Szene aus Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs
Filmplakat von Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs

Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs

200 min | Abenteuer, Action, Fantasy | FSK 12
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Die Übriggebliebenen aus der Gemeinschaft des Rings machen sich auf den Weg zur endgültigen Schlacht in Mittelerde, während sich die Hobbits Sam und Frodo Mordor nähern, weil sie einen Ring eigenhändig zerstören wollen, um das Böse zu stoppen. Die Anhänger Saurons und Gollum mit seinen hinterlistigen Plänen machen ihnen einen Strich durch die Rechnung. (sir)

Filmkritik

„Well, I’m back“, sagt Sam mit einem tiefen Atemzug vor seinem Hobbit- Haus. Diese Rückkehr bildet den metaphorischen Abschluss der Trilogie, der im Kino als behutsames Auftauchen aus der Fantasy-Welt von Mittelerde inszeniert ist. Dieser ritualisierte, über verschiedene Szenen führende Abschied ist auch dringend nötig, um das gewaltige Erzähluniversum von J.R.R. Tolkien und Peter Jackson verlassen zu können. „Die Rückkehr des Königs“ ist dabei der beste Teil der Trilogie, denn er findet eine gelungene Balance aus Schlachtszenen und intimen Momenten. Der Angriff von Saurons Truppen auf Minas Tirith, die Hauptstadt des Königreiches Gondor, übertrifft im Ausmaß und in der Überzeugungskraft noch die Szenen aus „Herr der Ringe – Die zwei Türme“ (fd 35 197). Noch mitten im wildesten Schlachtgetümmel finden der Zauberer Gandalf und sein Hobbit- Freund Merry einen Moment der Stille, in dem sie über den Tod und das Leben danach philosophieren. Selbst in den schwierigsten dramaturgischen Momenten wie die Krönung des Königs mit der Begegnung zwischen Aragorn und Arwen gelingt es Peter Jackson, dem Fantasy-Genre gerecht zu werden. Werktreue ist oberstes Prinzip, und so rundet die „Rückkehr des Königs“ ein Gesamtbild, das die literarische Vorlage kongenial in das Bildmedium übersetzte. Jackson hat erneut einen epischen Atem fließen lassen und beglückt seine Fangemeinde mit der gelungensten Filmtrilogie seit Jahrzehnten.

Als heimlicher Star des mehr als neunstündigen Epos erweist sich dabei die computeranimierte Figur Gollum, die den Übergang vom zweiten zum dritten Teil bildet. Eingangs blendet der Film zurück in die idyllische Zeit der Hobbits. Smeagols Freund Deagol wird beim Fischfang von einem kräftigen Hecht ins Wasser gezogen und entdeckt auf dem Grund des Teiches den Ring. Zurück an Land, beginnt die böse Kraft des Fundes unmittelbar zu wirken. Im Streit erwürgt Smeagol seinen Freund, um dessen Fund an sich zu nehmen, und verwandelt sich darauf in das gespaltene Schattenwesen Gollum. Der kleine wendige Allesfresser mit dem seltsam aggressiven Oberton in seiner Stimme verliert irgendwann den Ring, woraufhin ihn eine verzweifelte Suche durch Mittelerde führt, bis er seinen „Schatz“ bei Frodo wiederfindet, der mit seinem Gefährten Sam den Ring zum Schicksalsberg bringen will, um ihn zu zerstören. Gollum dient den beiden als unterwürfig-gieriger Pfadfinder durch die furchterregende Landschaft von Mordor. Seine Mimik und Körpersprache definieren dabei den „state of the art“ computergenerierter Gestalten: Nie war im Kino eine Figur so lebendig und durch Tiefendimension charakterisiert wie hier, wobei das Selbstgespräch Gollums mit Smeagol den Höhepunkt bildet, in dem die innere Zerrissenheit der Figur erlebbar wird.

Die Erzählung führt nach der Eingangssequenz die große Parallelmontage weiter, in der Frodo mit seinen beiden Begleitern den leidensvollen Weg zum Vulkan verfolgt, während der andere Strang die Geschichte der Gefährten und der gewaltigen Schlachtereignisse weiterentwickelt. Gandalf, Aragorn, Legolas und Gimli treffen die Hobbits Pippin und Merry beim Turm des besiegten Zauberers Sarumans. Der Gegenspieler von Gandalf kommt in „Die Rückkehr des Königs“ nicht mehr vor, worin Jackson etwas von der Vorlage abweicht. Dafür führt er die Gruppe nach Rohan, wo sich ein neues Heer sammelt, um dem Königreich Gondor zu Hilfe zu eilen. Allen ist klar, dass die sechstausend Reiter nicht genügen, um Mordors Horden die Stirn zu bieten. Deshalb übernimmt Aragorn mit Unterstützung des Elben Elrond den Auftrag, die Armee der Geister zu rufen, die dem König von Gondor noch einen Kriegsdienst schulden. Gandalf reitet derweil mit Pippin in Windeseile nach Minas Tirith, wo sich Denethor als schwacher Vertreter der Königslinie erweist. Auf den ersten Ansturm des Feindes antwortet Denethor mit einem unvernünftigen Gegenangriff: Die Mission seines Sohnes Faramir führt in den sicheren Tod. Gandalf übernimmt die Befehlsgewalt in der Stadt, benachrichtigt durch Höhenfeuer das Heer von Rohan und baut den Widerstand Gondors gegen die anstürmenden Legionen aus.

In den spektakulären Schlachtszenen erweist sich Jackson einmal mehr als begnadeter Inszenator des Krieges, den Jim Rygiel zu Recht als „World War Zero“ bezeichnet hat. Die gnadenlose Schlacht um Minas Tirith ist durch die Spezialeffekte noch stärker auf eine Überwältigungsästhetik angelegt und hat einen viel größeren Resonanzraum, weil die Charaktere reichhaltiger sind und die Geschichten den Geist Shakespearescher Familiendramen atmet: Elefanten-Kreaturen namens Mumakil marschieren als archaische Panzer ins Geschehen, Orks, Uruk-Hais und Trolle stürmen mit allen Mitteln der Kriegskunst die schneeweiße Zitadelle von Minas Tirith, die auratisch-grüne Geisterarmee liefert sich erbitterte Gefechte mit den dunklen Orks. Der archaischen Gewalt entsprechen aber ebenso viele emotional berührende Momente: Faramir führt eine Selbstmordmission, um seinem verbitterten Vater Denethor seinen Wert zu beweisen, Eowin, die Frau der Tat, schützt ihren Onkel Theoden vor dem Angriff eines Nazgul und zerstört den Whitch King, der von keiner Männerhand getötet werden kann. Und nicht zuletzt das Drama zwischen den Freunden Frodo und Sam, das sich um Treue und Verrat dreht, trägt zur vertiefenden Grundierung bei.

In Peter Jacksons Filmen verzahnen sich weiträumige Landschaften, monumentale Schlachtszenen und die Epik der Erzählung zu einem vielschichtigen Ganzen. Die Trilogie ist ein Meilenstein im Fantasy-Genre und setzt in der Computeranimation von Charakteren einen neuen Standard. Demgegenüber wirken die Liebesgeschichten – bei Jackson wie auch schon bei Tolkien – seltsam unterentwickelt, was jedoch ein typisches Genremerkmal ist. Viel von der emotionalen Wirkung der Trilogie liegt im Drehbuch verborgen, das Fran Walsh mitgeschrieben hat. Sie ist die Lebenspartnerin von Jackson und arbeitete als Autorin auch im Produktionsteam mit. Zumindest auf Jacksons Seite ist die Trilogie damit ein Art Familienfilm. Im Kino erscheint sie auch deshalb als Glücksfall, weil sie eine gelungene Hommage an den Mythologen und Geschichtenerzähler Tolkien darstellt.

Erschienen auf filmdienst.deDer Herr der Ringe: Die Rückkehr des KönigsVon: Charles Martig (24.12.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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