Szene aus Sharknado
Filmplakat von Sharknado

Sharknado

85 min | Science Fiction, Horror, TV-Film | FSK 16
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Mit verheerenden und gefährlichen Wirbelstürmen kennt man sich an der amerikanischen Küste eigentlich aus. Hier weiß man, was man zu tun hat und wie man sich, sein Haus und seine Lieben zu schützen hat, wenn ein Tornado kommt. Doch dieser ist anders. Der Orkan, der unaufhaltsam auf Los Angeles zusteuert, bringt den hier lebenden Menschen nämlich nicht nur jede Menge Regen und kräftige Windböen. Er spült auch Haie an Land - und die sind hungrig! (j.b.)
Vor zehn Jahren, im Jahr 2013, betrat ein Film die Bühne, der schnell zum Gesprächsthema wurde: “Sharknado“. Was folgte, war eine Welle des Erfolgs, die mehrere Fortsetzungen und eine Flut von Merchandising-Artikeln hervorbrachte. Doch der wahre Zauber von “Sharknado” liegt nicht nur in seiner Popularität, sondern auch in seiner Fähigkeit, sich in der Popkultur zu verankern. TV-Shows, Filme, Musikvideos und sogar Memes zollten dem Film Tribut und zeigten Parodien und Anspielungen. Dieser Kultfilm, der Selbstironie, spektakuläre Action und unbeschwerten Spaß in sich vereint, erinnerte uns daran, dass Unterhaltung nicht immer ernst oder tiefgründig sein muss.

Filmkritik

Im Fernsehen geben sie dem Klimawandel die Schuld. Ein Ladenbesitzer dagegen ist überzeugt, dass die Regierung hinter allem steckt. Auf jeden Fall ist die natürliche Ordnung aus den Fugen geraten. Über dem Ozean entstehen Tornados, die über Los Angeles hinwegziehen und eine tödliche Beigabe mit sich führen: Hunderte von Haifischen fallen auf die Stadt hinab und drohen, die Bevölkerung grausam zu zerfleischen. Da bei Polizei, Militär und städtischen Behörden offenbar gerade alle ihren freien Tag haben, bleibt es einem kleinen Trupp aufrechter Bürger überlassen, sich gegen den Haiterror zur Wehr zu setzen. Der Barbesitzer Fin, dessen Ex-Frau und die Kinder, ein australischer Surfer und eine Kellnerin ziehen beherzt in den Kampf und bringen sowohl die heimtückischen Biester, die auch auf Autos springen oder aus Kanaldeckeln schießen, als auch die Wirbelstürme mit Schusswaffen, Kettensägen und selbstgebastelten Bomben zur Strecke.

Da Menschen nicht gern in haiverseuchte Gewässer steigen, müssen die Haie eben zu den Menschen kommen – selbst wenn ein Wirbelsturm dazu nötig ist. So muss man sich wohl die Überlegungen innerhalb der Billigfilmschmiede „The Asylum“ vorstellen, als sie den Hai-Horrorfilm „Sharknado“ in Auftrag gaben. Absurder als dessen Plot ist im Grunde nur noch seine unwahrscheinliche Erfolgsgeschichte. Keiner der Beteiligten hatte an mehr als einen weiteren Trashfilm für den Fernsehsender „Syfy“ gedacht, der im Titel bereits alles verrät, was man über den Inhalt wissen muss und damit nahtlos an frühere Produktionen wie „Sharktopus“ (2010) oder „Piranhaconda“ (2012) anschließen konnte. Doch nach seiner Fernsehausstrahlung avancierte der Film rasch zum größten Überraschungserfolg dieses Jahres. Mehr als 350 000 teils ent-, teils begeisterte Twitter-Einträge innerhalb weniger Stunden führten letztlich dazu, dass „Sharknado“ nun auch in Deutschland im Kino anläuft.

Ist das nicht zu viel der Ehre für einen Film, der abgesehen von seinem Titel formal wenig Bemerkenswertes zu bieten hat? Denn handwerklich bewegt sich „Sharknado“ in allen Belangen auf unterstem Niveau: Wetter und Lichtverhältnisse ändern sich praktisch mit jeder Einstellung, eine Busladung gerade geretteter Schulkinder verschwindet kommentarlos, die Spezialeffekte sind lachhaft und die Schauspieler durch die Bank miserabel. Dazu gibt es alle möglichen Verwicklungen von Scheidungskonflikten über elterliche Vernachlässigung bis zum unvermeidlichen frühkindlichen Hai-Trauma, die nur dazu dienen, die Zeit zwischen den einzelnen Attacken der aggressiven Killerfische zu füllen.

„Sharknado“ seine intellektuelle Dürftigkeit und primitive Machart vorzuwerfen, wäre allerdings ebenso unangebracht, wie wenn man einen Regisseur wie Terrence Malick daran messen würde, dass seine Filme wenig Sinn für Situationskomik und Actionszenen verraten. Denn der Dilettantismus ist bei den Produktionen von „The Asylum“ Programm, und die von der Internetgemeinde aufgestellte Vermutung, dies sei womöglich der schlechteste Film aller Zeiten, daher maßlos übertrieben. Zumal Regisseur Anthony C. Ferrante und Drehbuchautor Thunder Levin weder die Selbstüberschätzung eines Ed Wood („Plan 9 from Outer Space“, fd 24 133) oder Tommy Wiseau („The Room“) teilen noch den obsessiven Geltungsdrang hinter Megaflops wie „Battlefield Earth“ (fd 35 021). Die Anhäufung der Klischees spricht im Gegenteil dafür, dass sie den Film durchaus parodistisch angelegt haben, insbesondere, wenn auch die Figuren sich untereinander die Absurdität des Ganzen bestätigen: „Haie? Das habe ich wirklich nicht kommen sehen.“

Der Maßstab, an dem „Sharknado“ gemessen werden will, ist sein einziges Versprechen: Haie zu zeigen, die von Tornados durch die Luft gewirbelt werden. Niemand kann behaupten, dass der Film diesem Anspruch nicht gerecht wird.

Erschienen auf filmdienst.deSharknadoVon: Marius Nobach (21.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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