Szene aus Akira Kurosawa: Rashomon
Filmplakat von Akira Kurosawa: Rashomon

Akira Kurosawa: Rashomon

88 min | Drama, Krimi, Mystery
Szene 1 aus Akira Kurosawa: Rashomon
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Szene 3 aus Akira Kurosawa: Rashomon
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Das legendäre Meisterwerk in neuer Kopie und neuer Übersetzung! "Zwei Erzählungen des Dichters Akutagawa Ryunosuke waren der Ausgangspunkt für RASHOMON, einen der besten Filme der gesamten Filmgeschichte. Die eine liefert die Rahmenhandlung unter dem titelgebenden Rashomon, dem Südtor des alten Kyoto, die andere das Mark von Kurosawas Filmhandlung. Sie berichtet von einem Todschlag auf der Wegstrecke von Sekiyama nach Yamashina, dem darauffolgenden Prozess gegen den Banditen Tajomaru (Toshiro Mifune) und der versuchten Verarbeitung des Geschehens durch einen Priester, einen zufälligen, Fragen stellenden Passanten und jenen Holzfäller, der den Tathergang mitverfolgt haben will. Die drei stellen fest, dass vor Gericht vier Aussagen gemacht wurden und dass sich diese in ganz wesentlichen Punkten voneinander unterscheiden, ja widersprechen. Wo also liegt die Wahrheit, sind doch alle Versionen in sich stimmig und glaubwürdig. Gibt es überhaupt so etwas wie eine «objektive», von allen teilbare Empfindung von Hergängen oder erleben wir alle ein Geschehen so, wie es uns unter den jeweiligen Umständen gerade am besten passt? Akira Kurosawa präsentiert dem Publikum, das er in die Rolle der Geschworenen versetzt, die einzelnen Schilderungen des Tathergangs, und zwar in Rückblenden, die die Vergangenheit eben in der Gegenwart der Erzählung aufleben lassen." (Walter Ruggle)
  • RegieAkira Kurosawa
  • Dauer88 Minuten
  • GenreDramaKrimiMystery
  • TMDb Rating8/10 (2056) Stimmen

Filmkritik

Dieses auf der Biennale in Venedig 1951 und inzwischen in den USA mit einem "Oskar" prämiierte japanische Filmwerk verblüfft den westlichen Kritiker nicht etwa nur durch den Reiz des Fremdartigen. Er findet vielmehr bestätigt, daß die Gesetze des Dramas, wie sie Inder und Griechen prägten, Gemeingut aller Völker sind. Daß die durch Rückblenden kunstvoll verknotete balladeske Handlung ins 11. Jahrhundert zurückverlegt ist, gibt ihr einen eigenartigen Legendenglanz, der den Europäer vollends verwirrt..

Drei Menschen suchen vor einem urgewaltigen Wolkenbruch in einer Tempelruine Schutz: Zen-Priester, Holzfäller und Knecht. Ihr Gespräch kreist um ein grausiges Verbrechen: Der berüchtigte Bandit Tagiomanu überfiel ein Ehepaar, tat der jungen Frau Gewalt an vor den Augen des gefesselten Gatten und tötete ihn. Dieser an sich unkomplizierte Tatbestand erscheint in vierfacher Abwandlung. Jedesmal ist der Hergang der Tat anders, da die vor Gericht Aussagenden aus selbstsüchtigen Gründen die blanke Wahrheit bemänteln. Der Bandit prahlt in eitler Hervorkehrung seiner Tapferkeit von einem Schwerterkampf, um seine feige Mordlust zu beschönigen; Die junge Witwe verbirgt ihre wollüstigen Empfindungen, der Getötete (seine Aussage wird von einem Zauberweib aus dem Geisterreich beschworen) seine schwächliche Ohnmacht, der Holzfäller seine Augenzeugenschaft; er ließ vom Tatort einen kostbaren Dolch verschwinden, den die junge Frau verlor. Den Priester packt ob der Lügenhaftigkeit der Menschen wortloses Entsetzen, das sich zur Verzweiflung steigert, als der Knecht einem im Tempel ausgesetzten Säugling die wärmende Decke stiehlt und sich hohnlachend entfernt. Da bittet der reuige Holzfäller den Priester, der ängstlich das Findelkind vor ihm versteckt, es zusammen mit seinen sechs Kindern aufziehen zu dürfen. Diese Schlußszene führt zu einer Aussage von echter Größe: Der Mensch ist durch seine Schuld in Lüge und Bosheit verstrickt, doch besitzt er die Kraft zur Liebe und Barmherzigkeit, die ihm die verlorene Menschenwürde zurückgeben. - Die Charaktere der handelnden Personen sind plastisch herausgemeißelt. Ihre Darsteller zeigen das unergründliche, undurchdringliche Lächeln des Ostasiaten und decken plötzlich in einer elementar-explosiven Gebärdensprache das Geheimnis ihrer Physiognomien auf. Regie, Kamera und Schnitt, ausgezeichnet abgestimmt, bevorzugen mit Ausnahme der wirbelnden Schwerter-Kampfszenen das Stilelement der kontemplativen Ruhe, das wir nur zu leicht als Langatmigkeit mißdeuten könnten. Ohne Verständnis der japanischen Mentalität dürfte es dem breiten Kinopublikum schwerfallen, dieses ungewöhnliche Filmwerk richtig zu würdigen.

Erschienen auf filmdienst.deAkira Kurosawa: RashomonVon: J-t. (11.12.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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