Filmplakat von Madame Sidonie in Japan

Madame Sidonie in Japan

92 min | Drama
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Sidonie Perceval, eine Schriftstellerin, trauert um ihren verstorbenen Ehemann. Als sie nach Japan eingeladen wird, um die Neuauflage ihres ersten Buches zu feiern, wird sie von ihrem lokalen Herausgeber empfangen, der sie durch Kyoto führt. Während sie gemeinsam die Frühlingsblüten Japans erkunden, öffnet Sidonie sich ihm allmählich. Doch um Platz für eine neue Liebe zu schaffen, muss sie ihre Vergangenheit loslassen.

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Filmkritik

„Die Silhouette“, heißt der vielsagende Titel des Debütromans von Sidonie Perceval (Isabelle Huppert), jenes vor vierzig Jahren erschienenen autobiografisch grundierten Romans (heute würde man es wohl Autofiktion nennen) über ihr Weiterleben nach dem tödlichen Autounfall der Eltern. Eine Einladung zu einer mehrtägigen Reise anlässlich der japanischen Neuauflage nimmt die erfolgreiche Schriftstellerin eher zögerlich an; fast hätte sie das Flugzeug verpasst. Seit dem Tod ihres Ehemannes Antoine (August Diehl), der ebenfalls in einer tragischen Verkettung bei einem Autounfall ums Leben kam, ist Sidonie in Trauer gefangen. Das Schreiben hat sie längst aufgegeben. Wohl ahnt sie, dass das Sprechen über „Die Silhouette“ schmerzhafte Erinnerungen wecken könnte. Doch dass sich der Titel des Buchs in der geisterhaften Gestalt Antoines realisieren würde, damit hat sie nun wirklich nicht gerechnet.

Schönheit und Fremdheit

Vor Antoines Erscheinen, zunächst in Form rätselhafter Vorkommnisse – ein offenes Fenster im Hotelzimmer, ein selbsttätiger Wasserhahn –, steht jedoch eine ganz andere Begegnung: die mit dem Land Japan, seiner Kultur, seinen Begrüßungsritualen, seiner Schönheit und „Fremdheit“. Ob er mit dem berühmten Filmemacher verwandt sei, will Sidonie von ihrem Verleger Kenzo Mizoguchi (Tsuyoshi Ihara) wissen, der sie am Flughafen abholt und mit seiner stattlichen Körpergröße überrascht („Ich dachte, Sie sind kleiner.“). Mizoguchi besteht auf seine trockene Art darauf, sie zu den Interviewterminen zu begleiten und „Sidonie-san“ auch in der übrigen Zeit nicht von der Seite zu weichen. Und so geht es bald gemeinsam von Osaka nach Kyoto, in die Stadt der Schreine und Tempel.

„Madame Sidonie in Japan“ ist Trauerarbeitserzählung, Geistergeschichte und Japanbilderbuch in einem; zwischendrin versucht sich die Regisseurin Élise Girard aber auch an einer Culture-Clash-Komödie. So müht sich Sidonie schon bei der ersten Begegnung mit Mizoguchi an einer übertrieben imitierten Verbeugung ab – eine etwas abgegriffen wirkende Pointe, für deren Wiederholung es zahlreiche Gelegenheiten gibt. Der andere Running Gag des Films besteht darin, dass Mizoguchi, eigentlich ein zurückhaltender und höflicher Mann, der Autorin aus lauter Zuvorkommenheit ständig die Handtasche von der Schulter reißt. Sidonie reagiert zunächst mit vehementem Protest, bevor sie ihm irgendwann die Tasche im vorauseilenden Gehorsam in die Hand drückt.

Wie in weiche Watte gepackt

Während Antoine nun immer häufiger und konkreter, wenn auch immateriell in Erscheinung tritt – Sidonie kann mit ihm sprechen, ihn aber nicht berühren –, kommt es auch mit Mizoguchi zu einer langsamen Annäherung. Wie sie trägt er eine Verlustgeschichte mit sich herum. Sein Vater ist Hiroshima-Überlebender und mehr mit den Toten beschäftigt; der Bruder kam bei dem schweren Erdbeben in Kobe ums Leben; seine Frau hat ihn verlassen. Girard spart nicht mit Schicksalsschlägen. Dennoch ist „Madame Sidonie in Japan“ in keinem Moment ein belasteter Film. Die Stimmung ist vielmehr matt, wie in eine leichte Watteschicht gepackt.

Nahezu lautlos gleiten Sidonie und Mizoguchi auf der Rückbank eines Autos durch die Gegend. Auch ihre Gespräche wirken oft ein wenig kraftlos und sind von langen Pausen bestimmt. Und auch Antoine, im Greenscreen-Verfahren gewollt etwas collagenhaft ins Bild gepappt, macht wenig Aufheben um sein Erscheinen. Seine Aufgabe im Film ist klar: Sidonie den notwendigen Schubs zu geben, sich wieder dem Leben und der Liebe zu öffnen.

In eleganter Garderobe

In seiner Japan-Projektion ist „Madame Sidonie“ weniger aufdringlich als Wim Wenders’ „Perfect Days“. Dafür rutscht der Film umso mehr ins erlesene Sightseeing ab. An den Orten, zu denen die Hauptdarstellerin Isabelle Huppert in eleganter Garderobe geschickt wird, hat Girard kein erkennbares Interesse – weder an den stets menschenleeren Zen-Tempeln noch am Grab des Schriftstellers Tanizaki oder der Kunsterlebnis-Insel Naoshima. Es sind Postkartenbilder von dezenter, in ihrer Aufgeräumtheit aber immer auch ein wenig langweiliger Schönheit. Man gleitet an ihnen ab, wie auch an den selbst etwas silhouettenhaften Figuren.

Erschienen auf filmdienst.deMadame Sidonie in JapanVon: Esther Buss (27.6.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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