerstörers hat, sondern eher die eines überzuckerten Kindes, das sich seiner Grenzen nicht bewusst ist. Ein idealer Partner für die eigensinnige Lilo, die mit ähnlichen Vorurteilen zu kämpfen hat. Denn mehr noch als die Vorlage ist das Remake eine Geschichte über Familiendynamik und Systemsprenger.
Der kleine Racker stiehlt ein Raumschiff
Die Welt von Stitch ist intergalaktischer Schabernack. Vom größenwahnsinnigen Professor Jumba (Zach Galifianakis) als ultimative Zerstörungsmaschine erschaffen, passt der Störenfried nicht in die gesittete Welt der kosmischen Föderation. Doch statt sich beseitigen zu lassen, schafft es der kleine Racker mit seiner unbändigen Energie, ein Raumschiff zu stehlen und sich auf der Erde zu verstecken. Gejagt von seinem Schöpfer und dem treudoofen Pleakley (Billy Magnussen), träumt er davon, Häuser in Brand zu stecken, Städte einzureißen oder Hochzeiten zu crashen.
Die Welt von Lilo, in die der Chaosstifter eindringt, ist die einer zerbrochenen Familie. Ihre Eltern sind vor kurzer Zeit verstorben, und seitdem kümmert sich die große Schwester Nani darum, dass das Leben weitergeht. Diese stellt ihre Karriere zurück, um für ihre Schwester zu sorgen, aber die Pflichten von Haushalt, Job und Kinderbetreuung wachsen ihr schnell über den Kopf. Bald steht das Jugendamt vor der Tür und will die Geschwister trennen.
Sobald Lilo und Stitch zusammenfinden, präsentiert sich der Film als konsequente Mischung dieser beiden Ideen: Das neue Haustier sorgt für viel Slapstick und Randale, während Lilo zu verstehen beginnt, was eine echte Familie ausmacht.
Viel ist eins zu eins übernommen
Einen Vergleich mit der Vorlage muss sich „Lilo & Stitch“ gefallen lassen, denn trotz einiger Änderungen bleibt der Film sehr dicht am Original. Viele Witze, Bildkompositionen und Designs sind eins zu eins übernommen, manche Dialoge wurden nur leicht geändert. Die Abweichungen sind teilweise derart gering, dass sie mit den neuen Elementen nicht immer zusammenpassen. Die Figuren und ihre Konflikte sollen sich echter anfühlen, aber die Cartoon-Logik muss trotzdem beibehalten werden. Dadurch landen einige Gags vom Timing einfach daneben, weil sie für den Fluss eines Zeichentrickfilms konzipiert wurden. Die gezeichneten Figuren mit Schauspielerinnen zu ersetzen und die gleiche Wirkung zu erwarten, ist eine Gleichung, die nicht aufgeht und die künstlerischen Ambitionen der klassischen Animation herabwürdigt.
Ebenso zweischneidig sind die Ergänzungen in der Story, die den Film länger, aber nicht unbedingt besser machen. Hatte der frühere Film durch sein hohes Tempo, die kurze Laufzeit und die liebenswerten Animationen über diverse Logiklöcher hinwegsehen lassen, werden sie von der neuen Fassung ins Rampenlicht gezerrt und nicht immer zufriedenstellend gelöst.
All das wird aber natürlich nur ins Gewicht fallen, wenn man den ursprünglichen Film kennt. Denn zumindest muss man der Neuverfilmung zugutehalten, dass sie dem Humor und der Kernbotschaft der Vorlage treu bleibt. Einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leistet Stitch selbst, der als CGI-Version so überdreht und liebenswert ist wie eh und je. Die Eskapaden des quirligen Außerirdischen sind der mit Abstand größte Unterhaltungsfaktor am Film – auch wenn man fast alles schon kennt.
Ein Stitch ist besser als kein Stitch
Das Remake von „Lilo & Stitch“ hat seinem Quellmaterial wenig hinzuzufügen, beschädigt aber auch nicht dessen Erbe. Es ist ein Film, der nicht existieren müsste, weil es ihn schon in einer kürzeren und besseren Version gibt. Regisseur Dean Fleischer Camp, der mit seiner zauberhaften Indie-Komödie „Marcel the Shell with Shoes On“ sein Können bewiesen hat, darf leider fast keine eigenen Akzente setzen. Sowohl Ideenreichtum als auch Charme seiner vorigen Werke müssen einer generischen Hochglanzoptik und enger Werktreue weichen.
Zumindest gelingt es ihm, einige ruhige, emotionale Momente herauszuarbeiten und das Herz des Films über weite Strecken schlagen zu lassen. Wer noch keine Bekanntschaft mit Lilo und Stitch gemacht hat, macht darum mit der Neuverfilmung wenig verkehrt. Denn auch wenn es eine Kopie ist, kann man zumindest erkennen, was den Fans am Original so gefallen hat.