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The Home

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Max (Pete Davidson) hat keine Wahl: entweder Gefängnis oder vier Monate Sozialdienst in der Green Meadows-Altersresidenz. Aquafitness, Theatertruppe, rauschende Kostümpartys – den Senior:innen scheint es hier prächtig zu gehen. Doch schon ab der ersten Nacht in dem labyrinthartigen Anwesen wird Max von Albträumen gequält. Und immer wieder diese unheimlichen Schreie, die vom vierten Stock kommen, dessen Zugang ihm strengstens verwehrt ist. Als ihm die freundliche Norma erst zuflüstert, er sollte dringend von hier abhauen, und am nächsten Morgen dann direkt vor seinen Augen in den Tod stürzt, ist er geschockt. Aber ihre letzte Botschaft lässt ihn nicht gehen: „Find the marked ones!“

Das Heim, in dem Max (Pete Davidson) seine Sozialstunden ableisten muss, wirkt so einladend wie das Overlook-Hotel aus „Shining“: Die Augen der Statuen auf dem Grundstück scheinen ihn zu verfolgen, und die runzeligen Gesichter der Einwohner gaffen ihn durch die Fenster an. Beim Gang durch die dunklen Flure kann er sich nie sicher sein, ob er gerade wirklich etwas gesehen hat oder nur seine Fantasie mit ihm durchgeht. Die aggressivsten Insassen sind im vierten Stock eingesperrt, den Max nicht betreten darf, doch nachts hört er aus diesem Obergeschoss dumpfe Schreie und wird von albtraumhaften Visionen um den Schlaf gebracht. Es entspinnt sich ein haarsträubender Generationskonflikt der etwas anderen Art.

Nacktes Grauen mit grauen Haaren

Gleich am ersten Tag erlebt Max mit, wie sich zwei ältere Menschen eigenwilligen Sado-Maso-Praktiken hingeben. Solche kleinen Momente werden in „Forbidden Floor – The Home“ für einen kurzen Schock besonders bizarr inszeniert. Die Körper von Senioren sind im Filmkosmos, den Regisseur James DeMonaco entfaltet, fast immer abstoßend dargestellt; dass sie regelmäßigen Sex haben könnten, wird als etwas Widernatürliches gezeigt. Wie viele Horrorfilme lebt „Forbidden Floor“ davon, etwas Alltägliches so lange zu pervertieren, bis es die Zuschauer in Angst und Schrecken versetzt. In diesem Fall: die Angst vor dem Alter.

Eine unangenehme und bedrückende Atmosphäre kann man dem Film trotz der fragwürdigen, teils menschenverachtenden Wahl seiner Mittel nicht absprechen. Doch um diese zu kreieren, bedient er sich dermaßen breit an allen möglichen Schreckensbildern, dass alles in Beliebigkeit versinkt: Es wird gesabbert und gekreischt, Blut spritzt, Zähne werden gezogen, Augen durchstochen. Ein Potpourri an Standard-Horrorkost, für das Schockmomente alles sind und der Rest nichtig wird.

Vom Klassenbesten abgeschrieben

Wer in den vergangenen 15 Jahren auch nur ansatzweise Interesse am Horrorkino gezeigt hat, wird sich bei „Forbidden Floor“ häufig an die großen Erfolgsfilme des Genres erinnert fühlen. Die Umsetzung wirkt jedoch nicht wie eine exakte Kopie, sondern wie dümmliche Abschreiberei. Regisseur James DeMonaco, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, orientiert sich zwar an den Werken, die über die letzte Dekade eine Renaissance des anspruchsvollen Horrorfilms eingeläutet haben, lässt aber ihre Substanz und Finesse vermissen. Wie schon bei seiner „Purge“-Reihe geht er lieber mit dem Holzhammer vor und hat damit einmal mehr Schwierigkeiten, die richtigen Zwischentöne zu treffen: Während sich die Prämisse von „The Purge“ wie eine Horrorsatire anhört, aber sich dahinter ein Film verbirgt, der eigentlich schockieren will, ist es bei „Forbidden Floor“ genau umgekehrt. Die Geschichte über einen jungen Mann, der seinen Bruder verliert und sich bei der Arbeit im Altersheim mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert sieht, ist derart dramatisch aufgeladen, dass humoristische Elemente zunächst wie Fehltritte wirken. Erst gegen Ende macht der Film klar, dass er eigentlich witziger sein will, als die vorherige Stunde hat erahnen lassen.

Für lustvollen Trash zu inkonsequent

Die Nische, in die „Forbidden Floor“ perfekt passen könnte, ist die Welt der Heimvideo-B-Movies. Der Film umarmt dieses Image jedoch erst im finalen Akt, indem er so absurd wird, dass man zweifelt, ob das alles wirklich ernst gemeint sein kann. Nur um dann kurz darauf das Niveau nochmals nach unten zu korrigieren und dadurch jeden Zweifel auszuräumen. Wenn der Trashfaktor der letzten Szenen sich durch den ganzen Film gezogen hätte, wäre er immerhin in sich stimmig und für Fans des Trashigen ein Fest gewesen, doch leider benötigt er für diesen Stimmungsumschwung zu lange und lässt ihn zu unvorbereitet kommen.

Selbst der ansonsten als Komiker bekannte, charmant chaotische Pete Davidson muss sich zurückhalten, um die schwermütige Atmosphäre nicht versehentlich vorzeitig aufzulockern. Es wirkt fast so, als wäre DeMonaco mit einem ernsthaften Drehbuch nicht weitergekommen und hätte sich auf halber Strecke dafür entschieden, aus seinem Film einen Witz zu machen – ehe es das Publikum tut. Die Pointe sitzt zwar, aber bis man dort angekommen ist, wachsen selbst eingefleischten Genrefans graue Haare.

Veröffentlicht auf filmdienst.deThe HomeVon: Christoph Dobbitsch (1.12.2025)
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