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Filmkritik
Digital geht die Welt zu Grunde. Ethan Hunt (Tom Cruise) sieht das nicht nur auf dem Röhrenbildschirm, der die sich obligatorisch selbst zerstörende Nachricht von US-Präsidentin Erika Sloane (Angela Bassett) abspielt, er erfährt es wenig später vom Feind der Menschheit selbst. Es ist die schlicht „Entity“ genannte künstliche Intelligenz, die Hunt das Schicksal der Menschheit zeigt, das sie zugleich für unabwendbar erklärt. Dass er dazu bereitwillig in eine Art Sarg steigt, ist in mehrfacher Hinsicht der Schlüssel zu diesem Film, dem (angeblich) letzten Teil der „Mission: Impossible“-Reihe: Wo Ethan Hunt keine Gefahr scheut, geht Tom Cruise von sich aus in den Ruhestand.
Vorher aber muss Hunt, um die Welt zu retten, einen Ausweg aus dem Grunddilemma der modernen Menschheit finden: Die moderne Zivilisation kann nicht mehr mit, aber auch nicht mehr ohne den Cyberspace überleben, den das genannte KI-Monstrum für seine Desinformationskampagne zur Vernichtung der Menschheit gekapert hat. Das Warum bleibt weitgehend unbeantwortet, und wirklich an den Zeitgeist andocken will und kann der Film ohnehin nicht. Ein apokalyptisches Problem aber ist Entity trotzdem.
Ein Schlüsselloch auf dem Grund des Pazifiks
Die Lösungansätze des Problems bilden die Trennlinie zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Hunt will Entity zerstören, die Weltregierungen, allen voran die USA, der Geheimdienst Impossible Mission Force und der noch aus „Mission: Impossible - Dead Reckoning“ bekannte Superschurke Gabriel (Esai Morales) wollen sie kontrollieren. Den Schlüssel dazu, der tatsächlich ein Schlüssel ist, besitzt Hunt. Allein das passende Schlüsselloch fehlt. Es liegt, zusammen mit dem russischen U-Boot-Prototypen „Sewastopol“ auf dem Grund des Pazifiks. Wo genau, weiß niemand wirklich. Denn die Malware, die den Tarn-Algorithmus des U-Boots seinerzeit lahmlegen sollte, sorgte auch gleichzeitig für dessen Untergang.
Die Repräsentanten der Menschheit müssen sich also wohl oder übel zusammentun, um Entity aufzuhalten. Dazu braucht es erst einmal nicht das Spektakel, für das die „Mission: Impossible“-Reihe bekannt ist, sondern eine Menge Dialog. Besonders Ethan Hunt hat den Mächtigen der Welt einiges zu erklären. So ist das erste Drittel des fast dreistündigen Finales ein mit Montage-Schnipseln unterfütterter Diplomatie-/Dialogmarathon. Worauf das Ganze hinausläuft, deutet allein eine Nahkampfeinlage an, in der Ethan Hunt vor den Augen der verbündeten Taschendiebin Grace (Hayley Atwell) eine Reihe von Schurken mit deren eigenen Folterwerkzeugen zerlegt. Der Clou: man sieht das allein auf dem Gesicht der befreundeten Taschendiebin.
Das Duo Tom Cruise/Christopher McQuarrie hat also noch die nötigen Ideen für die Action-Setpieces, die das Spektakel-Franchise ausmachen. Die Reihe, die als Hollywood-Auteur-Projekt begann und, nur zusammengehalten von der Starpower von Tom Cruise, komplett unterschiedliche Genre-Unikate hervorbrachte, bleibt sich selbst treu. Die insgesamt vier Filme der McQuarrie-Ära führten das Franchise in eine Form von Einheitlichkeit der Superlative, die nun ihr spektakuläres, aber auch strapaziöses Ende findet.
Das Team vergießt Tränen
Cruise schafft es noch immer ziemlich glaubhaft, dem Alter davonzurennen, doch „The Final Reckoning“ vermittelt trotz aller Action-Opulenz auch immer den Eindruck, dass die Zeit des Mega-Starvehikel-Spektakels alter Schule abgelaufen ist. Das mag schlicht der Abnutzungseffekt sein, gegen den sich Cruises Kinokörper, nicht aber die Reihe selbst erfolgreich zu wehren vermag. Vielleicht aber ist das Finale zu groß gedacht für sein eigenes Wohl. Bis die zwei großen Setpieces ihr Ausrufezeichen hinter den Kampf gegen die Apokalypse setzen können, hat das treue Team von Superagent Hunt bereits die erste Atombombe entschärft, die ganz London in Asche zu verwandeln droht. Weitere werden folgen. Und unzählige Bilder der noch in Silos befindlichen Atomwaffen der Welt erinnern wieder und wieder daran, was hier auf dem Spiel steht. Das Team vergießt Tränen, die alten Mistreiter Luther (Ving Rhames) und Benji (Simon Pegg) müssen ebenso Opfer bringen wie die neuen.
Das ist verdammt viel, hilft aber nur dort viel, wo der Film sich auch vom gesprochenen Wort befreit und mit der hochbudgetierten Action ein weiteres Mal die dritte Dimension erobert. Hunts Tauchgang zum verschollenen U-Boot Sewastopol und ein finales Himmelsgefecht, für das sich Tom Cruise an diverse Flugzeuge hängen muss, sind ein weiteres Mal Action-Sequenzen, die nicht weniger wollen als biblisches Ausmaß.
Tatsächlich endet der Tauchgang unter dem Eis der Beringsee, der mit dem fast intimen Unterwasser-Sounddesign zur wohl schönsten Sequenz des Films wird, sogar in der Apotheose von Agent Hunt in Form der symbolischen Wiedergeburt. Kein Wunder, dass die zahllosen Uniformträger in der Geheimdienstzentrale anschließend allesamt die Köpfe drehen, um einen Blick auf den legendären Agenten zu erhaschen. Es könnte und sollte vielleicht das letzte Mal sein.