Szene aus Respect
Filmplakat von Respect

Respect

145 min | Drama, Musik, Historie | FSK 12
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Aretha Franklin ist die unvergessene "Queen of Soul". Mit "Respect" können die Zuschauer ihr bewegtes Leben - von den bescheidenen Anfängen im Kirchenchor ihres Vaters bis zu ihrem Aufstieg zur Ikone des Soul - in den Kinos miterleben. Aretha Franklin selbst hat noch vor ihrem Tod 2018 Oscar®- und Grammy-Gewinnerin Jennifer Hudson dafür ausgesucht, sie zu spielen.
  • RegieLiesl Tommy
  • ProduktionVereinigte Staaten
  • Dauer145 Minuten
  • GenreDramaMusikHistorie
  • AltersfreigabeFSK 12
  • TMDb Rating6.9/10 (291) Stimmen

Filmkritik

Als Kind nachts aus dem Schlaf geweckt zu werden und dann für eine Abendgesellschaft zu singen, ist ziemlich ungewöhnlich. Trotzdem merkt man der zehnjährigen Aretha Franklin keine Müdigkeit an; man sieht in ihren Augen vielmehr pure Freude glitzern. Ihr Vater C.L. Franklin ist ein angesehener Pastor einer Baptisten-Gemeinde in Detroit. Menschen wie Martin Luther King und Sam Cooke gehen in seinem Haus ein und aus; Franklin ist jedes Mal mächtig stolz, wenn er die „Millionen-Dollar-Stimme“ seiner Tochter den Gästen oder der Gemeinde präsentieren kann.

In den 1940er- und 1950er-Jahre wächst das Mädchen in einem für afroamerikanische Verhältnisse jener Zeit sehr privilegierten Umfeld auf. Das Haus des Vaters ist eine Villa mit Angestellten. Dennoch ist ihr wohlbehütetes Dasein nicht vor Rissen gefeit. Arethas Mutter Barbara und ihr Vater leben getrennt. Als die Mutter ihre kleine Tochter einmal besucht, rät sie: „Deine Stimme gehört niemandem – außer Gott!“

Was sie damit meint, wird im Laufe des biografischen Films „Respect“ von Liesl Tommy immer wieder klar. In den verschiedenen Etappen ihrer Laufbahn spielen Männer im Guten wie Schlechten eine wichtige Rolle. Aretha Franklin muss lernen, sich von ihnen zu emanzipieren, um sie selbst zu werden.

Die „Millionen-Dollar-Stimme“

Im ersten Lebensabschnitt übernimmt ihr Vater C.L. Franklin den dominierenden Teil. Forest Whitaker spielt ihn ziemlich autoritär. Er zwingt seine Tochter nicht nur zum Singen auf Partys, sondern auch beim Gottesdienst nach dem Tod ihrer Mutter. Aretha hat bis dahin das Sprechen verweigert; mittels des Gesangs in der Kirche findet sie aber eine Möglichkeit, ihrer Trauer Ausdruck zu geben.

Später in New York will der Vater maximales Kapital aus Arethas erwachsener Stimme schlagen und ohrfeigt sie sogar vor den Augen des Produzenten, als sie für eine Studioaufnahme zu spät erscheint.

Dass sie als Frau andere Erfahrungen erleiden musste als ihr Vater, zeigt eine Szene in ihrer Kindheit. Ein Mann schleicht sich während einer Party des Pastors ins Zimmer des Mädchens. Später ist sie schwanger. Das Ereignis wird aber nicht weiter ausbuchstabiert, genauso wie sich Aretha Franklin über ihre frühe Schwangerschaft öffentlich bedeckt hielt.

Andere Konflikte werden dafür im Film deutlicher verarbeitet. Als nächster Mann in ihrem Leben wird Ted White eingeführt, der sie zuerst liebevoll umgarnt und auch als Manager vertritt, in späteren Jahren aber zunehmend unterdrückt. Oft bevormundet er sie bei Verhandlungen mit den Plattenfirmen und schlägt sie hinter verschlossenen Zimmertüren.

Respekt von allen

Ihre Schwestern Erma und Carolyn erinnern Aretha an den Rat der Mutter, sich aus gewalttätigen Beziehungen zu befreien. Zu dritt, mit den Schwestern als Background-Sängerinnen, landen sie dann auch gleich den titelgebenden Hit „Respect“, dessen Text genau zum Film passt: „All I’m askin’ is for a little respect when you come home.“

Diesen Respekt fordert die „Queen of Soul“ auch von ihren weißen Kollegen in den Südstaaten ein. In einer beeindruckenden Szene fährt sie mit Ted White und ihrem Produzenten in ein ländliches Aufnahmestudio in Alabama, wo die Bandmitglieder sich zwingen müssen, ihre rassistischen Kommentare zurückzuhalten. Doch Aretha Franklin setzt sich ohne große Aufregung an den Flügel und überzeugt die Musiker, als sie aus einer simplen, aber lahmen Melodie durch bloßes Rhythmisieren und Pausieren einen spannenden Song formt. Die feindselige Stimmung löst sich durch eine Jam-Session, in der sich alle gegenseitig inspirieren.

Schauspielerin Jennifer Hudson, selbst eine Gesangsikone des R&B, leiht Aretha Franklin ihre eigene grandiose Stimme und überzeugt mit ihrer selbstsicheren Ruhe, die für Entspannung zwischen den Männern sorgt. Zeitgeschichte wird hier gekonnt mit Franklins Lebensgeschichte verflochten. Andere historische Ereignisse wie etwa die Festnahme der Bürgerrechtlerin Angela Davis, die Franklin öffentlich verteidigte, wirken dagegen lose hinzugefügt.

Der Kreis schließt sich

Der erzählerische Kreis schließt sich, wenn Aretha Franklin Anfang der 1970er-Jahre ihr Gospel-Album „Amazing Grace“ aufnehmen möchte. Dazu kehrt sie zur Kirche und zum Kirchenchor ihres Vaters zurück, zu den Ursprüngen, mit denen sie mehrmals gebrochen hatte. Vater und Tochter versöhnen sich, und so fühlt sich der Film letztendlich wie einer ihrer Songs an – schmerzvoll, aber erbaulich.

Brüche in Aretha Franklins Biografie, etwa der Missbrauch der Minderjährigen, der Tod der Mutter, die Gewalt von Männern und ihre Alkoholsucht, werden als Rückschläge gezeigt, die überwunden werden können. Das mag angesichts der sepiahaften Retro-Ausstattung, der butterweichen Kameraführung und der souligen Songs geglättet wirken, doch ihrem Image als „Queen of Soul“ wird der Film mehr als gerecht.

Erschienen auf filmdienst.deRespectVon: Michael Kohl (25.1.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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